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Schockanrufe in Memmingen: Wie Täter vorgehen und wie man sich schützt

Zahlreiche Schockanrufe in Memmingen

"Massivem emotionalen Druck aussetzen" - So gehen Telefonbetrüger vor

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    Anrufbetrüger wählen gezielt Telefonnummern älterer Menschen.
    Anrufbetrüger wählen gezielt Telefonnummern älterer Menschen. Foto: Sebastian Gollnow, dpa (Symbolbild)

    Ein bevorstehender Einbruch, ein vom Sohn oder der Tochter verursachter Unfall, Schwierigkeiten auf der Bank: All das sind Vorwände von Telefonbetrügern, um ihren Opfern – meist Seniorinnen und Senioren – das Geld aus der Tasche zu ziehen. Nach Angaben der Polizei überschwemmen seit Tagen derartige Anrufe den Landkreis Unterallgäu und die Stadt Memmingen.

    Im Jahr 2023 gab es bereits 300 Versuche von Telefonbetrug

    In den meisten Fällen bleibt es bei Betrugsversuchen. Einer Statistik der Polizei zufolge gab es im Allgäu 2022 etwa 500 Fälle von Telefonbetrug, von denen 23 zum Vorteil der Anrufer ausgingen. Dieses Jahr waren es bisher lediglich 12 von 300. Die Täter erbeutetem insgesamt etwa 460.000 Euro.

    Ein 59-Jährige Frau aus Memmingen ließ sich nicht hereinlegen und rief die Polizei

    Jetzt gelang es der Memminger Kriminalpolizei jedoch, zwei Täter zu fassen. Eine 59-Jährige durchschaute einen Betrugsversuch. Am Telefon wurde ihr laut Polizei gesagt, sie solle aufgrund eines Einbruchs in der Nachbarschaft und eines korrupten Bankmitarbeiters ihr Schließfach räumen und ihr Vermögen in die Obhut der Polizei übergeben.

    Die Frau informierte die echte Polizei, die zur vereinbarten Übergabe kam und dort einen 37-jährigen Mann aus der Schweiz festnahm. Er war wohl von einem sogenannten Callcenter zur Abholung geschickt worden. Ein weiterer Täter (32) hielt sich unweit des Tatortes auf. Er versuchte noch, mit dem Auto vor den Beamten zu fliehen, sie stellten ihn aber nach kurzer Verfolgung.

    Lesen Sie hier, was die 59-Jährige über den Fall erzählt.

    Eine 65-Jährige Frau zahlte eine fünfstellige Summe an Telefonbetrüger

    Vier weitere Betrugsfälle per Telefon hat es der Polizei zufolge in der vergangenen Woche im Unterallgäu gegeben. Zwei davon gingen für die Täter erfolgreich aus. Ein Beispiel: Eine 65-Jährige übergab 15.000 Euro an unbekannte Täter, um ihre Tochter vor einer vermeintlich drohenden Haft zu bewahren.

    Das Polizeipräsidium Schwaben Süd/West teilt mit, wie die Anrufbetrüger vorgehen: Sie wählten gezielt Telefonnummern älterer Menschen und gäben sich als Polizisten oder Staatsanwälte aus. Zunächst versuchten sie durch bestimmte Gespräche, mehr über deren finanzielle Situation – und so über mögliche Beute – zu erfahren.

    Das Ziel der Betrüger: Die Angerufenen sollen aus Sorge Geld zahlen

    „Um ihre Opfer massivem emotionalen Druck auszusetzen“, wie die Polizei mitteilt, gaukelten die Betrüger ihnen vor, ihre Wohnorte seien Ziele von Einbrechern, oder ein Angehöriger habe einen tödlichen Verkehrsunfall verursacht. Worauf es immer hinauslaufe: Die Angerufenen sollen aus Sorge Geld zahlen. Auch die Lüge, Geld sei auf der Bank nicht sicher, kommt laut Polizei dabei häufig zum Einsatz.

    Der nächste Schritt: Opfer würden dazu gebracht, ihr Bargeld, Gold oder Schmuck der angeblichen Polizei zu überlassen oder eine vermeintliche Kaution zu bezahlen – „an ihrer Haustür oder einem vereinbarten Übergabeort.“

    Aufmerksam sein und nicht unter Druck setzen lassen

    Im eingangs erwähnten Fall habe das 59-jährige Opfer beispielhaft gehandelt. Ihr Verhalten entspricht den Ratschlägen, die die Polizei zum Schutz gegen betrügerische Anrufe gibt – in erster Linie: aufmerksam sein. „Die Polizei fragt nie nach Geld. Und schon gar nicht fordert sie eine Übergabe“, sagt Polizeisprecher Holger Stabik.

    Generell sollte man sich am Telefon nie unter Druck setzen lassen. Gerade bei Schockanrufen, bei denen sich vermeintlich Angehörige melden, sollte man lieber auflegen und die Person unter einer bekannten Nummer zurückrufen. Stabik appelliert an junge Menschen: „Sie sollten Ältere aufklären, die wir nicht so leicht erreichen und die weniger Zugang zu Medien haben.“

    Lesen Sie auch: Schockanruf in Kemptener Krankenhaus - aber unter bekannter Nummer

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