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Säulinghaus in Tirol: Wanderung, Verpflegung, Übernachtung mit der AZ Plus-Hüttenserie

Hütte am Säuling bei Füssen

Tierische Begleiter und Tiroler Tequila: Das Säulinghaus und seine Überraschungen

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    Wenn Wanderer am Säuling abstürzen, ist der Hüttenwirt des Säulinghauses oft einer der Ersten an der Unfallstelle.
    Wenn Wanderer am Säuling abstürzen, ist der Hüttenwirt des Säulinghauses oft einer der Ersten an der Unfallstelle. Foto: Sophia Ungerland/Montage: AZ

    Rundum ist der Himmel wolkenverhangen - doch auf der Terrasse des Säulinghauses (1.720 Meter) scheint (noch) die Sonne. Dort sitzt Hüttenwirt Albert Kerber mit einigen Gästen gemeinsam am Tisch. "Manche kommen jede Woche hier rauf", erzählt der 41-Jährige. Er hat also seine Stammkundschaft. Gerade in der Gruppe sei die Spezialität des Hauses zu genießen: der "Tiroler Tequila". Was ist das? "Das kann ich nicht verraten", sagt der Betreiber und lacht. "Es ist eine Überraschung". Die Idee dazu sei eines Abends mit drei Einheimischen "aus einem blöden Geschwätz" heraus entstanden. Als Erfinder des "Tiroler Tequila" möchte Kerber sich allerdings nicht bezeichnen. Er ist sich nicht sicher, ob nicht andere Hütten die Spezialität bereits vor ihm angeboten haben.

    Seit sieben Jahren betreibt Albert Kerber das Säulinghaus und hat in dieser Zeit viel erlebt. Besonders in Erinnerung geblieben sind ihm die Einsätze am Berg. Der 41-Jährige ist Mitglied der Bergwacht. Wenn Menschen an dem felsigen 2000er verunglücken, ist Kerber oft einer der Ersten am Unfallort. Entweder geht ein Anruf der Bergwacht bei ihm ein oder er hört direkt die Schreie der Bergsteiger, die mit dem Gestürzten unterwegs sind. "Der, der fällt, schreit nicht mehr", sagt Kerber.

    "Da geht es um Leben und Tod" - Hüttenwirt des Säulinghauses bei Rettungsaktion

    In Notfällen wie diesen lässt der Hüttenwirt alles stehen und liegen und macht sich auf zur Unfallstelle. "Dann gibt es halt derweil keine Bewirtung", sagt Kerber. Vorrang hat der Verletzte am Berg. "Da geht es um Leben und Tod." Wenn er nach dem Einsatz wieder ins Säulinghaus zurückkommt, brauche er erst einmal seine Ruhe. "Schlimm ist es, wenn man den Gestürzten kennt", sagt Kerber. Auch das sei schon vorgekommen. Nähere Details möchte er nicht erzählen. (Lesen Sie auch: Video vom Säuling: Blogger klettert steilen Ostgrat ohne Seil hinauf - "Nicht nachahmen!")

    "Man nennt den Säuling auch Blutsberg", sagt der Hüttenwirt. "Ein oder zwei Menschen sterben jedes Jahr am Säuling." Diese Geschichten zählen zu Kerbers schlimmsten Erfahrungen in seiner Zeit als Hüttenwirt.

    Steinböcke am Säuling: In Einklang mit dem Hüttenwirt des Säulinghauses

    Er habe allerdings auch viel Positives erlebt. Dazu gehört zum Beispiel seine Verbundenheit zu den Steinböcken, vor allem zu dem Alpha-Männchen im Rudel. "Er hat so ein Vertrauen gehabt, dass er mir fast schon aus der Hand gefressen hat", sagt Kerber. "Sie kennen mich und meine Stimme." Auch mit Hüttenhund Caylo, einem 6,5-jährigen Hovawart, habe es keine Probleme gegeben.

    Diese Aussicht ins Allgäu bietet sich dem Wanderer auf dem Weg zum Säulinghaus.
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    8 Bilder
    Auf dem Weg zum Säulinghaus in Tirol werden Wanderinnen und Wanderer ab und an von Steinböcken begleitet. An der Hütte angekommen überrascht Hüttenwirt Albert Kerber seine Gäste mit einer ganz besonderen Spezialität: Tiroler Tequila.

    Vor Menschen hätten die Steinböcke keine Angst. So erzählt der Hüttenbetreiber, wie sich eines Tages drei Steinböcke auf dem Steig zum Säuling mittig in den Weg legten. Ober- und unterhalb stauten sich die Menschen. "Ein Wanderer hat schließlich einen Stock geworfen", erzählt Kerber. Der Steinbock sei daraufhin aufgestanden, habe mit den Hufen gestampft und den Bergsteigern einen Schrecken eingejagt. Dann habe er sich einfach wieder hingelegt. Die Wanderer mussten warten, bis die Steinböcke von selbst den Weg frei machten. (Lesen Sie auch: Gefährliche Krankheit befällt immer mehr Steinböcke in Allgäuer Hoch-Alpen)

    "Schönster Aussichtsberg": Vom Säuling bis nach München und Augsburg blicken

    Seit 2014 betreibt Kerber das Säulinghaus. Zuvor war er 13 Jahre lang Filialleiter bei einer Supermarktkette in Füssen gewesen. Doch dann hat er sein Leben umgekrempelt. "Ich wollte weg von dem Alltagsstress", sagt er. Für das Säulinghaus habe er sich wegen der Nähe zu seinem Wohnort Breitenwang und wegen der Aussicht entschieden. Dort oben reicht der Blick sowohl ins Lechtal in Tirol als auch ins Allgäu hinüber. Den 2.047 Meter hohen Säuling bezeichnet Kerber sogar als "schönsten Aussichtsberg" der Region. "Wenn das Wetter gut ist, sieht man über den Ammersee und den Starnberger See bis nach München und Augsburg."

    Wetter ist das passende Schlagwort für unsere Redakteurin. Im Angesicht der aufziehenden Regenwolken macht sie sich eilig an den Abstieg - und wird auf den letzten Metern vor dem Parkplatz doch noch nass.

    Zahlen und Fakten zum Säulinghaus

    • Höhe: 1.720 Meter
    • Schlafplätze: etwa 45 - aktuell werden aufgrund der Corona-Pandemie weniger Plätze vergeben. Gäste müssen sich vorher anmelden.
    • offizielle Eröffnung: Januar 1927
    • Betreiber: Albert Kerber
    • Außenbereich: Terrasse mit Blick ins Lechtal und ins Allgäu
    • Hinweis: In Österreich gilt die 3G-Regel (Geimpft, Getestet oder Genesen)

    Wanderwege und Bergtouren zum Säulinghaus

    Aufstieg von Pflach in Tirol zum Säulinghaus:

    • Startpunkt: Parkplatz Säulinghaus (kostenfrei)
    • Aufstieg: zwei Stunden
    • Höhenmeter: 880
    • Auswahl zwischen Steig oder Fahrweg
    • Ausblick ins Lechtal und ins Allgäu

    Aufstieg von Hohenschwangau im Ostallgäu zum Säulinghaus:

    • Startpunkt: Parkplätze in Hohenschwangau (gebührenpflichtig)
    • Aufstieg: drei Stunden
    • Höhenmeter: 980
    • Ausblick auf Schloss Neuschwanstein und die Marienbrücke
    • Weg führt um den Pilgerschrofen herum

    Wer noch nicht genug hat, kann vom Säulinghaus in circa einer Stunde den Gipfel des Säulings erklimmen.

    Lesen Sie auch: AZ Plus-Serie "Burgen im Allgäu": Wir lüften die Geheimnisse von elf Burgen in der Region

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