Sie fühlt sich nicht wirklich wohl in dieser Rolle. Lieber rückt sie die anderen ins Rampenlicht. Lieber lässt sie andere reden, manchmal auch schweigen und damit noch eindrucksvoller wirken. Doch die Schweizer Regisseurin Martina di Lorenzo (47) flunkert auch ein klein wenig. Sie ist eine toughe Frau – ähnlich hart und kompromisslos wie die Skispringerinnen, mit denen sie sich in den vergangenen vier Jahren intensiv auseinandergesetzt hat und über die sie eine beeindruckende Dokumentation gedreht hat.

Schweizer Regisseurin Martina di Lorenzo gibt spannende Einblicke
Der Film „Sieben Sekunden – Der Traum vom Fliegen“ feierte am Mittwoch Premiere in Oberstdorf. Eva Pinkelnig aus Vorarlberg und Katharina Schmid aus Oberstdorf sind auch da. Sie sind die Hauptdarstellerinnen in diesem Streifen, der zum einen spannende und heitere Einblicke in einen faszinierenden Sport gibt, zum anderen aber auch das Thema Gleichberechtigung im Sport sehr kritisch anpackt. Dem Publikum in Oberstdorf gefällt’s. Lange gibt es Applaus für die starken Frauen, die Skispringerinnen ebenso wie für die Filmemacherin aus Einsiedeln, die Kamerafrau, Produzentin und Regisseurin in Personalunion ist.
Sieben Sekunden - so lange dauert ein Flug auf 200 Meter
Auch tags darauf in Isny wird di Lorenzo nach der Vorstellung ausgiebig beklatscht. Mit ihrem Schwyzerdütsch kokettiert sie ein bisschen, nutzt die hell erleuchtete Bühne im Isnyer Ringtheater aber auch dafür, um mit dem Publikum im dunklen Saal in Kontakt zu treten und Fragen zu beantworten. Die ersten beantwortet sie selbst. Die sieben Sekunden aus dem Filmtitel sei die Zeit, die man im Gegensatz zum Skispringen (etwa drei Sekunden) beim Skifliegen in der Luft sein müsse, um die magische 200-Meter-Marke zu knacken.

Flug über 200 Meter ist das erklärte Ziel
Ein Ziel, das Katharina Schmid, früher Althaus, stets motiviert hat, ihre Ski noch nicht in die Ecke zu stellen. Wie die Männer von den großen Rampen der Welt springen zu dürfen, war ihr sehnlichster Wunsch – und der ihrer Kolleginnen. Di Lorenzo fasste vor vier Jahren den Entschluss, den Weg der mutigen Frauen filmisch zu begleiten. „Wenn ihnen das Fliegen verwehrt worden wäre, hätte der Film natürlich ganz anders ausgesehen. Dann hätte ich damit ordentlich Rabatz gemacht.“ Pures Glück sei es gewesen, dass sie sich dafür entschieden habe, Eva Pinkelnig und Katharina Schmid in den Mittelpunkt des Filmes zu stellen. Dass die eine Siegerin des Gesamt-Weltcups und die andere dreifache Weltmeisterin wurde, sei damals nicht absehbar gewesen. „Vielleicht hat dieser Film beide zusätzlich motiviert“, spekuliert di Lorenzo und schmunzelt genüsslich.

Kritik zu "Sieben Sekunden - Der Traum vom Fliegen": Absolut sehenswert
Der Film ist mit 95 Minuten Länge keine Sekunde langweilig, weil die Schweizerin top recherchiert hat, Pionierinnen wie Eva Ganster oder Carina Vogt zu Wort kommen lässt, Schmid und Pinkelnig in ihrem Dialekt sprechen lässt (mit Untertiteln) und eine tolle Dramaturgie bis zum ersten Skifliegen der Frauen 2023 in Vikersund aufbaut. Auch die Warnungen von Experte Toni Innauer zu möglichen Stürzen rütteln auf. Gesamturteil: Absolut sehenswert! Für Skisprung-Fans sogar ein Muss.

Weitere Sondervorstellungen im Allgäu: Termine für "Sieben Sekunden - Der Traum vom Fliegen"
- Sonntag, 2. Juni, 18 Uhr: Neues Ringtheater Isny.
- Dienstag, 4. Juni, 17.30 und 20 Uhr: Alpfilmtheater Füssen.
- Donnerstag, 6. Juni, 19.30 Uhr: Colosseum Kempten.
- Freitag, 7. Juni, 19.30 Uhr: Park-Theater Lindau (Eva Pinkelnig ist live dabei)