Paarlauf-Olympiasiegerin Aljona Savchenko hat große Angst um ihre in der Ukraine lebende Familie. „Mein Vater ist eine Woche vor Kriegsausbruch in die Ukraine zurückgekehrt“, sagte die 38-Jährige: „Er wohnt in der Nähe von Kiew, genau wie meine drei Brüder.“ Dass sie ihren Vater und ihre Brüder vielleicht nie wiedersehe, „dieser Gedanke zehrt sehr an mir“, sagte die Mutter einer zweijährigen Tochter im Gespräch mit dem Magazin Der Spiegel.
Von Tanten und Onkeln seit Wochen nichts gehört
Ihre Mutter „ist zum Glück schon im Januar nach Deutschland gekommen und jetzt bei mir“, berichtete die 50 Kilometer südlich der ukrainischen Hauptstadt Kiew geborene und jetzt in Oberstdorf lebende Savchenko. „Mein Neffe und seine Mutter sind seit Tagen unterwegs. Sie versuchen, über Polen zu uns zu kommen.“ Von einigen Onkeln und Tanten, die in Donezk leben, habe sie seit Tagen nichts gehört: „Ich habe keine Ahnung, ob sie noch am Leben sind.“
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Die Ukraine hätte angesichts der kriegerischen Invasion der russischen Streitkräfte „früher Waffen gebraucht“, sagte Savchenko: „So aber steht mein Heimatland der russischen Armee machtlos gegenüber. Aber nicht nur Deutschland sollte Hilfe leisten, auch andere Länder der Europäischen Union und jene, die nicht zur EU gehören. Wir müssen jetzt zusammenstehen, stark sein, uns gegenseitig unterstützen.“
Die Frage, ob sie dem russischen Präsidenten Wladimir Putin den Angriff auf die Ukraine zugetraut habe, beantwortete Savchenko sehr deutlich: „Ihm würde ich alles zutrauen. Meine Eltern hingegen waren immer guter Dinge. Sie hätten nie geglaubt, dass so etwas passiert.“ Savchenko war 2003 mit 19 Jahren aus der Ukraine nach Deutschland gekommen, 2018 holte sie mit Bruno Massot Gold bei den Olympischen Spielen in Pyeongchang.
Savchenko: "Weiß nicht, ob meine Verwandten noch leben"
Zu einigen Mitgliedern ihrer Familie im ukrainischen Donezk habe sie seit mehr als einer Woche keinen Kontakt mehr gehabt, sagte Savchenko dem Bayerischen Rundfunk: „Ich weiß nicht, ob meine Verwandten noch leben. Niemand geht ans Telefon oder meldet sich“, erzählt sie. Ablenkung finde sie in ihrer Arbeit als Eiskunstlauftrainerin in Oberstdorf. „Wenn ich in der Halle bin, komme ich auf andere Gedanken, meine mentale Stärke wächst.“ Vor allem das Training mit den Kindern helfe ihr dabei: „Die Kinder denken positiv. Diese Art ist jetzt sehr wichtig.“ In Oberstdorf sammelt Aljona Savchenko Kleidung und Essen, um die Menschen in ihrer Heimat zu unterstützen. Für ein Ziel: „Wir sind stark, wir versuchen stark zu bleiben. Wir müssen stark sein. Wir kämpfen für unsere Freiheit.“
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