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Abschied mit Applaus: Reiter Daniel Dassler dreht eine letzte Ehrenrunde mit Con Spirit

Daniel Dassler bei den German Masters

Abschied mit Applaus: Reiter Daniel Dassler dreht eine letzte Ehrenrunde mit Con Spirit

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    Hengst Con Spirit geht in Ruhestand. Für das Erfolgspferd und Reiter Daniel Dassler gab’s in Stuttgart eine emotionale Abschiedsvorstellung.
    Hengst Con Spirit geht in Ruhestand. Für das Erfolgspferd und Reiter Daniel Dassler gab’s in Stuttgart eine emotionale Abschiedsvorstellung. Foto:  Lafrentz

    Eigentlich, so schien es, hätte er statt seiner letzten Ehrenrunde genauso gut noch einmal den Großen Preis der Springreiter absolvieren können. Aber, nein. Am vergangenen Wochenende wurde der Hengst „DSP Con Spirit“ in Stuttgart offiziell aus dem Sport verabschiedet. Doch wie in den vergangenen 17 Jahren tut er noch einmal alles Pferdemögliche für seinen Reiter, den Buchenberger Daniel Dassler. Und das sieht man ihm an. Die Ohren gespitzt und hoch konzentriert schreitet er in die Halle.

    8500 Zuschauer feiern Daniel Dassler und Con Spirit in Stuttgart

    Als die beiden in die Hanns-Martin-Schleyer-Halle einreiten, erheben sich die 8500 Zuschauer von ihren Plätzen. Ein Ruck durchströmt den imposanten Schimmelhengst im Scheinwerferlicht, als sein Name durch die Lautsprecher dröhnt. Zum Abschied ein paar Bock-sprünge im feierlichen Galopp. Typisch Con Spirit. Musik, Applaus, eine vibrierende Atmosphäre. Und doch schwebt ein Hauch von Tragik über dem Sand.

    „Con Spirit ist ein Teil von mir“, sagt Dassler in den Stallungen, wo er kurz vor dem großen Auftritt gemeinsam mit Pflegerin Sina Marie Dreier den geschorenen Hengst mit eingeflochtener Mähne sattelt. Seit sechs Jahren steht die 20-Jährige dem Erfolgsduo fast täglich zur Seite: Sei es zu Hause oder auf Turnieren – überall hegt und pflegt sie den Hengst. Und so sieht er auch aus: Muskelstränge zeichnen sich unter dem glänzenden Fell ab. „Er darf gesund und fit in seine Sportlerrente gehen. Das ist mir das Wichtigste“, sagt Dassler.

    Die besondere Beziehung des Buchenbergers zu seinem Pferd

    Strahlend weiß steht der kraftvolle Hengst mit seiner pompösen Halsung da und legt den Kopf um seinen Besitzer. Dassler streicht ihm mit der Hand über die Stirn. Er gibt seinem Pferd ein Stück Karotte, umarmt ihn, küsst ihn. Es ist ein vertrauter Moment, in dem keiner ein Wort sagt.

    Con Spirit stammt aus der Zucht von Anton Schindele aus Unterthingau. Dassler, der nur wenige Kilometer von Schindele entfernt seine Deckstation Gut Buchenhof betreibt, entdeckte das Fohlen und erkannte zu jener Zeit bereits: „Con Spirit ist ein Charakterpferd und hat eine ganz tolle Persönlichkeit. Man sieht das an seinen Augen. Er ist immer freundlich und lieb.“ Manchmal auch frech? „Nicht mehr als ich“, sagt der 42-Jährige augenzwinkernd.

    Daniel Dassler mit Con Spirit auf dem Gut Buchenhof bei Buchenberg.
    Daniel Dassler mit Con Spirit auf dem Gut Buchenhof bei Buchenberg. Foto: Ralf Lienert (Archivfoto)

    Das Fohlen war drei Monate alt, als Dassler es erstand. Es war der Anfang einer Karriere, wie man sie sich als Sportler nur wünscht. Und der Beginn einer Freundschaft. Die lange gemeinsame Zeit ist eine Aneinanderreihung von Erfolgen und besonderen Augenblicken.

    Auch bei der WM ging Daniel Dassler mit Con Spirit an den Start

    Ein Ausschnitt: Die ersten Siege in der schwersten Klasse S bestritt der Hengst mit nur sieben Jahren, immer mit Dassler im Sattel. Sie traten zur WM der jungen Springpferde in Lanaken (Belgien) an und entschieden bis Fünf-Sterne-Weltranglisten-Springen (1,60 Meter Höhe) von München über San Giovanni bis Saint Tropez für sich. „Con Spirit ist überehrgeizig, er liebt das Springen und ist immer motiviert“, erzählt der Reiter und erinnert sich daran, dass es auch Ausnahmen gab.

    Einmal war nach langer Anreise einfach alles schief gegangen, das Temperament ging mit dem Hengst durch. Doch anstatt zu schimpfen, war Dassler abgestiegen und hatte Con Spirit gelobt und gestreichelt. „Jeder hat mal einen schlechten Tag. Er ist auch nur ein Pferd.“ Dassler erlebte im Laufe seiner Karriere nicht nur Höhepunkte. Neben „sportlichen Niederlagen, die auch dazugehören,“ musste er auch mit schweren Verletzungen und Operationen umgehen. Seine gute Laune verlor er aber selten.

    Zahlreiche Auszeichnungen für "Masterhengst" Con Spirit

    Eine der schwierigsten Prüfungen war für ihn wohl jene am Wochenende in Stuttgart: Con Spirit wurde dort verabschiedet, wo ihm 2019 auch die Auszeichnung „Masterhengst“ verliehen wurde. Seitdem steht er in der Tradition namhafter Ausnahmehengste wie Jessica von Bredow-Werndls Dressurhengst Imperio oder Christian Ahlmanns Springhengst Colorit.

    „Ich habe viele verlockende Angebote für ihn bekommen, aber nicht eine Sekunde daran gedacht, ihn zu verkaufen. Er ist nicht nur mein treuer Sportpartner, sondern auch mein bester Freund, ich bin unendlich dankbar für jede Sekunde mit ihm“, sagt Dassler, kurz bevor er sich auf den Weg macht ins Stuttgarter Rund. 53.500 Besucher kamen am Wochenende dorthin zum German Masters. Aufgeregt ist Dassler aber nicht. Er und sein Pferd strahlen Ruhe und Gelassenheit aus. Das Rampenlicht kennen sie.

    So verbringt Con Spirit seine "Sportrente" in Buchenberg

    Danach darf der Schimmel seine wohlverdiente Sportrente in seinem Zuhause Gut Buchenhof in Buchenberg verbringen und sich gänzlich auf seinen Deckeinsatz konzentrieren. Denn Con Spirits Samen sind beliebt: Seine Nachkommen haben bereits über eine Millionen Preisgeld gewonnen, die Tochter Pepita Con Spita machte jüngst mit Platz drei beim Weltcup- Finale in Omaha (USA) auf sich aufmerksam. Dassler kümmert sich weiterhin um die Ausbildung und die Turniervorstellung der Pferde auf seiner Deckstation, unter ihnen auch einige Nachfahren von Con Spirit.

    Er schreitet hinein zur großen Gala. Ein frenetischer Applaus setzt zur Musik ein. Die letzte Ehrenrunde im Galopp. Der Moderator reicht Dassler das Mikrofon. Er fasst die Geschichte einer Partnerschaft zusammen, die ein Pferdeleben lang anhält. Dann sagt er: „Ich liebe ihn über alles.“ Daniel Dassler wischt sich eine Träne von der Wange. Und viele der 8500 Zuschauer tun es ihm gleich.

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