Einen Tag vor Beginn des Skiflug-Wochenendes war am Donnerstag ganz schön was los an der Oberstdorfer Heini-Klopfer-Schanze. „Einfliegen“ heißt es offiziell, wenn die ersten Sportler über den Bakken gehen. Neben einer Gruppe von 22 Vorspringern aus Deutschland, Österreich, Slowenien und Norwegen waren überraschend auch die deutschen Kombinierer am Start. Mit einer Sondergenehmigung des Internationalen Skiverbandes durfte das Team von Bundestrainer Hermann Weinbuch ein „freies Training“ auf der riesigen Anlage im Stillachtal veranstalten.
Ob es künftig auch Weltcups in der Kombination Skifliegen und Langlauf gibt, wollte niemand bestätigen, doch zur Auswertung wurden alle relevanten Daten erfasst. Auch eine internationale Jury und hochrangige Kombinations-Vertreter waren zum Test-Wettkampf nach Oberstdorf gekommen. (Weitere Informationen zu Tickets, Anfahrt und zeitplan des Skiflug-Weltcups 2022 in Oberstdorf finden Sie hier.)
Skifliegen in Oberstdorf 2022: Manuel Faißt fliegt auf sensationelle 227 Meter
Die DSV-Asse mit den Oberstdorfern Julian Schmid, Johannes Rydzek und Vinzenz Geiger strahlten um die Wette. „Dass man uns die Chance gibt, hier das allererste Mal zu fliegen, ist grandios. Wir sind extrem dankbar“, sagte Rydzek, der seinen Traum vom Fliegen schon vor vielen Jahren formulierte. Unten im Auslauf wurde reihenweise gejubelt, gestöhnt, gejuchzt. „Geil“ war das am häufigsten herausgebrüllte Wort. Bester Premieren-Flieger unter den Kombis war übrigens der Schwarzwälder Manuel Faißt mit 227 Metern. Der 29-Jährige blieb damit nur 11,5 Meter unter dem Schanzenrekord von 238,5 Metern, den der norwegische Spezialspringer Daniel-André Tande zur Skiflug-WM 2018 aufstellte. (So sehen Sie die Skifliegen in Oberstdorf live im TV und im Stream.)
Das sagten die Kombinierer nach ihrem ersten Flug von der Heini-Klopfer-Schanze:
- Eric Frenzel: "Das hat auf jeden Fall sehr viel Spaß gemacht. Beim ersten Flug ist da schon jede Menge Respekt dabei. Aber ja, es ist geschafft, Und jetzt freue ich mich, vielleicht noch ein, zwei Flüge machen zu können und mich langsam zu steigern."
- Julian Schmid: "War sehr cool. Auf jeden Fall eine neue Erfahrung. Es ging alles ein bisschen schnell. Aber ich bin fürs Erste schon zufrieden, weil man oben einfach schon ziemlich nervös ist. Unseren Plan, dass wir mal fliegen wollen, gibt es schon seit Anfang der Saison. Wir sehen das alle als ein sehr gutes Training für uns. Richtig fix ist es glaub erst letzte Woche gemacht worden. Weil wir alle mit einer sehr guten Form von Schonach hierher gekommen sind, mussten wir nicht eigens vorbereitet werden. Mit Hermann Weinbuch, Heinz Kuttin und Kai Bracht haben wir ja ein super Trainerteam, die das super einschätzen können."
- Johannes Rydzek: "Es war ein unglaublich schönes Gefühl. Das ist alles ein bisschen wie Zeitlupe. Man kann die Luftfahrt wirklich genießen. Im Vergleich zum normalen Springen ist das hier schon was ganz anderes. Schön, dass ich das auf meine doch älteren Tage noch erleben darf hier in Oberstdorf. Mal schauen, was bei den nächsten Sprüngen noch drin ist. Ich genieße es auf jeden Fall. Ich kann mich noch gut an die Skiflug-WM 1998 erinnern (Anm. d. Red.: damals war Rydzek sechs Jahre alt), da hab ich das zum ersten Mal wahrgenommen. Mit Janne Ahonen, Dieter Thoma und einem unglaublich starken Funaki. Damals war ich echt geflasht. Da jetzt selbst runterzuspringen, ist einfach irre. Als wir erfahren haben, dass es jetzt mit dem Fliegen in Oberstdorf klappt, haben wir uns erst mal alle riesig gefreut. Das ist ja nicht selbstverständlich. Da waren wir extrem dankbar. Heinz Kuttin und Kai Bracht, die beide auch schon geflogen sind, haben uns gesagt: "Ihr müsst nichts anders machen. Genießt es einfach." Und genauso sind rangegangen. Natürlich war es oben auf dem Turm für uns alle eine Überwiindung. Je näher es an den Start ging, desto ruhiger wurde es. Aber der Fokus und die Konzentration muss ja auch vor jedem Sprung da sein."
- Vinzenz Geiger: "Unglaublich. Es macht richtig Spaß und daheim springen zu dürfen, macht es natürlich zu was ganz Besonderem. Noch hab ich das Gefühl nicht ganz raus, aber ich darf ja nochmal runter.
Die Weiten der sieben deutschen Kombinierer
So steigerten sich die DSV-Kombinierer mit ihren Weiten in drei Trainingsflügen. Der erste fand aus Gate 25 statt, der zweite und dritte mit längerem Anlauf jeweils aus Gate 30:
- Simon Hüttel (Marktredwitz): 128,5 / 153,0 / 162,5
- Terence Weber (SSV Geyer): 187,0 / 201,0 / 214,0
- Eric Frenzel (SSV Geyer): 174,5 / 181,0 / 198,5
- Vinzenz Geiger (SC Oberstdorf): 171,0 / 184,0 / 203,0
- Julian Schmid (SC Oberstdorf): 181,5 / 205,0 / 204,0
- Johannes Rydzek (SC Oberstdorf): 181,0 / 202,5 / 204,0
- Manuel Faißt (SV Baiersbronn): 200,5 / 213,5 / 227,5
Skiflug-Weltcup 2022 in Oberstdorf: So liefen die Vorbereitungen an der Schanze
Vor dem Test-Wettkampf der Nordischen Kombinierer liefen noch die Vorbereitungen für den Skiflug-Weltcup an der Heini-Klopfer-Schanze in Oberstdorf. Ein Video von den Aufbereitung des rechten Aufsprunghangs mit der Pistenraupe finden Sie hier:
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