Seit 20 Jahren leidet Birgit Feucht aus Krugzell (Kreis Oberallgäu) an Multipler Sklerose, einer entzündlichen Erkrankung des zentralen Nervensystems, die das Gehirn und das Rückenmark umfasst. Die sogenannte autologe Stammzellentransplantation verspricht offenbar Chancen auf Besserung – doch diese Behandlung ist in Deutschland kaum möglich. Sie wird hierzulande nur selten durchgeführt und meist von der Krankenkasse nicht bezahlt.
Mit einer Spendenkampagne sammelte die erkrankte Allgäuerin das Geld
Birgit Feucht (52) hat deswegen eine Spendenkampagne ins Leben gerufen, um die Therapie in Russland beginnen zu können. Kostenpunkt: 50.000 Euro. Mittlerweile hat Feucht über 90 Prozent des Geldes zusammen, im Januar soll die Behandlung starten. Wegen Corona allerdings nicht wie geplant in Russland, sondern in Mexiko.
Laut der Deutschen Gesellschaft für Neurologie handelt es sich bei der autologen Stammzellentransplantation um eine Art „Neustart“ des Immunsystems. Es werden blutbildende Stammzellen aus dem Knochenmark des Patienten entnommen, daran schließt sich eine Chemotherapie an, wodurch das Knochenmark und damit auch die fehlerhaft programmierten Immunzellen zerstört werden. „Dabei wird quasi das fehlerhafte Immunsystem des Patienten völlig heruntergefahren, die fehlerhafte ,Software‘ gelöscht, eine neue aufgespielt und das System neu gestartet“, heißt es in einer Mitteilung der Gesellschaft.

Wegen Corona: Birgit Feucht darf sich nicht in Russland behandeln lassen
Viele Betroffene lassen sich laut Feucht in Russland behandeln, aber wegen Corona darf sie dort nicht einreisen. „Jetzt habe ich mich schweren Herzens entschieden, nach Mexiko zu fliegen“, sagt die Mutter zweier Kinder. Eigentlich war ihr diese Reise zu weit, aber Feucht will gegen ihre Krankheit kämpfen. Schmerzen sind ihr täglicher Begleiter, selbst geradeaus Laufen erfordert viel Konzentration. Anfang Januar bricht Birgit Feucht mit ihrem Mann nach Mexiko auf, Ende des Monats will sie zurück sein. „Ich bin froh, dass ich diese respekteinflößende Reise nicht allein antreten muss.“ All jenen, die ihr diese Chance ermöglicht haben, will sie Danke sagen. „Über 1.000 Menschen haben mir geholfen, und ich bin nicht sicher, ob mein Dank alle erreicht hat.“ (Lesen Sie auch: Rettende Stammzellspende: Warum diese beiden Frauen sich für immer verbunden fühlen)