Update am Dienstag, 13 Uhr:
Der Wintereinbruch im Allgäu sorgt auch am Dienstag weiter für glatte Straßen und zahlreiche Unfälle. Binnen 14 Stunden krachte es im Gebiet des Polizeipräsidiums Schwaben Süd/West gleich 40 Mal. Während es am Montagabend und in der Nacht auf Dienstag auf den Allgäuer Straßen recht ruhig war, häuften sich die Unfälle laut Polizeisprecher Holger Stabik "am Dienstagmorgen im Berufsverkehr."
An vielen Orten im Allgäu krachte es Dienstagfrüh, da "in der gesamten Region die gleichen, winterlichen Wetterverhältnisse herrschen", sagt Stabik. Die meisten Unfälle passierten aufgrund schneeglatter Fahrbahn. Die Polizei musste zudem mehrmals ausrücken, da Autofahrer mit Sommerreifen unterwegs waren oder mit unangepasster Geschwindigkeit fuhren. "Fast alle Unfälle sind aber recht glimpflich ausgegangen", so Stabik. Außerdem betonte der Polizeisprecher, dass die Anzahl der Einsätze für die Witterungsverhältnisse nicht überdurchschnittlich hoch sei.
Bei einigen Unfällen hätte es aber auch leicht verletzte Personen gegeben. Bespielsweise bei einer Kollision im Ostallgäu:
Mit Sommerreifen unterwegs - Auto gerät in Gegenverkehr
Am frühen Dienstagmorgen hat sich auf der B16 bei Rieden am Forggensee ein Unfall mit drei Autos ereignet. Wie die Polizei mitteilt, wollte eine 36-Jährige von Rieden kommend auf die B16 in Richtung Füssen abbiegen und missachtete dabei die Vorfahrt eines Autos. Der 25-jähriger Fahrer, wohl gemerkt mit Sommerreifen unterwegs, konnte nicht mehr abbremsen, wich nach links aus und kollidierte mit einem entgegenkommenden Wagen.
Die 33-jährige Fahrerin wurde dabei leicht verletzt und musste ins Krankenhaus. Der Schaden beläuft sich auf rund 20.000 Euro.
Stabik berichtet von drei weiteren Kollisionen mit Verletzten am Dienstagmorgen. Davon hätte sich einer in Kempten und zwei im Unterallgäu ereignet.
Zahlreiche Unfälle am Montag:
Wenn Schnee auf den Straßen liegt, dann ist es glatt. Was nach einer Banalität klingt, scheinen viele Autofahrer zum Wintersaison-Beginn zu unterschätzen.
Das verdeutlichen die Unfallzahlen auf den Straßen im Allgäu und Umgebung am Montagmorgen: Mit dem Schneefall der vergangenen Tage ist die Zahl der Verkehrsunfälle nach oben geschnellt. Allein am Montagmorgen kam es zwischen 0 und 8 Uhr zu insgesamt 28 Unfällen auf den Straßen im Gebiet des Polizeipräsidiums Schwaben Süd/West, von Neu-Ulm im Norden bis Oberstdorf im Süden. Das teilt Sprecher Dominic Geißler auf Anfrage unserer Redaktion mit.

"Ein Großteil der Unfälle war schneebedingt", sagt Geißler. Meist seien die Fahrer zu schnell unterwegs oder hielten nicht genug Abstand zum nächsten Fahrzeug. 28 Verkehrsunfälle innerhalb von acht Stunden sei im Jahresschnitt "nicht der Standard", sagt der Polizeisprecher. Bei Wintereinbruch komme es aber vermehrt zu Unfällen. "Das ist ganz normal. Da haben wir als Polizei die Erfahrung gemacht, dass die Verkehrsteilnehmer sich erst wieder an die Straßenverhältnisse gewöhnen müssen." (Lesen Sie auch: Räumpflicht bei Schnee: Wer muss im Winter die Straße räumen?)
Unfälle bei Wintereinbruch: Fahrzeuge vor der Fahrt von Schnee und Eis befreien
Geißler verweist darauf, dass das Fahrzeug komplett von Schnee und Eis befreit werden muss. Doch da gebe es bereits Mängel. "Manchmal wird nur ein Guckloch in die Scheibe gebuddelt", sagt der Sprecher. Allerdings müssten Fahrer auch das Dach von Schnee und Eis befreien. Beim Bremsen könne der Schnee sonst auf die Frontscheibe rutschen oder bei hoher Geschwindigkeit auf das nachfolgende Auto fallen. Auch Lkw-Fahrer müssten das beachten. Auf den Planen des Lkw-Anhängers gefriere das Wasser über Nacht zu Eis und könne während der Fahrt auf nachfolgende Autos herunterfallen, sagt Geißler. "Eine gebrochene Windschutzscheibe ist da keine Seltenheit." (Lesen sie auch: Unfall auf der B19 bei Oberstdorf: Auto kracht in Schneepflug)
Unfall wegen Schneeglätte: Auto überschlägt sich in Thalkirchdorf, Fahrer schwer verletzt
Bereits am Wochenende hatte es im Allgäu mehrere Unfälle wegen des Wintereinbruchs mit teils schweren Folgen gegeben: Bei Thalkirchdorf im Landkreis Oberallgäu ereignete sich ein Unfall wegen Schneeglätte, bei dem ein 56-Jähriger schwer verletzt wurde. Wie die Polizei mitteilte, wollte der Mann am Sonntagvormittag mit einem winterlich ausgerüsteten Geländefahrzeug eine steile Zufahrt zu einer Alpe hinauffahren, als das Fahrzeug wegen der Glätte rückwärts rutschte. Der Wagen kam vom Forstweg ab und überschlug sich mehrmals.
Nachdem der Mann laut Polizei sein Handy nicht finden konnte, lief er zu Fuß und schwer verletzt zurück ins Tal. Der Rettungsdienst brachte den 56-Jährigen, der sich eine Oberarmfraktur zugezogen hatte, ins Krankenhaus.
Auto rutscht in Blaichach in Telefonmasten, der umstürzt und zerbricht
Ebenfalls im Oberallgäu, nämlich im Blaichacher Ortsteil Reute, kam am Sonntagnachmittag ein 20-Jähriger mit seinem Auto von der Fahrbahn ab. Der Wagen rutschte laut Polizei in einen Telefonmasten, der umstürzte und zerbrach.
Zu einer Störung im Telefonnetz kam es nicht. Gegen den Fahrer hat die Polizei ein Strafverfahren wegen fahrlässiger Störung von Telekommunikationsanlagen eingeleitet.
Diese Tipps gibt die Polizei bei winterlichen Straßenverhältnissen:
- Auto winterfest machen und mit Eiskratzer, Schneebesen, Handschuhen ausrüsten sowie Frostschutz im Scheibenwaschwasser kontrollieren.
- Winter- oder Ganzjahresreifen sind bei Eis, Schnee oder Schneematsch vorgeschrieben. Ein Auto mit Sommerreifen muss bei winterlichen Straßenverhältnissen stehen gelassen werden.
- Fahrzeug von Schnee und Eis befreien.
- Mehr Zeit für die Fahrt einkalkulieren und bewusst langsam fahren, um sich an Schnee, Eis und Glätte zu gewöhnen.
- Geschwindigkeit den Straßenverhältnissen anpassen und zum vorderen Fahrzeug ausreichend Sicherheitsabstand halten.
- Ruckartige Lenkbewegungen sollten vermieden werden. Wenn das Fahrzeug auf gerader Strecke trotzdem ins Schleudern gerät, auskuppeln, bremsen und schnell, aber gefühlvoll gegenlenken. Reagiert das Fahrzeug nicht mehr, hilft nur eine Vollbremsung.
- Bei richtig starken Wintereinbrüchen auf nicht zwingend notwendige Fahrten verzichten

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