Füssen

„Viel origineller als der heutige Einheitsbrei“

Jesus Christ

Jesus Christ

Bild: Klaus-Peter Mayr

Jesus Christ

Bild: Klaus-Peter Mayr

Rockoper Zwei Saarländer bringen Andrew Lloyd Webbers „Jesus Christ Superstar“ ins Füssener Festspielhaus. Jenny Theobald und Tim Ganter lassen bei den beiden Vorstellungen in der Karwoche auch Allgäuer mitsingen
08.04.2019 | Stand: 16:51 Uhr

Die Rockoper Jesus Christ Superstar schlug bei ihrer Uraufführung 1971 ein wie eine Bombe. Die schmissige Musik des damals noch unbekannten Andrew Lloyd Webber euphorisierte die Zuhörer, und die unkonventionelle, teils provozierende Erzählung von den sieben letzten Tagen Jesu vor der Kreuzigung polarisierte. Aber funktioniert das Passionsspiel mit rockiger Musik vom Anfang der 1970er Jahre auch heute noch? Ja klar, meinen Jenny Theobald und Tim Ganter. Die beiden haben die Rockoper „ausgegraben“ und für ihr 2016 gegründetes „Intensivtheater“ in Saarbrücken inszeniert.

Nun bringen Theobald und Ganter Jesus Christ Superstar ins Füssener Festspielhaus. Passend zum Thema wird das Bibel-Musical am Karfreitag, 19. April (16 Uhr), und am Karsamstag, 20. April (19.30 Uhr), aufgeführt – in englischer Sprache mit deutschen Übertiteln. Auf der Bühne stehen nicht nur die Solisten und die neun Musiker aus Saarbrücken Auch Allgäuer Sängerinnen und Sänger können bei den Chorpassagen mitmachen.

Vor allem die Musik von Andrew Lloyd Webber fasziniert die beiden jungen Musicalmacher Theobald und Ganter. Sie sei „viel origineller als der heutige Einheitsbrei“ und funktioniere außerdem live prima. Das erklärten die beiden 29-Jährigen, als sie neulich in Füssen für drei Tage zu Gast waren, um sich das Theaterhaus und seine Bühnentechnik anzusehen und um persönliche Kontakte zu knüpfen. Den Theaterdirektor des Festspielhauses, Benjamin Sahler, kennen sie freilich schon seit 2017. Damals hatten sie ihn bei dessen Inszenierung des Musicals „Die Päpstin“ im saarländischen Neunkirchen unterstützt.

Mit Jesus Christ Superstar haben Theobald und Ganter von Saarbrücken ausgehend Stück für Stück das Saarland und die angrenzende Pfalz begeistern können. Die Vorstellungen waren durchweg ausverkauft. Als Sahler eine Aufführung in Saarbrücken sah, fand er sie so gut, dass er sie nach Füssen holen wollte. Was nun klappt. Zusammen mit seiner „Päpstin“, die sieben Mal rund um Ostern gezeigt wird, bildet die Rockoper ein Duo, das laut Sahler „atmosphärisch und thematisch besonders gut in diesen spirituellen Zeitraum“ passe.

Theobald und Ganter werden mit insgesamt 50 Theaterleuten anreisen. „Der Sprung nach Füssen ist für uns ein echtes Abenteuer und eine große Chance“, sagt Tim Ganter, der „geschäftsführende Direktor“ des Intensivtheaters. Jesus-Christ-Regisseurin Jenny Theobald, die das Allgäu schon als Kind kennen gelernt hat, ergänzt: „Füssen ist der Wahnsinn – das ist für uns etwas ganz Besonderes.”

Das Unternehmen von Theobald und Ganter versteht sich als „Theater für alle Sinne“. Das heißt, dass nicht nur eine Aufführung zu sehen ist, sondern drumherum noch einiges mehr geboten wird. In Füssen soll ein Jerusalemer Markt mit orientalischen Gewürzen und Früchten aufgebaut werden – sofern es das Wetter zulässt im Freien, ansonsten im Foyer. Auch nahöstlich inspiriertes Fingerfood werde angeboten. „Wir wollen ein abendfüllendes Gesamterlebnis zelebrieren“, sagt Tim Ganter.

Bei den Aufführungen werden auch Allgäuer Sängerinnen und Sänger mitmachen. Amateure mit etwas Bühnenerfahrung ab acht Jahren sind zum Mitsingen eingeladen. Die Proben für die beiden Vorstellungen finden als Workshop am 13. und 14.April im Festspielhaus statt. Inzwischen haben sich weit über 100 Sänger angemeldet. Wer noch mitmachen möchte, kann dies bis zum kommenden Freitag, 12.April, unter Telefon 08362/50 77 337 kundtun.