Dieses Langstreckenrennen auf dem Nürburgring erforderte schon eine große Portion Motorsportbegeisterung. Erlebten doch die insgesamt 240.000 Fans am Wochenende bei dessen 52. Auflage den kürzesten Eifelmarathon der Geschichte. Nebel machte Rennfahrern und Zuschauern einen dicken Strich durch die Rechnung. Sieger wurde der Schweizer Ricardo Feller, normalerweise DTM-Pilot für Abt Sportsline.
Kurios: Feller war für beide Audi des Scherer Sportteams aus Meuspath genannt, hatte mit der später siegreichen Nummer 16 aber noch keine Runde absolviert. Erst bei den abschließenden Formationsrunden übernahm er das Cockpit, um seine Pflichtdistanz zu erfüllen. Mit dem Sieg machte sich der Schweizer ein besonderes Geburtstagsgeschenk – er wurde am Samstag 24 Jahre alt.
Red Bull Team Abt liegt zwischenzeitlich in Führung, am Ende Rang fünf
„Gratulation an Christian Scherer, seine Mannschaft und Ricardo Feller zum Sieg bei diesem kuriosen Rennen“, sagte Abt-Motorsportdirektor Martin Tomczyk anschließend. Er hatte ein ungewöhnliches Event erlebt. Am Samstag um 23.23 Uhr unterbrach die Rennleitung das Rennen der 130 Autos auf der Nordschleife mit der Roten Flagge, weil starker Nebel sicheres Fahren unmöglich machte. Das Red Bull Team Abt aus Kempten mit Kelvin van der Linde, Jordan Pepper und Marco Mapelli absolvierte bis dahin mit seinem Lamborghini ein überraschend starkes Rennen, lag zeitweise in Führung. Bei der Unterbrechung saß Marco Mapelli am Steuer auf dem fünften Gesamtrang, in Schlagdistanz zur Spitze. Nach einer langen Pause wurde das Rennen schließlich am Sonntag um 13.30 Uhr neu gestartet, es ging aber lediglich fünf Runden auf dem 25-Kilometer-Kurs im Nebel hinter dem Safety-Car her, dann folgte in der „Grünen Hölle“ der endgültige Stopp.

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Tomczyk sagte anschließend sichtlich enttäuscht: „Aus sportlicher Sicht ärgern wir uns natürlich, denn wir hatten uns am Samstagabend in eine sehr gute Ausgangsposition gebracht und hätten nur allzu gern am Sonntag noch einmal angegriffen.“ Kelvin van der Linde kritisierte ebenfalls die Entscheidung der Rennleitung: „Entschuldigung an alle Fans, unser Team und jeden Beteiligten an diesem Rennen.“
Extreme Enttäuschung bei Kelvin van der Linde
Der DTM-Spitzenreiter sagte weiter: „Niemand hat ein Ende wie dieses verdient. Monate der intensiven Vorbereitung und dann gibt es nicht mal den Versuch eines Neustarts.“ Der erfahrene Rennfahrer blieb deutlich: „Ich habe jetzt keine weiteren Worte. Ich bin einfach extrem enttäuscht.“ Für das Team um Abt-Geschäftsführer Thomas Biermaier war es der insgesamt elfte Einsatz bei dem Klassiker auf dem Nürburgring in unterschiedlichen Fahrzeugen und Klassen. Als bestes Ergebnis bleiben also unter dem Strich zwei zweite Plätze in den Jahren 2003 und 2009.

Traurig war übrigens auch Sheldon van der Linde, der im BMW des Rowe-Teams eine überlegene Vorstellung gab. In der vierten Rennstunde kam für den WahlKemptener in Runde 22 das unverschuldete Aus. Beim Überrunden von Alesia Kreutzpointner kollidierte sie mit ihm. Der Kampf um den Sieg endete für den 25-Jährigen in der Streckenbegrenzung.
Shitstorm gegen Alesia Kreutzpointner nach Kollision
„Mein Herz tut weh bei so einem Unfall, und ich konnte nichts dafür. Wenn ich jetzt noch einmal in der Situation wäre, würde ich es wieder genau gleich machen. Ich glaube, dass eine Fahrerin im anderen Auto mich nicht gesehen hat.“ Er war wohl in ihrem toten Winkel. Damit war Schluss für ihn und seine überlegene Mannschaft: „Und das tut weh. Auch für das Team, das so viel Arbeit hinein steckt. Wir arbeiten fast ein halbes Jahr auf ein 24-Stunden-Rennen hin, und dann geht es so schief.“
Zum anschließenden Shitstorm in sozialen Netzwerken sagte Kelvin van der Linde: „Alesia und ihre Schwester sind zwei starke Rennfahrerinnen, die die Flagge für Geschlechtergleichheit in unserem Sport hochhalten. Statt Hass zu verbreiten, sollten wir sie für ihren Mut beglückwünschen, die härteste und beängstigendste Rennstrecke der Welt anzugehen.“
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