Familie Ollech aus Wertach betritt neue Pfade: Ab Herbst geht sie unter die Urlaubsanbieter. Dafür entsteht ein neues Haus aus Holz und auf Rädern. Es ist nicht mal 20 Quadratmeter groß, aber vier Meter hoch: ein sogenanntes Tiny-House, also ein kleines, mobiles Häuschen. Es soll ganzjährig an Urlauber vermietet werden. Und bald folgt ein zweites.
Etwas neues für die Urlaubsregion
Die Gemeinde Wertach winkte den Bauantrag in der jüngsten Sitzung ohne große Diskussion durch. Auch das Landratsamt hatte der Bauvoranfrage vor einigen Wochen grünes Licht gegeben. Schließlich ist das Vorhaben im Innenbereich. „Im Ortsteil Vorderreute gibt es eine Ortsabrundungssatzung“, begründet die Bürgermeisterin, Gertrud Knoll. Sie sagt, „im Außenbereich wäre das etwas Anderes gewesen“. Also keine Probleme für den Bauherrn, nichts Strittiges. Aber eben etwas Neues für die Urlaubsregion. „Das gefällt mir gut“, sagt die Bürgermeisterin. „Viele Leute haben alles, da genießen sie vielleicht einen aufs Minimalistische reduzierten Urlaub.“
Das Ziel: "Reduziert leben, befreit von Zwängen"
Familie Ollech denkt ähnlich. „Reduziert leben, befreit von Zwängen, das ist eine Lebenseinstellung,“, sagt der 56-jährige Albrecht Ollech. Er setzt auf Urlauber, die nachhaltig leben wollen. Das erste Tiny-House werde im Spätsommer geliefert, und zwar als ganzes Haus. Das zweite soll bald darauf entstehen. Da möchte Ollech mehr selber machen. „Eine Schreinerei aus Fürstenfeldbruck stellt unser erstes Tiny-House nach unseren Vorstellungen her.“ Das kleine Haus mit Holzbalkon ist mobil, mit Rädern. „Die Konstruktion muss deshalb vom TÜV geprüft und genehmigt sein“, sagt Ollech.
Er und seine Ehefrau Karin wollen das Haus das ganze Jahr über vermieten. Ollech spricht von einer „Infrarot-Fußbodenheizung mit Strom“. Zur Gemütlichkeit soll es aber auch einen kleinen Pellets-Ofen im Mini-Heim geben. Das ist nur 2,55 Meter breit, aber 7,20 Meter lang. Es wird im „alpenländischen Stil mit Balkenoptik“ produziert, „innen auch mit viel Altholz“. Eine Küche mit Induktions-Kochplatten und Herd, Dusche, WC und ausklappbarem Tisch wird im Erdgeschoss sein. Nach oben „ins Loft“, geht es dann über eine steile Holztreppe. „Dort ist ein Doppelbett, stehen kann man da aber nicht.“ Sogar zwei Gauben sind im Häuschen mit eingeplant. Es wird eine Lüftungsanlage, aber auch Fenster zum Öffnen geben – sogar Fensterläden sind vorgesehen.
"Probewohnen" in Frankreich
„Wir haben uns schon länger mit den Häusern beschäftigt, waren an der französischen Grenze auch mal beim Probewohnen“, sagt der Bauherr. „Das hat uns sehr gut gefallen.“ Es sei eine Investition, die lange nicht so hoch ist wie bei einem Haus aus Stein. „Und wir sehen gute Chancen, dass es gut ausgelastet sein wird.“ 45 000 bis 100 000 Euro kostet ein Tiny-House, je nach Ausstattung und Größe. Die Miete pro Nacht soll in Wertach „wahrscheinlich unter 100 Euro betragen“.
Die Tiny-House-Bewegung ist in den USA entstanden. Mit ihren kleinen, oftmals mobilen Unterkünften, wollen die Menschen zeigen, dass auch ein reduziertes Leben möglich ist, ohne auf Annehmlichkeiten verzichten zu müssen. Es gibt sogar eine Tiny-House-Siedlung in Oberfranken, Ähnliches ist bei Landsberg geplant. Der Duracher Gemeinderat befasst sich kürzlich auch mit einer Bauvoranfrage für ein Tiny House. Das wird auch ungefähr 20 Quadratmeter groß. Ein Duracher will dort dauerhaft wohnen.