Ob die Allgäuer Festwoche in Kempten oder Viehscheid im Allgäu, zahlreiche Besucherinnen und Besucher tragen Dirndl und Lederhosen. Insgesamt ein schöner Anblick, doch was ist die Allgäuer Tracht traditionell? Diese Trachten trägt man im Allgäu und darin unterscheiden sie sich.
Was ist die Allgäuer Tracht?
Hubert Kolb, 1. Gauvorstand des Allgäuer Gauverbandes der Gebirgstrachten und Heimatvereine e.V., formuliert es so: " Die Tracht ist ein Lebensgefühl, eine Einstellung zu der Heimat, zu Tradition, Dialekt und Brauchtum."
Die sogenannten Trachtler würden eine Grundeinstellung leben, die alle Mitgliedsvereine pflegen. Die Tracht sei wie die jeweilige Tradition und regional verschieden. Im Allgäu sei sie eher gedeckt und wenig farbig. (Das könnte Sie interessieren: Allgäuer Gauverband der Gebirgstrachten- und Heimatvereine feiert 111-jähriges Bestehen)
Im Allgäu weit verbreitet: die Allgäuer Gebirgstracht
Uwe Gail, der 1. Vorstand des Trachtenvereins „Bergmännle“ Kempten, sagt: "Im Allgäu unterscheiden sich die Trachten nicht allzu stark untereinander. Die Allgäuer Gebirgstracht ist eher schlicht gehalten."

"Nach Osten und auch in Richtung Lindau wird vor allem die Tracht der Frauen farbenfroher", erklärt Gail. Die Trachten im Allgäu voneinander zu unterscheiden sei schwierig.
Was macht die Allgäuer Gebirgstracht aus?
Die Mitgliedsvereine im Allgäuer Gauverband tragen die Allgäuer Gebirgstracht, sagt Elisabeth Fleschhut. Sie ist die 1. Gautrachtenwartin beim Allgäuer Gauverband und für das "Sachgebiet Tracht" zuständig.
Fleschhhut sagt: "Es sind oft kleine Unterschiede in der Farbgebung, die es bei der klassischen Allgäuer Gebirgstracht gibt." (Lesen Sie hier: Tausende Trachtler feiern am Weißensee - trotz Wolkenbruchs)
Das ist die weibliche Gebirgstracht im Allgäu
Gautrachtenwartin Fleschhut beschreibt die weibliche Gebirgstracht im Allgäu:
- Hut (traditionell mit einer Adlerfeder)
- schwarzes Samtmieder
- Bluse
- weißes, besticktes Schultertuch
- Schmuck
- grauer Wollrock
- Unterrock
- grüne Schürze
- weiße Strümpfe
- schwarze Trachtenschuhe
Von Verein zu Verein zeigten sich Unterschiede in der Stickerei des Schultertuchs.
Das ist die männliche Gebirgstracht im Allgäu
Das gehört laut Fleschhut zur männlichen Gebirgstracht im Allgäu:
- Hut (traditionell mit einer Adlerfeder oder einem Gamsbart)
- kurze, bestickte Lederhose
- weißes Hemd
- grüner, bestickter Edelweißhosenträger
- graue Trachtenjoppe
- graue Strümpfe in Knielänge
- schwarze Haferlschuhe
Auch bei den Männern gäbe es regionale Unterschiede, und zwar beim Hut, der Stickerei auf den Hosenträgern und der Trachtenjoppe, sagt Gail. Er erklärt, woher der halbe Birkhahnstoß auf den Hüten stammt: "Das Tier wirft ihn einmal im Jahr ab."
Was die Pfrontner Gebirgstracht ausmacht
Es gebe zwei Trachtenvereine in Pfronten. Die Schürze des Vereins "D'Achtaler" Pfronten sei rosafarben, sagt Fleschhut. Passend dazu werde ein rosafarbenes Schultertuch getragen. Ein blaues Schultertuch zu weißer Schürze würden die Frauen des Vereins „D‘ Kienbergler“ Pfronten tragen.
Die Joppe und die Strümpfe der Männer in Pfronten seien braun. Der Grund : "Das hat mit der Nähe zum Lechtal zu tun."
Besonderheiten des Trachtenvereins "Edelweiß" Kempten
Auch der Trachtenverein "Edelweiß" Kempten steche in einem Merkmal hervor: Die Männer würden grüne Hosenträger tragen, auf deren Steg das Stadtwappen Kemptens gestickt sei. Außerdem würden sie eine blaue, gehäkelte Krawatte umbinden und ein grünes Laible anziehen.
Bei den Frauen deute die vereinsinterne Stickerei im Schultertuch auf den Trachtenverein aus Kempten hin.
Woran erkennt man die Importe aus China?
Kolb antwortet wie aus der Pistole geschossen: "An den Farben!" Denn die seien oftmals knalliger als die Tracht aus der Region. Auch, wenn es für den Laien nicht so leicht zu erkennen sei: "Das sieht man einfach."
Das ist der Unterschied zwischen Festwochengästen und Trachtlern
Fleschhut und Kolb sind sich einig, dass es einen Unterschied zwischen den Trachten aus den Vereinen und der Kleidung von Festwochengästen gebe. Fleschhut bringt es auf den Punkt: "Es gibt deutliche Unterschiede zu dem, was landläufig als Tracht bezeichnet wird. Das, was auf der Festwoche getragen wird, ist eher Trachtenmode. Die Tracht unserer Mitgliedsvereine ist im Gegensatz dazu klar definiert." Sie unterscheide sich von Verein zu Verein.
Es ist das Lebensgefühl, auf das Kolb abzielt: "Was nützt die Kleidung, wenn die Grundeinstellung fehlt?" Dann sei die Tracht nicht mehr als ein Kostüm. (Das könnte Sie interessieren: Trachten-Trends 2023: So machen Sie Ihr Dirndl oder die Lederhose fit für die Festwoche)
Trachtenvereine im Allgäu sind offen für Zugezogene
"Natürlich sind wir offen für Zugezogene", sagt Kolb. "Jeder, der mitmachen will, zur Tracht steht und sich in irgendeiner Form einbringen will, ist willkommen!"
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