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Deutschlands älteste Ferienstraße führt durch diese Traumorte im Allgäu

75 Jahre Romantische Straße

Deutschlands älteste Ferienstraße führt durch diese Traumorte im Allgäu

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    Die Romantische Straße ist Deutschlands älteste Ferienstraße.
    Die Romantische Straße ist Deutschlands älteste Ferienstraße. Foto: underworld - stock.adobe.com

    Tagestrip oder 5-Wochen-Trekking, Oldtimer oder E-Bike? Es gibt viele Möglichkeiten, die Romantische Straße zu erkunden. Deutschlands älteste Ferienstraße feiert in diesem Jahr ihren 75. Geburtstag. Sie führt von Würzburg nach Füssen, vom fränkischen Hügelland also bis zu den Allgäuer Alpen - und zu den schönsten Orten, die diese Gegend zu bieten hat.

    Auf der Romantischen Straße unterwegs an einem Tag

    Aus dem Bus purzelt eine bunte Truppe auf den Marktplatz von Weikersheim. Die beiden Brasilianer setzen ihre Schwarz-Rot-Gold-Käppis auf, das Paar aus Taiwan fährt die Selfie-Sticks aus, die an ihren Händen festgewachsen scheinen. Die US-Familie erkundigt sich, ob der Fußweg zum Schloss weit ist. „Einmal umfallen und wir sind da“, antwortet Keiko Ueno, die die internationale Reisegruppe anführt. Die Japanerin geht jede Woche auf romantische Tour, zeigt Touristinnen und Touristen aus aller Welt, wie hübsch das Stückchen Deutschland zwischen Franken und Allgäu ist.

    Heute hat sie zwei Dutzend Urlauber im Schlepptau, die eine Speed-Führung durch Schloss Weikersheim bekommen und danach zehn Minuten im zugehörigen Park verbringen. Der Stopp dauert eine gute halbe Stunde. Wenig später hält die internationale Reisegruppe im unterfränkischen Röttingen. Alle knipsen die hübschen Fachwerkhäuser, nach fünf Minuten geht es weiter. Der Bus fährt durch Wälder und Felder, kämpft sich die Hügel empor. Der Raps hat einen dichten, gelben Teppich geknüpft und ihn bis zum Horizont ausgerollt, bald sind erste Weinberge zu sehen. Reiseleiterin Keiko preist den fränkischen Wein und hat auch gleich kleine Bocksbeutel im Angebot. „Sie können aber auch in Rothenburg einkaufen.“ Die Mittelalter-Stadt ist der Höhepunkt des Trips, die Gäste dürfen drei Stunden bummeln. Keiko verteilt Rabatt-Coupons für den Weihnachtsshop in der Stadt, gibt Tipps, was man besichtigen sollte, und warnt vor dem Foltermuseum. „Da gibt es Sachen, die nicht jeder sehen will.“

    Für wen lohnt sich ein Bus-Trip? Für Eilige und Ersttäter, die bis dato nichts mit der Romantischen Straße am Hut hatten. Man sieht viel in kurzer Zeit, der Bus darf mitten in die historischen Zentren, um Zeit zu sparen. Dank der Reiseleiterin erfahren die Gäste viel über Region, Städte, Kultur und Historie. Die Tour startet jeden Sonntag in Frankfurt/Main und führt über Würzburg (Zustieg) und Rothenburg wieder zurück. Parallel fährt ein Bus ab München/Füssen über Donauwörth, Harburg, Nördlingen etc. nach Rothenburg. Die zehnstündige Fahrt kostet 99 Euro. https://romanticroadcoach.com

    Die Japanerin Keiko Ueno führt internationale Touristengruppen entlang der Romantischen Straße.
    Die Japanerin Keiko Ueno führt internationale Touristengruppen entlang der Romantischen Straße. Foto: Christian Schreiber

    Von Würzburg bis Füssen zu Fuß in fünf Wochen

    Rieseleitern Keiko Ueno schafft die Romantische Straße an einem Tag, hat die Tour aber auch schon auf fünf Wochen ausgedehnt. Während Corona nahm sie sich die Zeit, um die 500 Kilometer lange Route abzuwandern. Klar, dass da nicht immer alles nach Plan läuft. „Gleich das erste Schild in Würzburg zeigte in die falsche Richtung.“ Die Japanerin hat akribisch Buch geführt, wenn Wegweiser falsch waren oder fehlten. Ein Service-Trupp hat die Fehler mittlerweile ausgebessert, sodass niemand mehr auf einen Irrweg geschickt wird. Zusätzlich zur Wanderroute, hat sie noch Extra-Etappen eingebaut wie die Schlösser-Runde in Schwangau oder den Schäferweg im Geopark Ries. Am Ende zeigte das GPS von Keiko nicht 500, sondern 816 Kilometer an. Das große Plus aus Sicht der Japanerin: Wer läuft, sieht viel mehr.

    Das Naturerlebnis bleibt auf der Strecke, wenn man alles nur durch die Fensterscheibe betrachtet. Die Wander-Variante ist die romantischste Form, um die Ferienstraße zu erleben. Man durchquert kleine Täler, folgt gemächlichen Flüssen, erklimmt Aussichtspunkte und erobert Schlösser und Burgen, die auf dem nächsten Hügel thronen. Jeden Tag malt die Natur ein neues Landschaftsbild. „Ich hätte nicht gedacht, dass die Tour so abwechslungsreich und sportlich ist“, erzählt Keiko. „Es ist sehr hügelig, nur am Lech wird es mal flacher.“

    Wer wandert schon 500 Kilometer? Wanderfreunde können in der Pilgerweg-Taktik verfahren und sich jedes Jahr einen Abschnitt vornehmen. Die fünf Lieblingstouren von Keiko: Wertheim-Gamburg, Taubertal, Mönchsdeggingen-Harburg, Landsberg-Teufelsküche, Halblech-Hohenschwangau. Auf der offiziellen Homepage kann man die GPS-Daten für alle Touren herunterladen oder auch den Wanderführer Romantische Straße bestellen.  www.romantischestrasse.de

    Mit einem Oldtimer, in diesem Fall ein Opel Kapitän Baujahr 1951, lässt sich die Romantische Straße entschleunigt erleben.
    Mit einem Oldtimer, in diesem Fall ein Opel Kapitän Baujahr 1951, lässt sich die Romantische Straße entschleunigt erleben. Foto: Christian Schreiber

    Auf der Romantischen Straße entschleunigt Reisen mit dem Oldtimer


    Sobald man Platz genommen hat auf dem sofaähnlichen Oldtimer-Sitz ändert sich der Blickwinkel auf die Welt da draußen, wo Hektik und Zeitdruck dominieren. Jetzt geht es nicht mehr darum, möglichst schnell von W nach F zu kommen, also von Würzburg nach Füssen. Vielmehr stellt eine Oldtimer-Reise eine Entscheidung dar, sich achtsam durch die Landschaft zu bewegen, zu entschleunigen, um Natur und Städte intensiv wahrzunehmen. Und vielleicht würde mit so einem Oldtimer sogar Keiko, die japanische Fremdenführerin, noch etwas Neues entdecken.

    Der Oldtimer-Reisende verwandelt sich also in einen Slow-Traveller. Wie passend: Der Opel Kapitän ist Baujahr 1951, ist also ein Jahr jünger als die Ferienroute der Romantischen Straße. Beide sind Sinnbilder für den Wirtschaftsaufschwung, der nach dem Krieg einsetzte. Mit der Romantischen Straße als Werbebotschaft versuchte die Bundesrepublik ein anderes, neues Bild von Deutschland zu vermitteln. Vor allem Urlauber und Urlauberinnen aus Amerika sollten kommen. Schließlich liegt die Romantische Straße passend zwischen den Flughäfen Frankfurt und München und damit auch in jener Region, wo Zehntausende US-Soldaten stationiert waren.
    Gemächlich geht es im Oldtimer dahin. Die Tour führt durch charmante Städte. Donauwörth, Nördlingen oder Landsberg. Hier hat sich um einen historischen Kern starke Industrie angesiedelt, die attraktive Arbeitsplätze bietet und hohe Lebensqualität ermöglicht.

    Tipps für den Oldtimer-Trip: Die Reise im historischen Fahrzeug ist etwas für geduldige Menschen. Eine Empfehlung: auch mal dort halten, wo der Rest nur vorbei düst. Die Romantische Straße umfasst 29 Städte und Orte. Anregungen für einen Stop: die Pestsäule in Wallerstein, die Gotische Tauberbrücke in Lauda-Königshofen oder der Kreuzgang in Feuchtwangen. Ein Oldtimer lässt sich auch mieten: ab Rothenburg z.B. über www.ottochrom.de

    Füssen ist das Ziel der Romantischen Straße.
    Füssen ist das Ziel der Romantischen Straße. Foto: AZ

    Die Romantische Straße ist ideal für Radfahrer

    Wenn Keiko, die Fremdenführerin mitradeln würde, würde sie vielleicht zwei besondere Abschnitte empfehlen: der beliebte Radfernweg „Liebliches Taubertal“ führt von Wertheim bis Rothenburg. Das sind rund 100 Kilometer, also zwei Tages-Etappen, damit auch genügend Zeit für Sightseeing bleibt. Die Route schmiegt sich eng an die Tauber, verläuft auf beiden Seiten des Flusses. Sie steht für Vieles, was die Romantische Straße im nördlichen Teil auszeichnet: Weinberge, mittelalterliche Ortschaften, Schlösser und Burgen. Das Highlight im Süden ist die finale Etappe im Allgäu: Wer an der Wieskirche steht und auf die Alpen blickt, darf sich schon auf die Königsschlösser Hohenschwangau und Neuschwanstein freuen. Spätestens in der historischen Altstadt von Füssen haben sich die Radler und Radlerinnen dann einen Schneeballen verdient, den man auch in anderen Orten entlang der Route kaufen kann. Das frittierte Gebäck hat zwar ordentlich Kalorien, ist aber eine Sünde wert.

    Aber auch für Radfahrer gilt: Wer die unbekannten Regionen erkundet, wird belohnt. Ein Beispiel ist das Städtchen Friedberg, das zum Jubiläum der Romantischen Straße eine eigene, knapp 30 Kilometer lange Radtour kreiert hat, die in Herzform durch die Region führt. Man stößt auf die Paar, ein kleines Flüsschen, das nach Herzenslust Bögen schlagen und Schleifen ziehen darf. Zum Finale stattet man der Wallfahrtskirche Herrgottsruh einen Besuch ab. www.friedberg.de  

    Rat fürs Rad: Wer die Romantische Straße komplett bewältigen will, muss mit rund 500 Kilometer Strecke rechnen. Dafür sollte man zehn Etappen kalkulieren. Die Radroute besteht bereits seit den 1980er-Jahren und ist sorgfältig ausgeschildert. Großes Plus der Tour: Die Strecke verläuft durchgängig auf Nebenwegen. Die empfohlene Richtung führt von Norden nach Süden, wobei in Summe rund 600 Höhenmeter zu bewältigen sind. Vorteil: Auf diese Weise ist man in der Regel mit Rückenwind unterwegs. GPS-Tracks gibt es auf der Homepage, auf der sich auch ein Radtourenbuch bestellen lässt.   

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