Nach über zehn Jahren können die deutschen Curler bei der Weltmeisterschaft im kanadischen Moose Jaw (Provinz Saskatchewan) erstmalsig wieder das Olympia-Ticket lösen, doch die Aufgabe gestaltet sich für den amtierenden Europameister schwieriger alls gedacht. Denn in den ersten drei Partien gegen Kanada (5:7), Tschechien (8:7) und Norwegen (3:8) setzte es drei Niederlagen.
Die Duelle am Montag gegen Österreich und China (in der Nacht zum Dienstag) waren bei Redaktionsschluss nicht beendet. Um 2026 direkt nach Italien zu kommen, muss bei der WM ein Platz unter den ersten Acht her, ansonsten gibt es im Dezember erneut in Kanada eine weitere Qualifikationschance. Chef-Bundestrainer Uli Kapp aus Füssen (53) bleibt trotz der Auftaktniederlagen zuversichtlich und erläutert die Aufgabenverteilung seiner Cracks im Oberstdorfer/Füssener Team.
Johannes Scheuerl (Oberstdorf, 22): „JoJo“ spielt die „Lead-Position“ und somit die Steine 1 & 2; er ist maßgeblich für unser „Set Up“ verantwortlich – braucht also insbesondere ein gutes Gefühl für die Länge und hierbei eine hohe Konstanz; darüber hinaus übernimmt er zusammen mit dem „Second“ die meiste Wischarbeit. Johannes ist aufgrund seiner Athletik sehr effektiv; er agiert meist sehr ruhig und ausgeglichen, war Teil des Teams, das 2022 und 2023 Junioren-Vizeweltmeister geworden ist
Felix Messenzehl (Oberstdorf, 21): Felix spielt die Position „Second“ (Steine 3 & 4); dabei hat er oftmals schnelle, defensive Steine zu spielen, um etwa die Mitte zu öffnen. Zusammen mit Johannes bildet er das „Front End“ und ist somit einer der Hauptwischer. Einerseits zwar sehr emotional und impulsiv, aber anderseits bringt er sich als ein guter Stratege gerne bei kniffligen, taktischen Situationen mit in die Entscheidung ein. Felix ist meist „on Fire“ und insoweit der „Counterpart“ zu Johannes, ebenfalls Teil des Junioren-Vizeweltmeister-Teams. Als jüngstes Team-Mitglied ist er noch als Junior startberechtigt: Mit seiner Schwester ist er für die Mixed Doubles WM im Mai in Edmonton/Kanada nominiert.
Benjamin Kapp (Füssen, 22): „Benny“ muss als „Third“ (Steine 5 & 6) ein super vielseitig sein, der durch gutes Shotmaking es dem „Fourth“ Marc Muskatewitz möglichst einfacher machen sollte. Er begleitet zudem als Wischer bis zu vier Steine und ist Vize-Skip. Dabei bringt er sich auch maßgeblich in taktische Entscheidungen mit ein und übernimmt die „Line Calls“ für die Steine 7 & 8; Benny führte als Skip die Junioren-Mannschaft an; mit nur 16 Jahren hatte er 2019 als Alternate bei der Herren-WM Premiere in Lethbridge/Kanada. Es scheint: je intensiver das Match, desto „cooler“ wird er.
Marc Muskatewitz (Füssen, 29): Der Skip hatte seine WM-Premiere bereits 2016 bei der WM in Basel – damals noch im Team Baumann (Baden Hills). Marc ist schon immer ein vielseitiger, technisch versierter Spieler - aber auch Athlet, der im Grunde auf allen Positionen einsetzbar ist. Er spielte im letzten Olympia-Zyklus (2018 bis 2022) sowohl als Skip als auch als Third. Marc übernahm als Skip das „Junioren-Team Kapp“ am Ende der Saison 2023. Mit ihm als erfahrenem Athleten (wenngleich im internationalen Vergleich immer noch jung) gelang diesem Team in sehr kurzer Zeit der Übergang aus dem Junioren-Bereich in die Elite. Perfektionist Marc hat aber über die letzten beiden Saisons mit viel Spaß in dem jungen dynamischen Umfeld eine „coole“ Gelassenheit, ja Souveränität gewonnen, was sich bei der WM 2024 (Platz 5) schon abzeichnete. Marc hat inzwischen sein Master-Studium an der FH Kempten abgeschlossen; als einziger Athlet des Teams nicht bei der Bundeswehr. Seine siebte WM-Teilnahme seit 2016.
Mario Trevisiol (Füssen, 21): Wie bei der WM und EM 2024 als „Alternate“ dabei, sollte er zum Einsatz kommen, würde er die Position 1 spielen, Johannes auf die 2 rücken (im Grunde rutschen alle eins nach oben). Mario hat sich seit seinem Einstieg beim Junioren-Team Kapp zur Saison 2022/23 stetig gesteigert und nimmt als Ergänzungsspieler eine wichtige Position im Team ein.
(Team-)Coach Ryan Sherrard: Er ist laut Kapp ebenfalls ein wichtiger Baustein der jüngsten Erfolge. Seit der Saison 2023/24 ist er bei allen Wettbewerben als Coach dabei – eine Aufgabe, die Kapp als Chef-Bundestrainer nicht übernehmen kann, weil er primär am Bundesstützpunkt Füssen mit den Athleten arbeitet. (mit bed)
Um kommentieren zu können, müssen Sie angemeldet sein.
Registrieren sie sichSie haben ein Konto? Hier anmelden