An das skandinavische Wetter hat sich Tobias Pachonik inzwischen gewöhnt. Der Marktoberdorfer unterschrieb Anfang des Jahres beim norwegischen Fußball-Erstligisten Stabaek Fotbal. Zuvor war er ein halbes Jahr vereinslos, hielt sich unter anderem bei seinem Ex-Klub Schalke 04 II fit. Stabaek ist die dritte Auslandsstation Pachoniks, der zuvor bei VVV-Venlo (Holland) und dem AC Carpi (Italien) spielte. „Als Allgäuer kommt man mit dem Klima hier schon zurecht“, sagt Pachonik.
Als Trainer Lars Bohinen dem Team während der Länderspielpause im Juni eine Woche frei gab, nutzte Pachonik die Gelegenheit trotzdem, um mit Freundin Debora einen Kurzurlaub im sonnigen Kroatien zu verbringen. „Es war natürlich schön, mal ein paar Tage abzuschalten“, sagt der 28-Jährige. Wichtiger als das Wetter ist ihm aber die sportliche Akklimatisierung. Pachonik hat sich seinen Platz in der Stammformation des norwegischen Erstliga-Klubs gesichert, kann dabei wie in den letzten Jahren seine Stärken als Schienenspieler auf den beiden Außenbahnen zur Geltung bringen. Viele Mannschaften setzen auf die 3-5-2-Formation, die Spielweise erinnert Pachonik häufig an seine Zeit in Italien: „Die Trainer legen viel Wert auf Kompaktheit. Verteidigen steht an erster Stelle.“
Zuletzt schlitterten Pachonik und seine Mitspieler aber in eine Ergebniskrise, den letzten Sieg feierte das Team aus dem Großraum Oslo Anfang Juni beim 3:1 gegen Lillestrom. „Wir sind gut in die Saison gestartet und haben viele Punkte geholt. Seit einigen Spielen ist der Wurm drin – wir gewinnen einfach nicht mehr“, sagt Pachonik. Vor dem Auswärtsspiel beim Odds BK am Sonntag (17 Uhr) steht Stabaek mit 16 Punkten auf Platz zwölf von 16 Teams.
Der Ostallgäuer zieht trotzdem ein positives Fazit seines ersten Halbjahres in Norwegen. „Spannend und neu, damit lassen sich die ersten Monate gut beschreiben“, sagt er.
Zu den teils weit entfernten Auswärtsspielen – zwischen Oslo und Tromso beispielsweise liegen 1100 Kilometer – reist das Team mit dem Flugzeug, auch die Umstellung auf Kunstrasen hat der Außenbahnspieler gut bewältigt. Auch bei den Auswärtsspielen kann das Team auf die Unterstützung einer treuen Schar von Stabaek-Fans setzen, angesichts der Entfernungen ist das für Pachonik keine Selbstverständlichkeit. Selbst nutzt er die trainingsfreien Tage für Ausflüge in die Umgebung. „Das Land bietet so unfassbar viel Natur. Wir haben vor, einen längeren Ausflug in den Norden zu machen“, sagt Pachonik.
Mit einer Sache fremdelt der Marktoberdorfer in dieser Saison aber noch. „Das Thema Handspiel treibt mich um. Da geht es mir wie vielen Fußballern in ganz Europa. Ich weiß nicht mehr, wann und wohin ich meine Hände halten darf“, sagt Pachonik. Die bitterste Erfahrung war die Rote Karte, die er im Heimspiel gegen Valerenga sah. „Ich verstehe es bis heute noch nicht hundertprozentig. Mein Handspiel soll eine Torchance verhindert haben – dabei kam der Gegenspieler erst durch das Handspiel zu seiner Gelegenheit“, sagt Pachonik. „Zwei Minuten wurde das Video studiert, ich war einfach nur noch verdutzt. Den Schiris mache ich gar keinen Vorwurf, das Regelwerk ist das Problem.“
Die Saison Norwegen wird im Kalenderjahr gespielt, der letzte Spieltag ist Anfang Dezember. „Das könnte noch die größte Umstellung werden“, sagt Pachonik. „Erstmals in meiner Karriere hatte ich keine klassische Sommerpause. Ich bin gespannt, wie mein Körper im Herbst reagiert.“ Der 28-Jährige könnte noch von diesen Erfahrungswerten profitieren – spätestens im kommenden Jahr. Denn sein Vertrag bei Stabaek läuft noch bis zum 31. Dezember 2024.