Paukenschlag bei den deutschen Skispringerinnen: 17 Tage vor dem Start der Weltcup-Saison am 2. Dezember im norwegischen Lillehammer hat der Deutsche Skiverband am Mittwoch-Mittag (15. November 2023) die Trennung von Bundestrainer Maximilian Mechler bekanntgegeben. Der 39-Jährige Isnyer sei zurückgetreten, weil er das Team „nicht mehr so erreicht habe“, heißt es in der Pressemitteilung. Als Interimslösung für die kommende Saison soll nun Mechlers Assistent, der 30-jährige Tiroler Thomas Juffinger, das Training sowie die Wettkampfvorbereitung und -betreuung übernehmen.
Mechler hatte das Amt vor zweieinhalb Jahren unmittelbar nach der Nordischen Ski-WM in Oberstdorf von Andreas Bauer übernommen und die Erfolgsserie des Oberstdorfers fortgesetzt. Drei Goldmedaillen von Katharina Schmid (früher Althaus) im Einzel sowie des Frauen- und Mixed-Teams (alle von der Normalschanze) sowie Schmids bronzene Plakette beim Großschanzen-Springen machten Mechler zum erfolgreichsten DSV-Trainer bei der WM 2023 im slowenischen Planica. Umso überraschender kommt nun ein gutes halbes Jahr später das Aus von Mechler. Schon vor anderthalb Wochen, als es im sächsischen Klingenthal um die deutschen Meistertitel ging, wunderten sich einige, warum Mechler nicht am Trainerturm stand und sein Co-Trainer Juffinger als Frauen-Coach Mitglied in der Sprung-Jury war.
Maximilian Mechler: "Das Team nicht mehr so erreicht, wie es notwendig wäre"
Mechler sagt in der Mitteilung des Verbandes: „Ich habe in den letzten Wochen erkannt, dass ich das Team nicht mehr so erreicht habe, wie es notwendig wäre, um diese Erfolge auch in Zukunft erreichen zu können. Obwohl ich den Zeitpunkt meines Rücktritts bedauere, bin ich fest davon überzeugt, dass dies der richtige konsequente Schritt ist."
Was genau vorgefallen ist in den vergangenen Wochen im Sommertraining, darüber schweigen alle Beteiligten. Es ist von einer "allgemeinen Abnutzung" die Rede, davon, dass es sowohl in der Mannschaft als auch im Betreuer-Stab nicht mehr gepasst habe. Bestes Beispiel: Mechler habe in zweieinhalb Jahren drei Mal die Physiotherapeutin, eine wichtige Bezugsperson im Skispringen, gewechselt. Der Weggang von Lara Westner hatte intern wohl für reichlich Wirbel gesorgt, heißt es aus dem engeren Umfeld. Die 26-Jährige hatte erst im Juni dieses Jahres als Geschäftsführerin einer Sportschule in Fürstenfeldbruck sich und die deutschen Skispringerinnen bei einem Medientermin ins rechte Licht gerückt. Mechler war da, seinem Naturell entsprechend, eher stiller Beobachter im Hintergrund. Schon bei der WM in Planica gab sich der 39-Jährige Isnyer, der als aktiver Springer mit Team-Silber bei der Skiflug-WM 2012 in Vikersund seinen größten Erfolg gefeiert hatte, äußerst zurückhaltend. Eine Interviewerin vom Fernsehen bezeichnete ihn als "spröde", ein Journalisten-Kollege aus Frankfurt fragte: "Der tickt aber schon ein bisschen anders als alle anderen Trainer, oder?"
Aktuell keine Aussage von Katharina Schmid zum Trainerwechsel zu bekommen
Doch der Erfolg gab Mechler stets Recht. Auf die Frage, was denn sein Erfolgsrezept sei, antwortete Mechler vergangenen Winter: "Keine Ahnung, ich versuche es einfach, so gut wie möglich zu machen und auf so viel wie möglich aufzupassen." Katharina Schmid, der Königin von Planica, blieb nichts anderes übrig, als im Augenblick ihres größten Triumphs auch ihren Bundestrainer zu loben: "Maxi ist ein ganz entspannter Typ. Er ist immer für uns da." Mit einem Augenzwinkern sagte sie aber auch: "Man merkt es ihm zwar nicht an, aber er hat immer einen Plan." Aktuell ist keine Aussage von Schmid zum Trainerwechsel zu bekommen. Die frisch verheiratete 27-jährige Oberstdorferin ist mit ihrem Mann Patrick auf einem Kreuzfahrtschiff.
Dafür hat Mechlers Vorgänger Andreas Bauer, der sich vor zweieinhalb Jahren noch riesig gefreut hatte, "dass der DSV auch mal einem jungen, deutschen Trainer das Vertrauen schenkt", eine klare Meinung: "So kurz vor Weltcup-Beginn ist die Freistellung von Maximilian Mechler natürlich alles andere als günstig." Bauer befindet aber die Interimslösung mit Thomas Juffinger, den er 2021 zur Nordischen Ski-WM in Oberstdorf ins deutsche Trainerteam geholt hatte, für sehr gut: Juffinger sei ein absoluter Experte, was das Material, vor allem die Anzüge, angeht. Der gebürtige Österreicher, der am Stützpunkt in Oberstdorf wohnt, habe sich auch als Trainer gut entwickelt. Bauer wörtlich: "In meinen Augen wird es jetzt darauf ankommen, dasss das Team ganz eng zusammenrückt und diese Interimslösung voll unterstützt. Das wird extrem wichtig sein, um eine gute Saison zu springen."

Horst Hüttel, Sportdirektor Weltcup Skisprung und Nordische Kombination, respektiert und bedauert Mechlers Entscheidung gleichermaßen. In der DSV-Pressemitteilung wird Hüttel so zitiert: „Wir haben gemeinsam in den letzten drei Jahren viele große Erfolge feiern dürfen. Die Basis hierfür war die extrem engagierte und hochprofessionelle Arbeit von Maximilian Mechler. Daher bedauere ich die Entscheidung, respektiere sie aber auch.“ Max werde zukünftig die Nachwuchsmannschaften der bei den DSV-Männern unterstützen. „Damit stellen wir einen wertvollen Know-how-Transfer im System sicher", so Hüttel.
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