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Tourismus im Allgäu: Die Inzidenzwerte bleiben entscheidend

Corona-Pandemie

Tourismus im Allgäu: Die Inzidenzwerte bleiben entscheidend

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    Die meisten Hotels im Allgäu sind weiter geschlossen, die Situation in er Tourismusbranche ist angespannt.
    Die meisten Hotels im Allgäu sind weiter geschlossen, die Situation in er Tourismusbranche ist angespannt. Foto: Benedikt Siegert (Symbol)

    Die Nerven in der Tourismusbranche liegen blank. Das zeigte sich einmal mehr in einer Videoschalte, an der am Montag neben Allgäuer Vertretern aus Gastgewerbe, Politik und Wirtschaft auch Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) teilnahm. Viele Touristiker forderten, Öffnungen nicht von Inzidenzwerten abhängig zu machen. Holetschek hielt dagegen: Die Bundesnotbremse, in der die Inzidenz-Grenzen verankert sind, habe sich bewährt.

    In den Gesichtern einiger Teilnehmer der Allgäu Initiativ Konferenz ließ sich Verzweiflung ablesen. Während in Deutschland Hotels, Restaurants und Ferienwohnungen bei einer Inzidenz über 100 auch nach dem 21.  Mai geschlossen bleiben müssen, stehen in anderen Ländern, etwa in Österreich, umfassende Öffnungen an: unabhängig von den Zahlen, dafür gekoppelt an Hygiene- und Testkonzepte. „Dieser Wettbewerbsnachteil muss ausgeglichen werden“, forderte Maria Rita Zinnecker, Aufsichtsratsvorsitzende der Allgäu GmbH und Landrätin im Ostallgäu. Bernhard Joachim, Geschäftsführer der Allgäu GmbH, nannte Zahlen: Der Verlust der Allgäuer Tourismusbranche in der Pandemie belaufe sich schon jetzt auf 2,7 Milliarden Euro. Für ihn ist klar: Öffnungen sollten auf Basis von Konzepten und nicht von Inzidenzen erfolgen. Lesen Sie auch: Allgäuer Touristiker schlagen Alarm und fordern inzidenzunabhängige Öffnung

    Gesundheitsminister rechtfertigt Notbremse

    Die Forderungen sind für Holetschek nicht neu: „Ich weiß, dass es die Branche schwer hat.“ In Europa gebe es unterschiedliche Wege, mit Öffnungen umzugehen. Und Deutschland habe sich nun einmal für die Notbremse entschieden, die mit den Impfungen zu den sinkenden Zahlen geführt habe. „Die Grenzwerte sind nicht für alle Zeit in Stein gemeißelt, das Prinzip hat aber seinen Beitrag geleistet, dass die Zahlen runter gehen und Öffnungen möglich sind.“

    Anpassungen und Änderungen seien zwar möglich, sagte Holetschek. „Aber so schnell geht das nicht.“ Dass die Notbremse morgen oder übermorgen ausgesetzt wird, sei nicht realistisch – und derzeit auch gar kein Thema. Damit scheint klar: Bayern wird sich in nächster Zeit in Berlin nicht dafür einsetzen, dass Öffnungen unabhängig von den Inzidenzwerten möglich werden.

    Wir berichten in unserem Newsblog laufend über die aktuellen Corona-News im Allgäu und in der Welt.

    „Die Aussagen des Ministers sind für mich unbefriedigend“, sagte Angelika Soyer, Vorsitzende des Vereins „Mir Allgäuer – Urlaub auf dem Bauernhof“. Inzidenzen als entscheidender Faktor seien „Psychoterror für alle“. Jeden Morgen habe sie Angst, auf ihr Handy zu schauen und die Werte zu prüfen. Mitglieder ihres Vereins fingen in Gesprächen an zu weinen oder würden um Stundung der Mitgliedsbeiträge bitten. „Wir sind nervlich und finanziell am Ende. Und Europa lacht über uns.“

    Öffnungen nach sieben oder acht Tagen?

    Ein Dorn im Auge der Touristiker sind auch die unklaren Regelungen, wenn Öffnungen ins Haus stehen. Das Ost- und Oberallgäu sowie die Stadt Kaufbeuren verzeichnen seit Samstag Werte unter 100. „Wenn das so bleibt, dürfen wir dann am Freitag oder am Samstag öffnen?“, fragte Julia Zwicker vom Panorama Hotel in Oberjoch. Eine Frage, die am Montagvormittag niemand so recht beantworten konnte. Klar ist, dass die Werte fünf Tage in Folge unter 100 sein müssen. Ob die Öffnungen dann aber ab dem übernächsten oder dem dritten Tag greifen, dazu gab es während der Videoschalte noch keine verlässlichen Aussagen. „Das ist an Stümperhaftigkeit nicht zu übertreffen“, monierte Jürnjakob Reisigl, Geschäftsführer der Explorer-Hotels im Allgäu. Holetschek war zu diesem Zeitpunkt nicht mehr zugeschaltet.

    Im Kreis Lindau ist die Inzidenz schon länger stabil unter 100, die Außengastronomie ist geöffnet, ab Freitag sind auch Übernachtungen möglich. „Jeder redet über Öffnungen, aber was ist mit Schließungen?“, sagte Landrat Elmar Stegmann in der Videoschalte. „Müssen wir die Menschen bei steigenden Werten rauswerfen oder dürfen sie für den Zeitraum bleiben, für den sie gebucht haben? Es wäre keine gute Werbung, wenn wir die Gäste wegkomplimentieren müssten.“

    Lesen Sie auch: Streit um Öffnungen im Tourismus: „Das Allgäu fühlt sich abgehängt“

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