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Tiny House im Allgäu bauen: Das gibt es zu beachten

Tiny House

Ein Haus mit 25 Quadratmetern: "Wer will denn da wohnen?"

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    Das Tiny House von Peter Pleyer steht derzeit in Erkheim im Unterallgäu.
    Das Tiny House von Peter Pleyer steht derzeit in Erkheim im Unterallgäu. Foto: Theresa Osterried

    Peter Pleyer sitzt gemütlich im Wohnzimmer in seiner Hängematte und baumelt mit den Beinen. Zu weit nach links darf er sich aber nicht drehen, sonst stößt er mit den Füßen gegen den Esstisch. Der 55-Jährige lebt seit Mai auf sehr begrenztem Raum in einem sogenannten Tiny House (englisch für winziges Haus). Seine frühere Wohnung hatte 86 Quadratmeter – jetzt hat er nur noch 25 Quadratmeter zur Verfügung.

    Die Tiny-House-Bewegung kommt ursprünglich aus den Vereinigten Staaten

    Wohnen in Mini-Häusern wird auch im Allgäu immer beliebter. Die Idee des Tiny House kommt ursprünglich aus den Vereinigten Staaten. Dahinter steht unter anderem der Gedanke, die Umwelt zu schützen. Die Form der kleinen Wohneinheiten kann dabei variieren. Manche der Häuschen stehen auf Rädern und sind damit mobil, andere erinnern eher an einen überdimensionierten Würfel oder Container.

    Für Pleyer gab es mehrere Gründe, in ein kleines Zuhause umzuziehen: „Zum einen die wirtschaftliche Lage, denn alles wird immer teurer. Zum anderen ist es für mich eine Altersabsicherung, ein Wohnraum für die Rente. Und ich wollte mich damit ein Stück weit vom Materiellen loslösen“, sagt der 55-Jährige. Außerdem hat er ein eigenes Grundstück, auf dem er sein kleines Häuschen einmal platzieren möchte. Derzeit befindet es sich noch in Erkheim (Kreis Unterallgäu).

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    Bauvorgaben und Grundstück-Suche: Beim Bau eines Minihauses gibt es viel zu beachten

    Beim Bau gibt es aber einiges zu beachten. „Viele kommen mit der romantischen Vorstellung zu uns, sich ein kleines Häuschen mit Rädern an den Waldrand zu stellen“, sagt Eva Richter von der Firma Tiny House Allgäu. Das sei aber oft nicht so einfach, wie die Kunden sich das vorstellen. „Wenn man in dem Gebäude lebt, gelten darin dieselben offiziellen, baurechtlichen Vorgaben wie in jedem anderen Wohnhaus.“

    Darunter fällt das Gebäude-Energiegesetz, das unter anderem die Dämmung und die Heizung regelt. Anschlüsse für Strom, Wasser, Abwasser und Müll müssen laut Eva Richter vorhanden sein. Auch ein Grundstück für die winzigen Häuschen zu finden, sei schwierig. „Es könnte die Situation vereinfachen, wenn mehr Leute ihre unbebauten Grundstücke zum Verpachten anbieten würden“, sagt Eva Richter.

    Eine Baugenehmigung für die Wohnhäuschen ist nach dem bayerischen Baugesetz aber nicht nötig – sofern es kleiner als 75 Kubikmeter ist. Dazu zählen auch ein Balkon oder eine Veranda. „Zudem muss das Gebäude innerorts untergebracht werden und es muss einen Bebauungsplan für das Gebiet geben“, sagt Christian Seeberger, Bürgermeister des Marktes Erkheim.

    Eine Tiny-House-Siedlung in Erkheim?

    Dort gab es die Idee, eine Mini-Haus-Siedlung zu errichten. Seit 2018 baut die Schreinerei Hölzle aus Erkheim quaderförmige Mini-Gebäude. Laut Geschäftsführer Dieter Häring und seiner Frau Elvira stößt diese Wohnform bei vielen Menschen auf Begeisterung.

    Kunden und Interessenten gaben damals den Anstoß, eine Siedlung in Erkheim zu gründen – mit barrierefreiem Bereich und Gemeinschaftsgebäude. „Das hat der Marktrat damals aber abgelehnt“, sagt Bürgermeister Seeberger. Einige Räte standen der Idee der neuen Wohnform skeptisch gegenüber. Elvira und Dieter Häring seien damals mit Aussagen konfrontiert worden wie: „Wer will denn da schon wohnen?“ Ein kleines Wohnprojekt wurde aber dennoch realisiert: Auf einem Grundstück in Erkheim stehen nun fünf Wohnwürfel in einem großen Halbkreis. In der Mitte gibt es einen Gemeinschaftsplatz mit Sonnensegel und Grill.

    In Großholzleute gibt es Überlegungen für eine Siedlung mit alternativen und familienfreundlichen Wohnformen

    Auch in Großholzleute, einem Ortsteil von Isny, gab es Pläne für eine Tiny-House-Siedlung. „Uns kam allerdings starker Gegenwind aus dem Ortschaftsrat und der Bürgerschaft entgegen“, sagt Ortsvorsteher Rainer Leuchtle. Der Grund: Die Mini-Häuser seien nicht ausreichend familienfreundlich. Nun gebe es Überlegungen, eine Siedlung für alternative und familienfreundliche Wohnformen zu gründen. Das können laut Leuchtle auch Häuser sein, die mit weniger Platz auskommen. In der Stadt Leutkirch gibt es beispielsweise eine vierköpfige Familie, die auf 38 Quadratmetern in ihrem selbstgebauten Tiny House lebt.

    „Wir wollen damit Anfang des nächsten Jahres ganz bewusst in die Öffentlichkeit gehen und einen Workshop für Bürgerinnen und Bürger anbieten“, sagt Leuchtle zu den Plänen in Großholzleute. In Erkheim blickt Peter Pleyer derweil aus seiner Fensterfront. Er hat sich mittlerweile in seinem kleinen Häuschen eingelebt. Eine Vision hat er aber noch. In den kommenden Jahren möchte Pleyer unter anderem mit Hilfe einer Photovoltaik-Anlage autark werden.

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