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Richard Klugs Mission: Moderner Tanz

Festival-Jubiläum

Richard Klugs Mission: Moderner Tanz

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    Die Company Aleart (Italien/Frankreich) zeigt beim Kemptener Tanzherbst die Performance „Chimera“.
    Die Company Aleart (Italien/Frankreich) zeigt beim Kemptener Tanzherbst die Performance „Chimera“. Foto: Camilla Melani

    Richard Klug hat aufregende Monate hinter sich: Er musste erfahren, wie mühsam es ist, in Corona-Zeiten ein Festival zu organisieren. In seinem Fall ist es der Kemptener Tanzherbst. Der sollte diesmal was Besonderes werden, schließlich ist ein Jubiläum zu feiern. Zum 20. Mal findet der achttägige Veranstaltungsreigen mit regionalen und internationalen Companys statt. Zwei Jahre lang hat Klug zusammen mit seinem Team geplant. „Damit wir das Jubiläum angemessen feiern können.“ Nun hat das Covid-19-Virus einiges durcheinandergewirbelt. Doch eine Absage des Festivals kam für Klug nicht in Frage. Gegen alle Widerstände findet es vom 10. bis 18. Oktober statt. Allerdings in einer kleineren Ausgabe. Das Motto lautet deshalb auch nicht mehr „Von Mozart bis Bach“, sondern fast trotzig: „Weniger ist mehr“.

    „Es muss auch in diesen Zeiten Kultur geben“, sagt Klug. Zudem möchte er die Kontinuität wahren, schließlich hat er in den letzten 20 Jahren mit Beharrlichkeit ein treues Publikum herangezogen. Waren es beim Start im Jahr 2001 nur zwei Abende, so bot er in den vergangenen Jahren acht Tage lang fast jeden Tag Tanzkunst auf den beiden Bühnen des Kemptener Stadttheaters an. Durchschnittlich kamen 2200 bis 3000 Besucher. Das wollte er nicht aufgeben. Und deshalb hat der 57-Jährige in den vergangenen Monaten gekämpft, um die Jubiläumsausgabe des Tanzherbstes zu retten.

    Nigerianer dürfen nicht anreisen

    Fünf Performance-Abende sind es nun statt der ursprünglich geplanten acht. Die letzte Änderung vor wenigen Tagen traf Klug besonders hart: Eine Company aus dem afrikanischen Nigeria kann nicht anreisen. Stattdessen hat er die Mainzer Delattre-Company verpflichtet. Das sei ebenfalls eine erstklassige Truppe, versichert er.

    Dem Publikum Qualität, große Namen und eine internationale Vielfalt zu bieten, das war immer Klugs Anliegen. Das wird auch bei der abgespeckten Version des 20. Tanzherbstes so sein – sofern Corona nicht noch einen stärkeren Strich durch die Rechnung macht. Klug ist im ständigen Kontakt mit dem Gesundheitsamt und hat einige Vorsichtsmaßnahmen getroffen, damit sein Festival reibungslos über die Bühne gehen kann. Beispielsweise lässt er die Tänzerinnen und Tänzer früher anreisen. Sie müssen zudem aktuelle Tests mitbringen. Dennoch sei alles unübersichtlich, sagt Klug. „Es gibt täglich neue Herausforderungen.“ Vorbild ist für ihn Franz Tröger und dessen „Classix“. „Er hat mutig gezeigt, dass ein Festival möglich ist.“

    Richard Klug liebt zeitgenössischen Tanz und möchte die Leidenschaft weitergeben. „Ich mache das nicht aus Eitelkeit, sondern um die Leute zu begeistern“, sagt er. Deshalb gründeten er und Kaija Klug 1998 ein Studio in Kempten, das heute Kari-Tanzhaus heißt. Aus dem selben Grund riefen sie 2001 den Tanzherbst ins Leben. Selbstverständlich legten sie den Schwerpunkt auf modernen, zeitgenössischen Tanz – nicht auf klassisches Ballett. „Diese Art des Tanzens ist viel facettenreicher“, erklärt Klug. „Damit lassen sich mehr Geschichten erzählen.“ Man könne auf dem Boden rollen, Wände hinaufrennen, brüllen oder sich nackt ausziehen. Beim Ballett sei dies, trotz der Virtuosität, nicht machbar: „Die Möglichkeiten sind zu eingeschränkt.“

    Anfangs stemmte ein kleiner Kreis das Festival. Inzwischen habe er gelernt, Arbeit abzugeben, sagt Klug. Das Team aus Ehrenamtlichen umfasse nun etwa zehn Leute, wobei Ehefrau Kaija unter anderem die beiden Regional-Abende künstlerisch kuratiert. Inzwischen hat sich Klug ein weltweites Netzwerk an Kontakten aufgebaut. Das ganze Jahr über ist er – neben seiner Arbeit als Tanzpädagoge – mit dem Festival beschäftigt. Nicht nur mit der künstlerischen Seite, sondern auch mit der organisatorischen und finanziellen. Rund 80 000 Euro umfasst das jährliche Budget. Nur etwa 30 Prozent davon bringen die Kartenverkäufe in die Kasse. Den Rest muss sich Klug zusammensuchen. „Eine mühsame Sache“, sagt er. Immerhin helfen ihm die Stadt und das Land Bayern mit jeweils rund 13 000 Euro. Als Hauptsponsor unterstützt die BSG den Tanzherbst.

    Performances im Stadttheater:

    10. Oktober: Antonio Vivaldis „Die vier Jahreszeiten“ wird getanzt vom NRW-Juniorballett Dortmund (20 Uhr).

    11. Oktober: „Junger.Tanz.Schwaben“. Für das Projekt hat Tanzpädagogin Kaija Klug mit Schülern der Tom- Mutters-Schule Kempten und Ausbildungsschülern des Kari-Tanzhauses eine Choreografie zum Thema „Gutes Klima“ erarbeitet (17 Uhr).

    14. Oktober: An diesem Abend (20 Uhr) sind zwei Choreografien zu sehen: „Chimera“ von der Company Aleart (Italien/Frankreich) und „Interferencia“ vom Collectif Sola(s) (Frankreich/Costa Rica).

    15. Oktober: Um 20 Uhr stehen die beiden Choreografien „My blue is your green“ von Vaya Art of Human Movement (Freiburg/El Slavador) sowie „Nua“ der Tänzerin Nadine Gerspacher (Spanien) auf dem Programm.

    16. Oktober: Die Delattre Dance Company (Mainz) beschäftigt sich in „disTANZ“ mit der Situation und den Folgen des Abstandhaltens (20 Uhr).


    Tanz im Kino:

    Der Spielfilm „Nurejew – The White Crow“ ist am Montag, 12. Oktober, um 19.30 Uhr im Colosseum-Center zu sehen.

    Allgäu-Battle:

    Am Samstag, 17. Oktober, treten im Jugendhaus B-Girls und B-Boys in Zweierteams gegeneinander an; die Fights werden live ins Netz übertragen (14 bis 18 Uhr).


    Karte: Telefon 0831/870 23 23, online unter www.theaterinkempten.de, Festival-Programm online unter www.tanzherbst-kempten.de

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