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Ungarn begeistert 600 Fans beim öffentlichen Training in Weiler

Fußball-EM im Allgäu

Superstar zum Anfassen und Handy-Kuriosum: Ungarn begeistert 600 Fans in Weiler

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    EM-Stars zum Anfassen: Ungarns Mittelstürmer Martin Adam posiert nach dem öffentlichen Training in Weiler für ein Selfie.
    EM-Stars zum Anfassen: Ungarns Mittelstürmer Martin Adam posiert nach dem öffentlichen Training in Weiler für ein Selfie. Foto: Florian Wolf

    Wer bisher noch nicht gewusst hat, wer der Superstar der ungarischen Nationalmannschaft ist, weiß das spätestens seit diesem Mittwochabend. Kein Name wird häufiger und lauter gerufen als seiner: Dominik Szoboszlai. Oder vielmehr: „SZOBOSZLAI!!!“

    Fast 45 Minuten braucht der Kapitän des FC Liverpool, um die kurze Strecke zwischen dem Raiffeisenbank-Stadion und dem Minigolfplatz zurückzulegen, wo der Mannschaftsbus wartet. Denn der Superstar zeigt nach dem öffentlichen Training des EM-Teilnehmers alles andere als Starallüren. Er nimmt sich Zeit für die geduldig wartenden Fans, für Selfies und Autogramme, signiert Trikots, T-Shirts, Fußballschuhe, Pappschilder und ausgedruckte Fotos.

    Ungarn hat sein EM-Quartier im Hotel Tannenhof in Weiler

    Überhaupt bestätigen die Ungarn den Eindruck, den sie schon am Montagabend bei ihrer Ankunft im EM-Quartier vor dem Hotel Tannenhof hinterlassen haben. Sie sind bodenständig und fanfreundlich, schrecken auch vor Umarmungen nicht zurück – und machen damit vor allem ganz viele Kinder glücklich. Und natürlich auch die nicht wenigen Landsleute, die an Ungarn-Trikots und Fanartikeln vom Cowboyhut bis zur Blumenkette zu erkennen sind.

    Der öffentliche Auftritt der Ungarn in Weiler wird das erhoffte kleine Volksfest. 600 Zuschauer – die Gemeinde hätte locker doppelt so viele Karten vergeben können – bekommen auf dem perfekt daliegenden Rasen eine gut einstündige Trainingseinheit zu sehen.

    Die ist mit Aufwärmen, Torabschlüssen und Spielchen zwar eher unspektakulär, dennoch geht das ein oder andere Raunen durch das Stadion. Denn nicht nur ein Ball fliegt weit über den Zaun in Richtung Brauerei. Wie in der Kreisliga.

    (Lesen Sie auch: Public Viewing in Weiler: Alles angerichtet für den EM-Start)

    Eine Schrecksekunde gibt es aber auch: Der vollbärtige Mittelstürmer Martin Adam schießt einem Fan versehentlich das Handy aus der Hand, sodass es in hohem Bogen ins Tor fliegt.

    Szenenapplaus für seine Paraden erhält Leipzigs Torwart Peter Gulasci, der auch Szoboszlais knallharte Schüsse pariert.

    Für Pfarrer Uwe Six aus Scheidegg ist Frankreich der EM-Favorit

    Eine ganz besondere Beobachtung macht Uwe Six, der sein Tickets bei der Verlosung unserer Zeitung gewonnen hatte: „Eine der Übungen, die sie beim Aufwärmen gemacht haben, kenne ich aus der Konfirmandenarbeit. Und die Fußballer haben dabei genau so viel Spaß wie die Jungen.“ Der 61-Jährige ist der evangelische Pfarrer von Scheidegg und drückt eigentlich dem FC Bayern die Daumen. Seine Prognose für die EM: „Ich wünschte mir Deutschland, aber mein Tipp ist Frankreich. Die sind abgezockter. Und vielleicht beflügelt ja unsere Allgäuer Luft die Ungarn, so dass sie möglichst weit kommen.“

    Das hofft auch Szabina Horvath. Die 33-Jährige stammt aus Ungarn und lebt seit sieben Jahren in Weiler. Mit Fußball hat sie eigentlich nichts am Hut, doch nun steht sie im Helfer-T-Shirt im Stadion. „Ich will einfach dabei sein“, sagt sie. Während des Trainings unterstützt sie Stadionsprecher Emil Feurle mit Ansagen auf Ungarisch. „Ich habe mir extra zwei Wochen Urlaub genommen. Für mich ist das ein Stück Heimat.“

    Rund zwei Dutzend Helfer des FV Rot-Weiß Weiler sind im Einsatz. Sie grillen, verkaufen Getränke, machen Pommes. Die C-Jugendspieler sind als Balljungen ganz nah dran am Geschehen.

    Marco Rossi (Trainer, Ungarn) GER, Ungarn, Oeffentliches Training, Fussball, UEFA, EURO2024, 12.06.2024, Foto: Florian Wolf / Shakral Photography
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    Die ungarische Nationalmannschaft kommt während der Fußball-EM in Weiler unter. Am Mittwoch gab es ein öffentliches Training - mit 600 Fans im Stadion.

    Womöglich sind sie auch in dem Beitrag zu sehen, den Calvin Stettler und seine Kollegen für das Schweizer Fernsehen drehen. Das Team spioniert vor dem Gruppenspiel am Samstag, hat auch ein paar Szenen im Dorf gedreht – und ist ganz begeistert. „Wenn ich Trainer wäre, würde ich mir genau so einen Ort für das Quartier aussuchen. Hier hast du Ruhe und wachst morgens mitten in der Natur auf“, sagt der TV-Journalist und verrät: „In Weiler war ich bisher zwar noch nicht – aber das Bier hatte ich schon gekannt.“

    Um 18.47 Uhr beginnt sich das Stadion auf einen Schlag zu leeren. Obwohl das Training noch läuft. Für die meisten Besucher geht es darum, den besten Platz an der Autogrammgasse zu bekommen. Alles läuft ruhig und geordnet. Kein Gedrängel. Auch deshalb, weil die Spieler sich wirklich viel Zeit nehmen. Fast jeder kommt dran. Wer keinen Stift dabei hat, bekommt vorgefertigte Autogrammkarten in die Hand gedrückt.

    Superstar Dominik Szoboszlai nimmt sich Zeit für die Fans

    Um 19.45 Uhr sitzt auch der letzte Spieler im Mannschaftsbus. Auch wenn es nur ein paar Minuten zu Fuß bis zum Hotel wären. Aus Sicherheitsgründen. Zum Konzept an diesem Abend gehört auch ein üppiges Polizeiaufgebot inklusive Überwachung aus der Luft per Drohne. Lindenbergs Polizeichef Thomas Hüttinger ist zufrieden: „Es ist ein Familienfest.“

    (Lesen Sie auch: Der nächste Radprofi aus Weiler-Simmerberg? Karl Herzog bekommt Red-Bull-Athletenvertrag)

    Das gilt auch für Tourismus-Chef Sebastian Koch: „Man hat gesehen, dass alle Spaß gehabt haben. Auch den Ungarn hat es gefallen. Die Spieler haben sich viel Zeit genommen. Sie sind sehr entspannt.“ Das bestätigen zwei ältere Herren, die das Interview belauschen. Einer zuckt mit den Schultern: „So sind wir eben.“ Er trägt ein ungarisches Nationaltrikot.

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