So wirklich gerechnet hatte damit keiner. Nicht einmal die deutschen Curler selbst. Mit dem EM-Halbfinale hatten sie im Vorfeld des Turniers im finnischen Lohja geliebäugelt, die Bronzemedaille wäre schon ein Traum gewesen.
Nun steht das Team um Skip Marc Muskatewitz (Sinzheim) sensationell im Finale der Europameisterschaft – erstmals seit 20 Jahren. Diesen Samstagnachmittag ab 15 Uhr kämpft das Team gegen Titelverteidiger Schottland um Gold. Zuletzt hatte Deutschland vor 16 Jahren als Dritter eine EM-Medaille geholt.
Curling EM: Deutschland fegt Norwegen vom Eis
Im Halbfinale am Freitagvormittag räumte das deutsche Quintett, zu dem die vier Allgäuer Benny Kapp, Mario Trevisiol (beide CC Füssen) sowie Felix Messenzehl und Johannes Scheuerl (beide EC Oberstdorf) gehören, Norwegen klar mit 8:2 aus dem Weg. Vor allem mit dem zweiten (2:0) und dem herausragenden dritten End (4:0) stellten die deutschen Curler die Weichen früh auf Sieg und revanchierten sich damit für die 4:8-Pleite in der Vorrunde.
Andy Kapp, Bundesstützpunkttrainer in Füssen und Vater von Benny Kapp verfolgte das Semifinale live auf dem Handy. Er sagt: „Wie die Jungs das souverän bis zum Ende durchgezogen haben, war Weltklasse. Sie sind das jüngste Team im Turnier. Felix ist sogar noch Juniorenspieler. So eine herausragende Leistung macht einfach stolz. Das ist schon eine kleine Sensation.“
„Schottland ist eigentlich nicht zu schlagen.“
Andy Kapp, über den deutschen Finalgegner.
Im dramatischen zweiten Halbfinale setzte sich Rekordeuropameister Schottland nach einem Zusatz-End mit 10:8 durch. Im Finale hat Deutschland die Chance auf Revanche. In der Vorrunde verloren Muskatewitz und Co. deutlich mit 5:12 gegen die Schotten. Andy Kapp sagt: „Schottland ist die Nummer 1 der Welt, hat in diesem Jahr jedes Turnier gewonnen, eigentlich sind sie nicht zu schlagen.“
Ein großer Knackpunkt werde für die jungen Deutschen am Samstag das Thema Nervosität, glaubt Kapp. „Die schottische Mannschaft hat locker schon 20 Finals auf so hohem Niveau gespielt, unser Team noch keins. Wenn sie aber so in den Flow kommen, wie gegen Norwegen, können sie jeden schlagen.“ Ein weiterer Pluspunkt sei das erfahrene Trainerteam um Andy Kapps Bruder Uli: „Er hat solche Situationen schon erlebt und wird das Team optimal einstellen. Vielleicht gelingt ja die nächste Sensation.“
Curling-EM 2024: Finale am Samstag um 14 Uhr
Das Endspiel ist am Samstag (14 Uhr) live bei Eurosport und bei Discover+ im kostenpflichtigen Livestream zu sehen. Der Curling-Weltverband bietet einen Liveticker an. Das Spiel um Platz drei zwischen Norwegen und der Schweiz findet bereits am Freitagabend (19 Uhr) statt.
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