Trotz der Regenfälle in dieser Woche bleibt die Grundwassersituation angespannt. „Es müsste schon mehrere Wochen am Stück regnen, um daran etwas zu ändern. Wir bitten die Allgäuer Bevölkerung weiterhin zu einem sensiblen Umgang mit Wasser“, sagt Bernhard Simon, Leiter des Wasserwirtschaftsamtes (WWA) in Kempten. Über 90 Prozent des Trinkwassers im Allgäu wird in der Tiefe gewonnen. Die Grundwasser-Pegelstände sind laut dem Niedrigwasser-Informationsdienst vorwiegend „sehr niedrig.“ Das betrifft beispielweise die Messstellen in Oberstdorf, Geisenried (Marktoberdorf), Pforzen, Ebenhofen, Unterlöchlerls (Ostallgäu) Sontheim und Bad Grönenbach (Unterallgäu).
Zweckverband ruft Bürger zum Wassersparen auf
Der Zweckverband Heimenkirch-Opfenbach im Westallgäu hat die Bürger sogar „eindringlich“ dazu aufgerufen, Wasser zu sparen. Aus einem seiner drei Brunnen kann derzeit kein Wasser befördert werden. Der Pegel sei zu niedrig. Betroffen sind 2000 Haushalte und Firmen.
Zur bedenklichen Lage beigetragen hat der Winter mit wenig Schnee in den Bergen und damit auch wenig Schmelzwasser. „Das ist fast komplett ausgefallen“, sagt Simon. Wenig Regen im Frühjahr sowie die Hitzewelle im Juni verschärften das Problem. „Die Regenfälle zuletzt reichten von der Menge her gerade einmal, um die obere Bodenschicht zu befeuchten“, sagt Simon.
Das WWA hatte bereits Anfang Juni Alarm geschlagen: Das Trinkwasser drohe aufgrund der niedrigen Grundwasserstände im Allgäu im Sommer teils knapp zu werden. Deshalb richtete Simon einen Appell an die Kommunen: Sie sollten sich auf diesen Fall vorbereiten und prüfen, wie Verbundleitungen, Notverbünde und die Notwasserversorgung kurzfristig aktiviert werden könnten. „Wir haben das im Blick und sind in Kontakt“, sagt er. Generell seien die Versorgungs- und die Ökosysteme im Allgäu „auf sehr viel Wasser angelegt“. Es brauche in Zeiten des Klimawandels eine dauerhafte Sensibilisierung.
Deshalb wird Trinkwasser aus dem Grundwasser gewonnen
Doch warum wird Trinkwasser aus Grundwasser gewonnen - und in der Regel nicht aus Seen und Flüssen? Der Vorteil des Grundwassers: Bei der Versickerung in den Boden wird es von Kies oder Sand wie von einem natürlichen Filter gereinigt. Schadstoffe werden gebunden. Die Stadtwerke Lindau gewinnen Trinkwasser dagegen aus einem Oberflächengewässer: dem Bodensee. Dazu wird Wasser aus 60 Meter Tiefe entnommen und später im Seewasserwerk Nonnenhorn aufbereitet.
Aus 450 Quellen und 200 Brunnen kommt das öffentliche Trinkwasser im Allgäu. Bereitgestellt wird es von Gemeinden, kommunalen Zweckverbänden oder Genossenschaften. Im Allgäu werden pro Jahr 60 Millionen Kubikmeter Wasser verbraucht. Das Volumen entspricht vier Mal dem Grüntensee.
Um kommentieren zu können, müssen Sie angemeldet sein.
Registrieren sie sichSie haben ein Konto? Hier anmelden