Auf gepackten Koffern sitzt sie noch nicht. Und dennoch kreisen die Gedanken schon rund um das, was Eishockey-Torhüterin Sandra Abstreiter ab Mitte November erwarten wird. Die 25-jährige Freisingerin hütet aktuell noch das Tor der Frauen des ECDC Memmingen, wird sich in etwa einem Monat aber nach Kanada verabschieden und dort für das Team aus Ottawa auflaufen.
Sandra Abstreiter geht vom ECDC Memmingen nach Kanada
Der Sprung über den großen Teich ist für Abstreiter nicht neu. Bereits 2016 spielte sie eine Saison in Kanada, ehe sie in die USA wechselte, um dort College-Eishockey zu spielen. „Kanada ist noch eher europäisch geprägt. In den USA merkt man den Stolz der Leute auf ihr Land schon deutlich“, sagt sie über die Unterschiede zu Deutschland. Der Schritt zurück nach Kanada macht die Sportlerin zur Pionierin. Sie ist die erste deutsche Spielerin, die einen Vertrag in der PWHL erhält.
Neue Profliga im nordamerikanischen Frauen-Eishockey
Die neu gegründete Liga ersetzt zwei bisher parallel laufende Ligen – und wird aus drei kanadischen und drei amerikanischen Teams bestehen. Die Mark Walter Group, eine Investmentfirma, die auch Anteile an den Los Angeles Dodgers (Baseball) und dem Premier-League-Klub FC Chelsea hält, steht hinter der PWHL. „Zwei Ligen parallel überleben selten“, sagt Abstreiter. Durch den Zusammenschluss sieht Abstreiter für die PWHL nun gute Perspektiven.
Ottawa zieht Sandra Abstreiter im Draft
Gedraftet wurde Abstreiter für das Team aus Ottawa in der zwölften Runde, an 68. Stelle. „Eishockey in Kanada ist nicht mit Eishockey in Deutschland vergleichbar“, sagt sie. In Deutschland spiele jedes zweite Kind Fußball, in Kanada spiele jedes zweite Kind eben Eishockey, berichtet sie. Entsprechend bekannter ist die Sportart dort und entsprechend besser sind auch die professionellen Bedingungen. In Ottawa wird Abstreiter zusammen mit neun Kanadierinnen, sechs US-Amerikanerinnen und zwei Frauen aus Tschechien zusammenspielen.
Beim neuen Verein von Sandra Abstreiter fehlen noch Farben und Name
Bei der Mannschaft handelt es sich um eine „Organisation im Aufbau“, weshalb Klubfarben und ein genauer Name noch nicht feststehen. Bis Abstreiter nach Ottawa fliegt, liegt ihr Fokus aber noch auf den kommenden Aufgaben mit dem ECDC Memmingen, wo sie nach eigenen Worten so gute Bedingungen vorfindet wie sonst nirgends in Deutschland. „Wir haben viele gute Sponsoren, ich bin fünf Mal in der Woche auf dem Eis“, schwärmt sie.
ECDC Memmingen steht an der Spitze der Frauen-Bundesliga
Am vergangenen Wochenende besiegten die ECDC-Frauen die Rivalinnen aus Ingolstadt mit 3:1 – unterlagen allerdings im Rückspiel auch mit 1:3. Das reicht jedoch, um die Tabelle in der Frauen-Bundesliga mit neun Punkten aus vier Spielen anzuführen. Am Wochenende hat Memmingen kein Ligaspiel. Dafür geht es nach Zug (Schweiz), wo der EWHL-Supercup, ein Final-4-Turnier, ansteht. „Es ist immer schön, gegen internationale Teams zu spielen. Die Qualität ist hoch“, sagt Abstreiter. Memmingen bestreitet am Samstag das Halbfinale gegen den Hokiklub Budapest, im anderen Halbfinale treffen die Gastgeberinnen auf den MAC Budapest.
Am Sonntagmittag und Sonntagnachmittag steigen die Finalspiele um Platz drei und eins. Sich mit dem Titel zu verabschieden, das wäre sicherlich etwas Besonderes für Sandra Abstreiter, die sich sonst in ihrem Leben ziemlich wunschlos glücklich zeigt.