Sieben Sekunden. Das ist gefühlt ein Wimpernschlag nach zuvor 1,5 Kilometern Schwimmen, 42 Kilometern Radfahren und 10 Kilometern Laufen. Sieben Sekunden betrug der Rückstand von Madlen Kappeler auf Siegerin Katharina Krüger bei der Olymp-Distanz des Allgäu-Triathlons. Nur kurz ärgerte sich Kappeler über den verpassten Sieg, schnell ordnete sie ihre Leistung ein. „Nach dem Schwimmen hatte ich dreieinhalb Minuten Rückstand, ursprünglich bin ich sogar von fünf Minuten ausgegangen“, sagt die 25-jährige Triathletin aus Vorderhindelang.
Allgäu-Triathlon 2023: Enges Duell mit Katharina Krüger an der Spitze
Am Kuhsteig lief Kappeler an Krüger vorbei, konnte die langjährige Profi-Triathletin aber nicht abhängen. „Taktisch habe ich da etwas falsch gemacht, da fehlt mir einfach die Erfahrung“, sagt Kappeler, „aber ich freue mich über Platz zwei – und noch viel mehr, dass es endlich mit meinem ersten Allgäu-Triathlon geklappt hat.“
Diesen genoss Kappeler vor allem beim Radfahren. „Ich bin die Anstiege gefühlt hochgeflogen. Die Vorfreude war riesig – ebenso wie die Nervosität. Denn über die Olympische Distanz bin ich erst zum zweiten Mal überhaupt gestartet“, erzählt die 25-Jährige.
Für das Kölner Triathlon-Team 01 startet die Allgäuerin in der Triathlon-Bundesliga
In der Allgäuer Ausdauerszene hat sich Kappeler längst einen Namen gemacht. Ihr Ziel, Profi-Sportlerin zu werden, hat sie schon 2018 klar formuliert. Damals gewann sie Doppel-Gold bei der Duathlon-Weltmeisterschaft in Dänemark – es war ihr erstes Glanzlicht auf internationaler Ebene. Inzwischen startet Kappeler für das Kölner Triathlon-Team 01 in der Bundesliga. Nach ihrem Master-Studium in Florida, wo sie von exzellenten Trainingsbedingungen profitierte, lebt und trainiert Kappeler nun wieder im Allgäu.
Der Job macht's möglich: Beim Training ist Madlen Kappeler flexibel
Ihr Job – Kappeler arbeitet als Athletenbetreuerin für eine Organisation, die Sportstipendien in den USA vermittelt – erlaubt es ihr, die Trainingszeiten flexibel zu gestalten. „Ich will das nicht für immer machen, sondern sehe meine berufliche Zukunft im Bereich Ernährung und Sport“, sagt die 25-Jährige. „Aber momentan ist es ideal. Ich kann meine Zeit frei einteilen, bin nicht an einen festen Ort gebunden. Aber ich muss lernen, von der Arbeit abzuschalten. Ich bin ein kleiner Workaholic.“

Ihr wöchentliches Trainingspensum beläuft sich derzeit auf 15 bis 20 Stunden, dabei wurde Kappeler im Mai noch von einer Oberschenkelzerrung ausgebremst. „Ich bin quasi ohne Vorbereitung in die Wettkampfsaison gegangen. Da war ich selbst überrascht, wie gut es lief“, sagt Kappeler.
Auch bei der Trail-Challenge und dem Nebelhorn-Berglauf sorgt Madlen Kappeler für Erstaunen
Das beweisen auch ihre Auftritte bei diversen Ausdauer-Events in den letzten Wochen: Platz eins bei der Trail-Challenge im Kleinwalsertal, Platz eins beim Nebelhorn-Berglauf. Trailrunning hat es der 25-Jährigen ebenfalls angetan. „Ich integriere das in meinen Trainingsalltag“, sagt Kappeler. „Aber ich sollte auch noch lernen, mir Pausen zu gönnen. Nur durchpowern geht nicht.“
In den USA hat die Oberallgäuerin eine wichtige Lektion gelernt
Generell zählen Abschalten und Abbremsen nicht zu Kappelers Stärken. „Nicht im Ziel zu landen, das kommt für mich nicht in Frage“, sagt Kappeler. Auf der anderen Seite sind Zielstrebigkeit und Durchhaltevermögen die Grundlagen für ihre erstaunlichen Leistungen. „Ich habe vor allem auch während meiner Zeit in den USA gelernt, mich durchzubeißen. Es war dort nicht einfach, mit Trainern und Teamkolleginnen zurechtzukommen. Am Ende bin ich fast in einer kleinen Depression gelandet und habe die Lust am Sport verloren. Das hat sich erst mit der Rückkehr nach Deutschland wieder geändert“, sagt Kappeler.
Leben und Trainieren: Im Allgäu fühlt sich die Triathletin einfach wohl
Die Rückkehr zur Familie – Kappelers Eltern Daniela und Stefan sind ebenfalls begeisterte Ausdauersportler – haben der Oberallgäuerin Auftrieb gegeben. Mit der Challenge San Remo steht ein weiteres Saisonhighlight noch bevor. „Das Allgäu ist für mich ein Paradies, für das Lauf- und Radtraining gibt es unzählig viele Möglichkeiten. Hier habe ich die Berge, hier fühle ich mich zuhause“, sagt Kappeler. „Dieses Glücklichsein habe ich lange vermisst.“