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Schlagzeuger Magnus Dauner trommelt für Kunst und Kultur

Musik und Politik

Schlagzeuger Magnus Dauner trommelt für Kunst und Kultur

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    Macht nicht nur leidenschaftlich Musik, sondern mischt sich auch gern gesellschaftspolitisch ein: Schlagzeuger Magnus Dauner.
    Macht nicht nur leidenschaftlich Musik, sondern mischt sich auch gern gesellschaftspolitisch ein: Schlagzeuger Magnus Dauner. Foto: Matthias Becker

    Dass Kunst und Kultur keinen großen Stellenwert in der Politik genießen, ist vielen Kulturschaffenden schon lange klar. Aber die Corona-Pandemie zeigte nun erst recht, wie gering der Einfluss von Musikern, Theaterleuten, Tänzerinnen, Bildenden Künstlern, Kinobesitzerinnen oder Veranstaltern im gesellschaftspolitischen Entscheidungsprozess ist. Beim Aushandeln von Corona-Regeln war von ihnen kaum die Rede. Wenn es um Verschärfungen ging, waren sie sofort betroffen, bei Lockerungen dagegen hatten sie bis zum Schluss zu warten. Magnus Dauner will das ändern. Der aus Obergünzburg stammende und in Kempten lebende Schlagzeuger trommelt seit einiger Zeit vehement für die Interessen seiner Zunft. „Wir sind zu wenig auf der Bildfläche vorhanden“, sagt der 34-Jährige. „Und wenn doch, dann treten wir zu leise auf.“

    Magnus Dauner fordert eine gerechte Bezahlung für Künstlerinnen und Künstler

    Seit ein, zwei Jahren tritt er persönlich lauter auf. Zu Beginn der Pandemie kritisierte er in einem offenen Brief an Politiker und regionale Unternehmer die Praxis, Künstlerinnen und Künstler mit Spenden abzuspeisen anstatt ihnen faire Gagen zu zahlen und damit ihrer Arbeit respektvoll zu begegnen. Dauner forderte eine „gerechte Bezahlung der Künstler, die nicht auf der Spendenbereitschaft des Publikums basiert“.

    Engagiert sich für die Belange von Musikerinnen und Musikern: Magnus Dauer aus Kempten.
    Engagiert sich für die Belange von Musikerinnen und Musikern: Magnus Dauer aus Kempten. Foto: Matthias Becker

    Inzwischen ist Dauner auch in mehreren Verbänden aktiv – ehrenamtlich wohlgemerkt. So engagiert er sich im Tonkünstlerverband, hat sich zum stellvertretenden Vorsitzenden des Bayerischen Jazzverbands wählen lassen und mischt in dieser Funktion auch beim Bayerischen Landesverband der Kultur- und Kreativwirtschaft (BLVKK) mit, einer Vereinigung von 22 Vereinen und Verbänden. „Es wird Zeit, dass die freie Kunst- und Kulturszene der Staatsregierung auf Augenhöhe entgegentritt“, erklärt BLVKK-Präsidentin Carola Kupfer. Magnus Dauner sieht das ähnlich. „Wir sind wirtschaftlich eine starke Gruppe in der Gesellschaft. Aber gesehen wird das bisher zu wenig“, klagt er. „Da ist viel Aufklärungsarbeit nötig.“

    Bei einem Symposium, bei dem Dauner mitmachte, verständigten sich Vertreterinnen und Vertreter der Kulturverbände auf eine Reihe von Thesen und Forderungen. So wünscht sich die Freie Kunst- und Kulturszene eine bessere wirtschaftliche Absicherung und eine langfristige Förderperspektive. Künstlerische Leistungen müssten angemessen honoriert werden. Dauner plädierte bei dem Treffen, auch in die Ausbildung des Publikums zu investieren – was vor allem über die kulturelle Bildung von Kindern und Jugendlichen zu bewerkstelligen sei. In diesem Bereich sollte das Budget deutlich erhöht werden.

    Die Entlassung von Kunstminister Bernd Sibler und die Ernennung von Markus Blume sieht Dauner kritisch

    Dass Kulturakteure bisher zu wenig wahrgenommen werden, liegt nach seiner Ansicht auch daran, dass ihre Lebens- und Arbeitswelt oft ganz anders aussieht wie beim Gros der Gesellschaft. Viel mehr als bisher müssten sie ihre Interessen und Bedürfnisse der Öffentlichkeit verdeutlichen. Erste Erfolge nimmt er schon wahr. „Die Politik hört uns mittlerweile zu“, sagt er und verweist auf den regelmäßigen Austausch mit der Politik, den der Landesverband der Kultur- und Kreativwirtschaft auf den Weg gebracht habe. Mit dem gerade entlassenen bayerischen Kunstminister Sibler hatte man eine Arbeitsgrundlage aufgebaut. „Er hat viel gelernt und begonnen zu verstehen, wie unser Arbeitsalltag aussieht“, sagt Dauner. Zu seinem Nachfolger Markus Blume, der offenbar keine große Erfahrung mit Kunst und Kultur habe, müsse man erst wieder den Kontakt etablieren. Was mühsam sei. Der Wechsel zeige, dass Ministerpräsident Söder „wieder mal nicht an Inhalten oder an der Sache interessiert ist“.

    Herr der Trommeln: Schlagzeuger Magnus Dauner.
    Herr der Trommeln: Schlagzeuger Magnus Dauner. Foto: Matthias Becker

    Fragt man Dauner nach dem Grund für sein Engagement, erhält man eine kurze Antwort: „Man muss es tun. Es wartet ein riesiger Berg an Arbeit auf uns.“ Es selbst erfährt gerade, wie schwer es ist, in Kempten einen geeigneten Proberaum zu finden. Seit Monaten suche er – ohne Erfolg. Deshalb müsse er sich mit Provisorien zufriedengeben. Anderswo hat er bessere Erfahrungen gemacht. Etwa in Berlin, wo er vor ein paar Jahren hingezogen ist, um sich künstlerisch weiterzuentwickeln. Oder im österreichischen Salzkammergut, wo ihn die Liebe hinzog.

    Magnus Dauner lebt jetzt in Kempten: „Die Stadt ist Segen und Fluch zugleich.“

    Nun ist er ins Allgäu zurückgekehrt, wo er einst als Musiker startete und beim Jazzfrühling auch Erfahrungen beim Organisieren eines Festivals sammelte. Kempten, sagt Dauner, habe viel Potenzial. Aber eben auch Defizite. „Die Stadt ist Segen und Fluch zugleich.“

    Konzert: Magnus Dauner stellt am Samstag, 19. März (20 Uhr), im Hirschsaal in Obergünzburg sein Programm „Portrait in Rhythm“ vor. Mit dabei sind BC Manjunath, Kilian Sladek, Andreas Unterreiner, Andreas Schütz, Lukas Pamminger. Karten gibt es unter Telefon 08377/405 98 26 oder 08372/10 37.

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