An der Stelle, an der Manuel Stecher mit seinem Wing-Foil-Surfboard im Wasser steht, türmen sich die Eisschollen. Würde man den Hintergrund ausblenden, könnte sich der Duracher mit dem markanten Schnauzbart durchaus in arktischem Gewässer befinden. Doch es handelt sich hier nicht um die Arktis, sondern das Allgäu - genauer gesagt den Rottachspeicher südlich von Kempten.
"Ich wollte auf dem Bild einfach mal festhalten, wie kalt es an dem Tag war", sagt Manuel Stecher im Gespräch mit unserer Redaktion. Für das Foto sei er extra in das Feld aus Eisschollen gegangen, die andere Hälfte des Sees sei frei von Eis gewesen. Doch wie kommt man überhaupt auf die Idee, bei solchen Temperaturen aufs Surfbrett zu steigen?
Surfen im Winter auf dem Rottachsee: Was Manuel Stecher daran reizt
"Es ist schon ein besonderes Feeling, ganz alleine auf dem Wasser zu sein", sagt Stecher. Fährt das Foil erst mal, gleite man "lautlos und schwerelos" übers Wasser. Auch der Ausblick vom See sei im Winter ein besonderer: "Man kennt die Landschaft ja eigentlich nur in grün." Außerdem müsste er sonst etwa drei Monate auf das Surfen verzichten, sagt der zweifache Vater.
Das richtige Equipment sei das A und O, um das Winter-Surfen genießen zu können. Ein guter Neopren-Anzug, dicke Handschuhe, eine Surfhaube und mehr. "Da darf man keine Experimente machen", bekräftigt Stecher. "Wenn du alleine draußen auf dem Wasser bist und dir was abfriert, dann kann die Situation auch schnell lebensgefährlich werden."
Dick einpacken muss sein - sonst kann es schnell lebensgefährlich werden
Er selbst hat es schon am eigenen Leib erfahren, welche Folgen eine zu leichte Bekleidung beim Wintersurfen haben kann. "Da habe ich die Temperaturen unterschätzt und zu dünne Handschuhe angezogen. Dazu ist man immer geneigt, weil man dann mehr Gefühl in den Händen und auch am Wing hat", sagt der 39-jährige Allgäuer. Auf dem Wasser hat er dann auf einmal seine Finger nicht mehr gespürt. "Da musste ich eine Zwangspause machen, unter die Arme greifen und Blut reinpumpen in die Hände. Das sind dann schon mal brutale Schmerzen. Da bin ich schon auch schreiend mal am See gesessen", erinnert er sich.
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Möglich ist das Surfen für ihn im Allgäu nur, weil er Wing-Foil surft. Heißt: Das Brett ist ein sogenanntes Foil-Board. Das ist sehr leicht und hat unten einen langen Mast , an dessen Ende das Foil angebracht ist. Das Foil ist eine Art Tragfläche die bei Geschwindigkeit für Auftrieb sorgt und das eigentliche Brett aus dem Wasser hebt. Der zweite Teil des Equipments ist der sogenannte Wing. Das ist eine Art aufblasbarer Gleitschirm, mit dem die Surfenden den Wind auffangen können, um so Geschwindigkeit aufzunehmen.
"Das Wingfoiling passt super ins Allgäu", findet Stecher. Hier habe man oft "ruppigen Wind" und als Kite-Surfer müsse man am Rottachspeicher oft zwischen den Bäumen am Ufer starten, denn einen weitläufigen Sandstrand sucht man im Allgäu vergeblich. "Den Wing muss man nur aufpumpen und fertig." Außerdem reiche dafür bereits eine
von etwa - "Das hat man auch mal an einem Sommertag", meint der Wassersportler.Wingfoiling und Wintersport: Der Trend passt gut ins Allgäu
Ein zweiter Grund, warum Wingfoiling und das Allgäu gut zusammenpassen: Den Gleitschirm kann man auch als Snowboarder verwenden. "Da braucht man zwar ein bisschen mehr Wind, aber dann kann man auch teilweise wieder bergauf fahren." Ebenso kann man damit bei genug Wind in der Ebene fahren oder die Flugphase bei Sprüngen verlängern. Er selbst jedenfalls hat sich nach der Runde im Wasser noch die Snowboard-Boots angeschnallt und ist neben dem Rottachsee über die Wiesen gefahren.

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