Herr Móré, die deutsche Handball-Nationalmannschaft ist bei der Weltmeisterschaft im Viertelfinale gegen überraschend starke Portugiesen gescheitert. Wie ordnen Sie den WM-Auftritt der DHB-Auswahl ein?
DAVID MÓRÉ: Ich habe alle Spiele der Nationalmannschaft genau verfolgt. Und gegen Portugal sind die Jungs genauso schwer ins Spiel gekommen wie eigentlich bei allen Partien bei diesem Turnier. Die Torhüter haben stark gehalten und die Abwehr war auch in Ordnung. Aber im Angriff hatte ich den Eindruck, dass immer wieder die Ideen gefehlt haben. Portugal wiederum hat beeindruckend gespielt. Am Ende ist die Art und Weise des Ausscheidens enorm bitter, da Deutschland das Spiel eigentlich schon gedreht hatte.
Mit Juri Knorr und David Späth waren auch zwei ihrer Teamkollegen von den Rhein-Neckar Löwen für Deutschland im Einsatz. Hatten Sie schon Kontakt?
MÓRÉ: Ich habe ihnen vor dem Turnier natürlich Glück gewünscht. Während der Weltmeisterschaft wollte ich sie nicht stören. Ich habe aber fleißig Daumen gedrückt.
Wie haben Sie die einmonatige Handball-Pause verbracht? Zuletzt waren Sie bei Instagram in einem Tarnanzug und mit Sturmgewehr zu sehen ...
MÓRÉ: Ich war den ganzen Januar bei der Bundeswehr-Grundausbildung für Spitzensportler in Hannover. Ich hatte also einen Monat lang keinen Ball in der Hand, langsam wird es Zeit.
Warum sind Sie bei der Bundeswehr, Sie haben immerhin einen Profi-Vertrag in Mannheim?
MÓRÉ: Das hat mehrere Vorteile: Einerseits ergibt es Sinn, sollte ich irgendwann ein Studium beginnen. Dann werde ich unterstützt. Außerdem bekommt man eine zusätzliche Vergütung. Und die Zeit hat auch Spaß gemacht. Es war natürlich ungewohnt und sehr strikt, aber es war eine coole Erfahrung, neue Sachen zu lernen. Ich bin seit eineinhalb Jahren fertig mit der Schule und habe seitdem nicht viel gemacht, außer Handball zu spielen.
Und wann sehen wir Sie das erste Mal im Dress der deutschen A-Nationalmannschaft? In der Handball-Bundesliga zählen Sie mit 20 Jahren schon zu den allerbesten Linksaußen, haben in 16 Spielen 42 Tore geworfen ...
MÓRÉ: Das ist schwer zu sagen. Bislang hatte ich noch nie Kontakt zu Bundestrainer Alfreð Gíslason. Im Sommer steht erstmal die für mich letzte U21-WM an. Danach wäre es natürlich ein Traum, für die A-Nationalmannschaft aufzulaufen. Ich hoffe, dass ich eines Tages diese Chance bekomme.
In der Bundesliga geht es schon in einer Woche weiter. Ist die Belastung, insbesondere für die WM-Teilnehmer, nicht viel zu hoch?
MÓRÉ: Das Pensum ist schon extrem. Kurz nach Weihnachten hatten wir das letzte Ligaspiel. Für die Nationalspieler ging es anschließend direkt zur WM-Vorbereitung und dann ins Turnier. Diesen Freitag stand mit den Löwen wieder das erste Mannschaftstraining an, wenn auch mit einer lockeren Einheit Padeltennis. Die WM-Teilnehmer haben noch ein paar Tage frei und steigen erst kommende Woche ein. Aber als Mannschaft werden wir aufgrund der Belastung für einige Spieler schon mit einem Defizit in den Februar starten.
Die Rhein-Neckar Löwen sind aktuell Tabellensiebter. Die Saison ist aber nicht einmal zur Hälfte rum. Was ist noch drin?
MÓRÉ: Wir spielen eine gute Saison. Im Vergleich zu den Vorjahren sind wir deutlich konstanter. Und das, obwohl es in der Bundesliga inzwischen eine enorme Dichte an brutal starken Mannschaften gibt. Mein persönliches Ziel ist es, nächstes Jahr wieder international zu spielen.
Diesen Sonntag steht aber erst noch das WM-Endspiel an: Wer wird Weltmeister?
MÓRÉ: Dänemark ist der große Favorit. Sie schlagen jeden Gegner fast mühelos und haben quasi nie einen Leistungsverlust. Ich denke nicht, dass Portugal im Halbfinale (Freitag, 20.30 Uhr; Anm. d. Red.) mithalten kann. Im Endspiel geht es gegen die Kroaten. Die hatten zwar wie Dänemark den Vorteil, dass es für sie eine Heim-WM war. Das Finale aber findet in Oslo statt. Das dürfte Dänemark in die Karten spielen.
Zur Person: Das ist David Móré
- Der 20-Jährige ist gebürtiger Memminger und wuchs in Ottobeuren auf. Der 1,85 Meter große Linksaußen begann im Nachwuchs des TSV Ottobeuren mit Handball, ehe er sich 2018 dem TSV Niederraunau anschloss. Als bester Torschütze der B-Jugend-Bayernliga geriet Móré dort in den Fokus der Auswahltrainer. 2020 wechselte er ins Nachwuchszentrum der Rhein-Neckar Löwen nach Kronau (30 Kilometer südlich von Mannheim). Seit der Saison 2023/24 ist der Unterallgäuer fester Bestandteil der ersten Mannschaft der Löwen und einziger Allgäuer in der Bundesliga. Sein Vater Mihaly Móré war früher selbst aktiver Handballer und ist in der Region als Trainer bekannt. Aktuell coacht er die Bezirksoberliga-Frauen der SG Biessenhofen-Marktoberdorf.
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