Ein letztes Mal alle Kräfte mobilisieren und dem Favoriten ein Bein stellen: Dieses Ziel hatten sich die Ringer des SV 29 Kempten für das Derby gegen den TSV Kottern gesetzt.
Das Kemptener Team hatte vergangene Woche den Klassenerhalt in der Bayernliga gesichert. „Ein Derbysieg wäre da der perfekte Schlusspunkt, aber bei uns sind gleich mehrere Ringer ausgefallen“, sagte Schwergewichtler Martin Spöttle.
450 Zuschauer sehen spektakulären Kampf im Schwergewicht
Die 450 Zuschauer kamen trotzdem voll auf ihre Kosten – vor allem im Schwergewicht. Hier standen sich zwei Ringer gegenüber, wie sie unterschiedlicher kaum sein könnten: Der Kemptener Martin Spöttle, zwei Meter groß und etwa 100 Kilo schwer, traf auf den 30 Zentimeter kleineren, aber rund 25 Kilo schwereren Alfredo Santangelo. Für Spöttle, der versuchte einen Kampf aus der Distanz zu führen, eine knifflige Aufgabe. Santangelo führte zur Pause 8:0.
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Die zweite Runde gehörte jedoch dem Kemptener. Spöttle gelang es nun besser, dem Gewicht seines Gegners auszuweichen. So kam ein erster Beinangriff durch, den der Kampfrichter mit zwei Punkten belohnte. „Das war ein echter Kraftakt, aber danach wusste ich, dass das Ding nochmal geht“, sagte Spöttle. Er drehte auf und sammelte Punkt um Punkt. 10:3. 10:5. 10:7. 10:8. 10:10. Doch die Uhr lief unerbittlich ab. Rund 30 Sekunden vor Schluss dann die Erlösung: 10:12. Der Sieg war sicher. „Aber ich wusste, dass wir jeden Mannschaftspunkt brauchen, also musste noch ein Punkt her“, sagte Spöttle – damit das Team statt einem zwei Punkte bekommt. Kurz vor Schluss fiel auch dieser Punkt, der Kempten zwei Mannschaftspunkte sicherte.
Nico Wörmann sorgt für die Vorentscheidung
Jonah Müller sorgte anschließend mit einem Schultersieg für die ersten Kotterner Punkte. Im nächsten Kampf bewies Axel Bückle gegen den haushohen Favoriten, Vincent Graf, was mit Kampfgeist alles möglich ist. Erst in der zweiten Runde konnte Graf seiner Favoritenrolle gerecht werden. Als der Kemptener Lukas Bückle den Kotterner Jens Wörmann besiegte, war beim Zwischenstand von 12:10 wieder alles möglich. Für die Vorentscheidung sorgte dann der Kotterner Nico Wörmann. Er hatte auf 71 Kilogramm „abgekocht“ und auf 16:10 erhöht.
Eine Premiere gab es noch für Felix Bückle. Der Ringer vom SV 29 besiegte zum ersten Mal im Derby Dominik Hauber. Doch das half nichts mehr. Kottern führte mit 16:13 und hatte mit Robert Schneider und Markus Mair noch zwei Asse im Ärmel. Sie schraubten das Ergebnis auf 24:13 und sicherten damit auch im zweiten Stadtderby der Saison den Sieg für den TSV Kottern.
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Grämen wollte man sich beim SV 29 Kempten trotzdem nicht. „Klar, eine Derbyniederlage ärgert einen immer. Aber am Ende war es eine gute Saison, in der wir uns als eines der jüngsten Teams der Liga gut verkauft haben. Das ist entscheidender“, sagte Martin Spöttle. Jetzt freue man sich auf die Pause – „auch für die vielen Helferinnen und Helfer rund um unser Team, ohne die keine Mannschaftskämpfe möglich wären“.
Westendorf gewinnt furios gegen Vizemeister
In der Oberliga die Westendorfer Ringer die Saison mit einem grandiosen Auftritt abgeschlossen. Beim 23:12-Heimerfolg über Vizemeister TV Geiselhöring wuchsen alle TSV-Athleten über sich hinaus. „Wir haben so viel im Vorfeld gerechnet und wussten wie eng das wirklich wird“, freut sich Freistil-Cheftrainer Matthias Einsle über den Ausgang. Die Niederbayern hatten in Anger noch knapp mit 14:15 verloren. Selbst in Westendorf war Geiselhöring stark. Zur Pause lagen die Hausherren mit 7:12 zurück. Michael Steiner (57 Kilo) hatte ebenfalls keine Chance wie Edris Fazeli (61 kg) und Maximilian Prestele (66 kg). Das Westendorfer Trio musste sich den gegnerischen Ringern aus Georgien und Polen beugen.

Feuerwerk nach der Pause
Siegreich gingen im ersten Abschnitt nur Schwergewichtler Simone Iannottoni und Felix Kiyek (98 kg) hervor. Nach der Pause zündete Westendorf ein wahres Feuerwerk ab und gewann alle Kämpfe. Simon Einsle, Daniel Joachim, Felix Jürgens, Ion Gaimer und Matthias Einsle brachten mit ihren Siegen die Halle zum Beben.
Westendorf beendet die Saison auf damit Rang drei. Schon vor dem Kampf wurden die ehemaligen Ringer Michael Heiß und Tizian Reggel gebührend verabschiedet. Emotional wurde es zudem, als Stefan Günter, Vorsitzender des Bezirks Schwaben im Bayerischen Ringer-Verband, Abteilungsleiter Thomas Stechele für sein Engagement die Silberne Ehrennadel des Deutschen Ringer-Bundes überreichte. Stechele hört nach über 40 Jahren ehrenamtlicher Tätigkeit beim TSV Westendorf auf und stellt sich bei der Mitgliederversammlung am Montagabend nicht mehr zur Wahl.
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