Hornschlittenrennen haben im Allgäu eine lange Tradition. Früher hatten Bergbauern auf Hornschlitten Heu und Holz zwischen Hütten und Tal transportiert. In den 1970er- und 80er-Jahren wurde daraus ein Rennsport - auch im Allgäu.
2023 mussten viele Schlittenrennen im Allgäu wegen Schneemangels abgesagt werden. Noch ist nicht klar, welche Rennen heuer über die eisige Bühne gehen können. Die Wetter-Aussichten lassen die Organisatoren und Teilnehmer noch etwas bibbern. Dennoch stehen bereits mehrere Veranstaltungen im Kalender - welche das sind, erfahren Sie hier in unserem Überblick.
Welche Schlittenrennen gibt es 2024 im Allgäu?
- Internationales Schlittenhunderennen in Unterjoch bei Bad Hindelang (Oberallgäu): Die Veranstaltung war für Samstag, 20. Januar 2024, ab 10 Uhr geplant. Das Rennen wurde allerdings am Tag davor abgesagt.
- Hornerrennen in Sulzberg (Oberallgäu): Die Veranstalter haben den Termin auf Sonntag, 21. Januar 2024, ab 13 Uhr festgelegt und zwei Tage davor bestätigt: Das Rennen findet statt.
- Pferdeschlittenrennen und Skijöring in Lindenau-Bühl bei Scheidegg (Landkreis Lindau): Die Reitergruppe Scheidegg will das traditionelle Rennen am Sonntag, 28. Januar 2024, veranstalten - falls es das Wetter zulässt. 2023 wurde es ebenfalls wegen Schneemangels abgesagt.
- Ostrachtaler Hornerschlittenrennen in Vorderhindelang bei Bad Hindelang (Oberallgäu): Das Rennen im Schliermoos wurde abgesagt. Das steht auf der Homepage von Bad Hindelang Tourismus. Mit etwa 70 Hornerschlitten wollten die Teilnehmenden am Sonntag, 4. Februar 2024, ab 13 Uhr starten.
- Schalenggerennen in Pfronten-Kappel (Ostallgäu): Das Rennen findet seit 1977 traditionell am Faschingssamstag statt und wäre am Samstag, 10. Februar 2024 geplant gewesen. Das Rennen wurde allerdings wegen Schneemangels abgesagt.
- Hornerrennen in Gunzesried bei Blaichach (Oberallgäu): Der Termin für das Gaudi-Rennen steht für 2024 noch nicht fest.
- Hornerrennen in Waltrams bei Weitnau (Oberallgäu): Das Rennen war laut Veranstalter eigentlich für Sonntag, 14. Januar 2024, geplant, musste aber verschoben werden: Es liege aktuell zu wenig Schnee, zudem sei der Boden nicht gefroren. Der Ersatztermin ist noch nicht festgelegt.
Sie kennen ein Allgäuer Schlittenrennen, das wir noch nicht erwähnt haben? Schreiben Sie uns: digitalteam@azv.de
Welche Schlittenrennen im Allgäu 2024 sind abgesagt?
Das Hornerrennen des HC Stiefenhofen im Ortsteil Hopfen (Landkreis Lindau) an den ehemaligen Panoramaliften wurde laut Birgit Spieler, Leiterin des Tourismusamts Stiefenhofen, für 2023 abgesagt. Auch 2024 werde die Veranstaltung nicht stattfinden.
Wie viele Fahrer sitzen in einem Hornschlitten?
Die rasanten Abfahrten auf Kufen sind im Allgäu sehr beliebt. Etwa bei den traditionellen Hornschlittenrennen, bei denen je zwei Teilnehmer ungefedert ins Tal sausen. Der Pilot sitzt vorne, sein Hintermann schiebt an. Letzterer muss eine gute Spur erwischen und darf die Kurven nicht zu eng anfahren.
Der Hintermann muss zudem für den explosiven Start sorgen – und sich in die Kurven lehnen. Das Zweier-Team muss eingespielt sein, um so schnell wie möglich den Hang hinunter zu rauschen. Das Hornerfahren ist gelebte Allgäuer Tradition, die meist in Familien weitergegeben wird.
Was haben Bergbauern früher mit Hornschlitten gemacht?
Hornschlitten waren früher Alltags- und Arbeitsgeräte, erklärt Karl Milz vom Heimatbund Allgäu. Der Schlitten aus Holz hat seinen Ursprung in der Bergbauernwirtschaft und kam besonders in höher gelegenen Hütten und Höfen zum Einsatz. „Damit wurde früher Holz und Heu transportiert.“ Diese Tradition wird heute nur noch in manchen Alpentälern fortgeführt und an die nächste Generation weitergegeben.
Das sogenannte Heu- und Holzziehen war eine der gefährlichsten Arbeiten im Leben eines Bergbauers: Der Schlitten wurde so schwer wie möglich beladen, um den Transport zu erleichtern und doppelte Wege zu vermeiden. Bei der Abfahrt kam es allerdings häufig zu Unfällen - teilweise mit Toten.
Seit wann gibt es Hornschlittenrennen?
In den Siebziger- und Achtzigerjahren wurde daraus ein Rennsport, sagt Milz. Inzwischen gibt es im Alpenraum viele Vereine für Hornschlittenrennen - und sogar eine Europameisterschaft. Die Teilnehmer tüfteln eifrig, um die entscheidenden Bruchteile einer Sekunde schneller zu sein.
So tragen Piloten im prestigeträchtigen Alpencup, der aus mehreren Rennen in Deutschland und Österreich besteht, heutzutage Gleitschuhe. Diese bauen sich Fahrer selbst aus Skischuhen, an denen sich unten ein Stück von einem Ski befindet. Dadurch bekommen Piloten mehr Kontrolle über den Hornschlitten, der bis zu 60 Kilometer pro Stunde erreicht.
Wie viel kostet ein professioneller Hornschlitten?
Doch auch der Schlitten selbst entscheidet über Sieg oder Niederlage - die Konstruktion aus Holz muss stabil und exakt verbaut sein. Für ein Gerät brauchen Handwerker etwa 30 Stunden Arbeitszeit, ein Exemplar kostet etwa 1000 Euro. Vor allem für das Biegen der Kufen muss ein Fachmann ran. Außerdem haben die Konstrukteure ihre eigenen Geheimnisse, um den Schlitten noch rasanter zu machen.
Neben Hornschlittenrennen gibt es im Allgäu inzwischen aber auch andere Schlittenrennen, wie das Pferdeschlittenrennen in Scheidegg oder das Schlittenhunderennen in Unterjoch. Als das größte und älteste Schalenggenrennen gilt das in Kappel bei Pfronten (Ostallgäu), das seit 1977 immer am Faschingssamstag stattfindet.
Ohne Hornerschlitten ging im Wald früher nichts
Bei der Holzbringung aus dem Allgäuer Bergwald hat sich viel verändert. Ältere Holzer erinnern sich an die harte Arbeit, die im Winter bei Schnee verrichtet wurde.