Oh Mann, was für ein Herumgeeiere. Seit mittlerweile fünf Jahren diskutiert die Skisprung-Welt um Gleichberechtigung. Darum, dass Frauen bei Großveranstaltungen nicht nur hübsches, hüpfendes Beiwerk sind, sondern die annähernd gleiche Öffentlichkeit, Wertschätzung und Bezahlung bekommen wie ihre männlichen Kollegen. Mit einer Vierschanzentournee für Frauen und Männer wird es aber auch zum Jahreswechsel 2023/24 nichts, obwohl das Internet voll ist mit Beiträgen, dass sich die Verbände auf einen Start in diesem Winter geeinigt hätten. Pustekuchen.
Dem Frauen-Skispringen fehlt’s weiterhin am nötigen Rückenwind. Und die Schar der „alten weißen Männer“, die zwar mit „Ja, ja, wird schon werden“ und „Wir prüfen gerade alle Optionen“ antworten, wird von Jahr zu Jahr größer. All die Argumente, warum eine Eingliederung der Frauen in die Tournee so schwierig sein soll, mögen nachvollziehbar sein. In Summe sind es aber nur faule Ausreden dafür, die Schanzen-Gleichheit weiter auf die lange Bank zu schieben und allen Initiativen für ein gerechteres „She-Springen“ die Luft zu rauben.
Frauen-Skispringen bringt weniger Geld
Nur wenige Verantwortliche haben den Mumm, den wahren Grund auszusprechen. Horst Hüttel, einer der maßgeblichen Befürworter im Deutschen Skiverband, hat vor Jahren einmal gesagt, was heute als unsagbar gilt: „Das Premium-Produkt der Männer könnte darunter leiden, wenn Frauen mitspringen.“ Alexander Stöckl, Trainer der norwegischen Männer, hat dies vor Kurzem unterstrichen. In Engelberg, wo sich Männlein und Weiblein an der Schanze ein Zelt zum Umziehen teilen mussten, weil sonst das Budget des Veranstalters gesprengt worden wäre, wies Stöckl überraschend offen auf die Geldproblematik hin. Darauf, dass die Einnahmen beim Männer-Skispringen durch die TV-Gelder wesentlich höher seien und Frauen-Springen entweder „Null auf Null“ aufgehen „oder die Verbände sogar noch Geld kosten“ würden.
Die Frauen in Oberstdorf, Garmisch, Innsbruck und Bischofshofen vor den Männern springen zu lassen, sei aus seiner Sicht eine Schnapsidee. „Kein Zuschauer steht von früh bis abends an der Schanze.“ Und wen streiche man bei schlechtem Wetter zuerst, fragte sich Stöckl und antwortete selbst: „Ja logisch, .“
Katharina Schmid: Wir müssen nehmen, was wir bekommen
So ist eine Lösung immer noch in weiter Ferne. Nach der Silvester-Tour im Vorjahr gibt es für die Frauen diesmal eine Two-Nights-Tour in Garmisch-Partenkirchen am 30. Dezember und in Oberstdorf am 1. Januar, jeweils nach den Männern. Und Katharina Schmid (früher Althaus), Deutschlands Vorzeigespringerin aus Oberstdorf, kommentiert das alles schon ein klein wenig entnervt: „Im Endeffekt müssen wir nehmen, was wir bekommen. Ich kann mich selbst nicht mehr schimpfen hören.“