Seit einigen Jahren ist der Darts-Sport in Deutschland auf dem Vormarsch. Die Fernsehübertragungen der Weltmeisterschaft Anfang des Jahres gehören zu den beliebtesten Sport-Events des Jahres, immer mehr Vereine bieten eigene Dart-Sparten an. Wie Fans und Spieler die Entwicklung im Allgäu bewerten:
- Patrick Wiest, 25 Jahre, Überbach „Ich kann mir gut vorstellen, dass die Begeisterung in den nächsten Monaten ein wenig nachlassen wird. Aber Darts ist im Allgäu angekommen. Ich bin seit einigen Jahren Spieler beim DC Untrasried und habe dort die Entwicklung miterlebt. Vor fünf Jahren waren wir froh, als wir mit einem kleinen Team am Ligabetrieb teilnehmen konnten. Mittlerweile stellen wir zwei Mannschaften und gewinnen immer mehr Spieler dazu. In nahezu allen umliegenden Orten gibt es mittlerweile einen Klub, oft mit mehreren Mannschaften. Es wäre schön, wenn auch das Angebot an öffentlichen Spielstätten und Turnieren zunimmt.“

- Werner Greiter, 55 Jahre, Niedersonthofen „Mich freut es, dass unser Sport auch in Deutschland die Aufmerksamkeit bekommt, die er verdient. Ob der neu entfachte Darts-Hype in vollem Maße im Allgäu ankommt, wage ich allerdings zu bezweifeln. Hauptgrund hierfür ist der Wegfall von Kneipen und Gasthäusern während der Corona-Pandemie. Vereine haben Schwierigkeiten, eine geeignete Spielstätte zu finden. Hoffnung auf Besserung habe ich angesichts der aktuellen Miet- und Pachtkosten nur wenig, da eine Darts-Anlage gemessen am Platz, den sie beansprucht nur verhältnismäßig wenig Geld in die Kasse spült. Auch die Anzahl an Turnieren und Wettkämpfen in der Region ist über die Jahre gesunken.“
- Holger Vongerichten, 64 Jahre, Bad Grönenbach „Aus Sicht des Verbandes SDA (Steeldart Allgäu, Anm. d. Red.), dessen Vorsitzender ich bin, ist die Begeisterung am Darts-Sport schon seit einigen Jahren zu erkennen. Mittlerweile erhalten wir Anfragen aus dem gesamten Allgäu. Seit der Corona-Unterbrechung gab es 100 neue Mitglieder. Es gibt eine große Menge Hobbyspieler, die bislang nur gelegentlich im Keller die Pfeile in Richtung Scheibe feuern und noch nicht Teil einer Mannschaft sind. Daher kann ich mir nicht vorstellen, dass diese Begeisterung in den nächsten Jahren signifikant abnimmt, selbst wenn es in näherer Zukunft noch keinen deutschen Weltmeister geben sollte. Das Verlangen vieler Allgäuer Spieler nach Turnieren und Wettkämpfen ist auch uns beim SDA bekannt und spielt eine wichtige Rolle in unseren Planungen.“
- Fabio Müller, 27 Jahre, Kempten „Ein wirklicher Darts-Boom hat das Allgäu noch nicht erreicht. Das ist unter anderem an den wenigen Darts-Shops in der Region zu erkennen. Gemessen an der Beliebtheit des Sportes wundert es mich sehr, dass im Kemptener Raum kaum ein Fachgeschäft zu finden ist. Dass der Sport dennoch ein enormes Wachstum erfährt, steht außer Frage. Einer der Gründe für diese Entwicklung ist die Tatsache, dass Dart als einer der wenigen Profiteure aus der Corona-Pandemie hervorging. Während der Lockdowns waren viele Menschen auf der Suche nach neuen Indoor-Aktivitäten. In dieser Zeit etablierte sich das Online-Dart und bot den Spielern eine Möglichkeit, sich zu vernetzen und gegeneinander anzutreten.“
- Christian Hartmann, 42 Jahre, Haldenwang „Das gesteigerte Interesse habe ich vor allem am Arbeitsplatz bemerkt. Die Weltmeisterschaft war unter den Kollegen Dauerthema. Auch auf Vereinsebene, in unserem Fall beim DC Haldenwang, wächst die Darts-Sparte immer weiter. Entscheidend für diese Entwicklung ist mitunter das hohe Niveau, das mittlerweile im Allgäu an die Boards gebracht wird. Die Möglichkeit, in der Region gegen absolute Topspieler anzutreten, weckt bei vielen jungen Spielern den Ehrgeiz. Hier sehe ich weiteres Wachstumspotenzial für unseren Sport. Wir versuchen bereits jetzt, junge Menschen zu gewinnen. Es muss uns gelingen, die restlichen Vorurteile abzulegen und mit den positiven Seiten des Spiels wie der Rechenstärke oder der Verbundenheit unter den Generationen zu überzeugen.“
- Jutta Wagner-Seifarth, 59 Jahre, Peiting "Auch im Allgäu ist die Darts-Euphorie ganz klar zu spüren. Es ist wichtig, dass sich der Sport weiterentwickelt und professioneller wird. Leider haben wir im Dart immer noch mit Altlasten wie dem schlechten Ruf als Trink- oder Kneipensport zu kämpfen. Vor allem in der Nachwuchsarbeit ist das nach wie vor ein großes Problem. Heutzutage haben auch immer öfter Kinder oder Jugendliche Lust, den Dartsport auszuprobieren. Die verrauchten Kneipen und die Verbindung zum Alkohol schrecken allerdings viele Eltern ab. Außerdem problematisch ist die hohe Belastung, die man im Allgäu auf sich nehmen muss, um höherklassig Steeldart zu spielen. Mit unserer Mannschaft von Dart Attack Allgäu treten wir diese Saison in der Bayernliga an. An Spieltagen müssen wir teilweise Hin- und Rückfahrten von jeweils drei oder vier Stunden zurücklegen."
- Klaus Haug, 60 Jahre, Steinheim "Dart hat gegenüber vieler anderer Sportarten einen entscheidenden Vorteil: Es ist ein Sport für jedermann. Er kostet nicht viel Geld, es gibt keine körperlichen Voraussetzungen und er kann in jedem Alter ausgeübt werden. Unser Verein, der DC Peanuts aus Woringen, wächst nahezu wöchentlich. Bei fast jeder Trainingseinheit ist ein neues Gesicht dabei, es ist fantastisch. Denn genau das ist es, was unseren Dartsport ausmacht: Eine großartige Gemeinschaft und ein ganz besonderer Zusammenhalt. Geschlecht oder Herkunft spielen dabei keine Rolle, hier ist jeder willkommen! Beim SDA möchten wir in Zukunft noch mehr auf Vereine und Verantwortliche zugehen. Wir möchten Neueinsteiger und Anfänger abholen und in Sachen Anmeldung und Ausrüstung unterstützen. Unser Ziel ist es, den Sport dadurch noch bekannter zu machen."