So lange und so ausgiebig wie in den vergangenen Tagen hat es im Allgäu schon lange nicht mehr geschneit. Die Region ist die weiße Pracht zwar durchaus gewohnt. Aber so viel Niederschlag am Stück ist dann doch eher selten. Innerhalb kurzer Zeit waren viele Straßen, Plätze und Zufahrten unpassierbar. Den Weg freimachen konnten da nur noch Schneepflüge und Räumdienste. Die Männer auf den Lastwagen und Traktoren waren zum Teil rund um die Uhr im Einsatz, manche bis an ihre Belastungsgrenze. Aber trotzdem war auf diese Kräfte Verlass. Ohne sie hätte es an vielen Stellen kein Durchkommen mehr gegeben. Freie Straßen und Wege sind die Voraussetzung für unsere mobile Gesellschaft. Nicht nur die Pendler sollen zu ihren Arbeitsplätzen gelangen. Auch Supermärkte und Geschäfte müssen beliefert werden, Krankenhäuser erreichbar sein, Rettungsdienste zu Verunglückten fahren können. Dass dies trotz der Schneemassen in relativ kurzer Zeit wieder möglich war, dafür sorgten die Winterdienstler. Und für diesen Einsatz will unsere Zeitung herzlich danken. Auf dieser Seite stehen stellvertretend für die vielen Helfer acht Männer, die bei Schnee und Eis fast pausenlos ausrücken.
Füssen: Mit Salz, Split und Schaufel im Einsatz
36 Mitarbeiter und zusätzlich noch private Unternehmen – der Bauhof Füssen hat alle Hände voll zu tun. „Der Schnee muss aus der Stadt raus“, sagt Bauhofleiter Uwe Fuchs. Seit einigen Tagen sind Mitarbeiter wie Franz Haf deshalb im Einsatz. Sie räumen, fräsen und laden den Schnee auf. Dann wird er zu freien Flächen gebracht, beispielsweise auf den Parkplatz des Campingplatzes in Hopfen. Insgesamt wurden bereits über 30 Tonnen Salz und 25 Tonnen Split gestreut. In der Innenstadt bleibt ein Teil des Schnees aber noch eine Weile liegen. Schließlich sei Winter und das dürfe man auch sehen, sagt Fuchs. Gearbeitet wurde das ganze Wochenende, Start war meist nachts um drei Uhr.

Buchloe: Nichts für Langschläfer
„Wir haben acht Fahrzeuge doppelt besetzt“, sagt Bauhofleiter Ernst Zips. 32 Mitarbeiter hat der Buchloer Bauhof insgesamt, einer davon ist Werner Heckel. Er übernimmt die Frühschicht. „Um 3.30 Uhr geht es los“, sagt der 41-Jährige. Dann steigt Heckel in die Zugmaschine und pflügt und streut bis mittags die Straßen. Die Hälfte der Winterdienstler ist mit den Fahrzeugen unterwegs, die andere Hälfte befreit per Handeinsatz Fußwege, Bushaltestellen und Bahnsteige von Schnee und Eis. Werner Heckel macht seine Arbeit gern und erinnert sich an sein erstes Jahr beim Bauhof: „Das war im Winter 2006, als es mehr als einen halben Meter geschneit hat“, sagt er und lacht.

Kaufbeuren: Mit dem Boki gegen die Schneemassen
Für die Rad- und Fußwege im Bezirk 14 in Kaufbeuren ist Klaus Swarovsky verantwortlich. Links und rechts der Gablonzer Straße und hoch bis zum Fünfknopfturm befreit der Bauhofmitarbeiter mit seinem Boki, einem schmalen Räumfahrzeug, die öffentlichen Wege von Schnee und Eis. Anders als auf den Straßen streut er dort ein Salz-Split-Gemisch. Das taue das Eis und biete auch dann noch genügend Grip, wenn es wieder gefriere. An Ampeln und Übergängen greift er auch zur Schneeschaufel. Am Sonntag war er ab sechs Uhr in der Früh unterwegs, zehn Stunden am Stück. Sogar einige Kollegen, die eigentlich frei gehabt hätten, sind gekommen und haben mitgeholfen.

Maierhöfen: Im Sommer Ernte, im Winter Schneedienst
Die landwirtschaftlichen Dienstleistungen, die Bernd Böck aus Isny üblicherweise erbringt, sind derzeit nicht gefragt – umso mehr setzt die Gemeinde Maierhöfen auf seine Fahrzeuge und Mitarbeiter. Die sind dort im Dauereinsatz. Seit fast 15 Jahren hat die Westallgäuer Kommune den Winterdienst ausgelagert. Böck und seine Mitarbeiter sind für 14 Straßenkilometer zuständig. „Bei mittlerem Schneefall brauchen wir dafür vier Stunden“, sagt er. Schneit es viel, müssen sich zwei Mitarbeiter die Tour teilen und zwischendurch den Schnee auf die Felder fräsen. „Damit wieder Platz ist, wenn neuer Schnee fällt“, sagt Christian Rast, der seit vielen Jahren in Maierhöfen im Einsatz ist.

Böhen: Schneeräumen ist in Böhen Teamarbeit
Seit 14 Jahren kümmert sich der Günzegger Landwirtssohn Thomas Zettler in Böhen (Unterallgäu) um den Winterdienst. Knapp 50 Kilometer gemeindliche Straßen muss der 39-jährige Landmaschinen-Mechanikermeister mit seinem Schlepper in der weitverzweigten Gemeinde von Schnee und Eis freihalten. Arbeitsbeginn ist je nach Wetterlage zwischen drei und vier Uhr morgens. Im Sommer ist Zettler – neben der Arbeit in seiner eigenen Werkstatt – mit seinem Traktor beim Ballenpressen tätig. Schneeräumen ist im Winter also eine sinnvolle Auslastung für seinen Schlepper. Für den Räumdienst hat er Herbert Müller und Tobias Wölfle als 450-Euro-Minijobber angestellt.

Bad Hindelang: Dank gibt es manchmal, öfter aber Beschwerden
Mit der Handfräse kämpft Kaspar Zint gegen die Schneemassen. 37 Kilometer Gemeindestraßen, 15 Kilometer Gehwege und 50 Kilometer Winterwanderwege – all das räumen die 18 Bauhofmitarbeiter aus Bad Hindelang frei. An Bushaltestellen und Friedhöfen müssen Zint und seine Kollegen auch zur Schaufel greifen. Dank gebe es manchmal, öfter aber Beschwerden, wenn die Straße nicht frühmorgens freigeräumt ist. Das liege oft aber an parkenden Autos, an denen der Schneepflug nicht vorbeikommt, erklärt auch Bauhofleiter Andreas Schach. Von 4.30 bis 21 Uhr sind die Arbeiter unterwegs und fallen dann todmüde ins Bett – bis um 4 Uhr, wenn der Wecker wieder klingelt.

Marktoberdorf: „Endlich wieder einmal ein richtiger Winter“
„Es ist doch schön, wenn man mal wieder einen richtigen Winter hat.“ Die derzeitigen Schneemengen sind im Sinne von Harald Blöbaum vom Bauhof der Stadt Marktoberdorf. Nun kommt sein Radlader so richtig zur Geltung. Blöbaum kennt ihn in- und auswendig: „Es ist mein Lieblingsfahrzeug.“ Mit dem wendigen Gefährt erreicht er fast jeden Winkel. Nur gegen Autos, die auf der Straße parken, ist er machtlos. Dann muss er mit viel Feingefühl um sie herum steuern. Auch wenn Autofahrer auf engen Straßen nicht ausweichen, ärgert ihn das. Seit über zwölf Jahren bilden er und der Radlader quasi eine Einheit. Auch im Winterdienst, der für Blöbaum meist nachts um 3 Uhr beginnt.

Kempten: Anstrengend, aber ein „cooles Gefühl“
Wenn es richtig schneit, mag Thomas Körbel seine Arbeit am liebsten. „Dann geht’s richtig zur Sache“, sagt der Mitarbeiter der Autobahnmeisterei Sulzberg. Immerhin hatte er sich vor drei Jahren auch dort beworben, weil er Winterdienst fahren wollte. Nun ist er zuständig für die A 7 zwischen Betzigau und Füssen. Wetterverhältnisse wie in den vergangenen Tagen seien für ihn und seine Kollegen eine Herausforderung: Da sei ununterbrochene Konzentration gefragt. „Das ist richtig anstrengend.“ Aber auch ein „cooles Gefühl“, wenn der Verkehr fließt. Nach acht Stunden im großen Lkw den eigenen Hof per Schaufel zu räumen, fühle sich dann manchmal schon frustrierend an.
