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Vögel füttern im Allgäu im Winter: Expertin gibt Tipps zu Futter, Hygiene und Gefahren

Allgäuer Expertin klärt auf

Vögel füttern im Winter: Das sollten Sie beachten

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    Viele Menschen stellen im Winter ein Futterhaus für Vögel auf. Das kann den Tieren unter Umständen aber mehr Schaden als Helfen. Eine Expertin klärt auf.
    Viele Menschen stellen im Winter ein Futterhaus für Vögel auf. Das kann den Tieren unter Umständen aber mehr Schaden als Helfen. Eine Expertin klärt auf. Foto: Christoph Soeder, dpa

    Schon seit einigen Wochen sieht man sie wieder in vielen Allgäuer Gärten stehen: Futterhäuser für Vögel. Sobald es auf die kalte Jahreszeit zugeht, vervielfacht sich das Angebot von Vogelfutter in Baumärkten, Zoohandlungen und anderen Kaufhäusern. Laut Bund Naturschutz Bayern geben die Deutschen im Jahr mehr als 15 Millionen Euro für solches Futter aus. Aber ist das überhaupt sinnvoll oder schadet man den Vögeln damit sogar?

    Vögel füttern im Allgäu: Keine Hilfe für bedrohte Arten

    Die Geschäftsführerin der Kreisgruppe Kempten-Oberallgäu des Bund Naturschutz (BUND) Julia Wehnert stellt zunächst klar: "Man kann durch eine Winterfütterung nur sehr eingeschränkt und nur häufigen Arten helfen." Ernsthaft bedrohte Vogelarten könne eine Winterfütterung nicht retten, da diese Vögel meist gar nicht erst zum Futterhaus kämen. Insgesamt profitieren demnach weniger als zehn Prozent der heimischen Brutvogelarten von einer Fütterung.

    "Die Winterfütterung verschafft häufigen und an den Menschen angepassten Arten einen Konkurrenzvorteil gegenüber seltenen und scheuen Arten", so Wehnert weiter. Außerdem seien die Vögel im Allgäu bestens an den Wechsel der Jahreszeiten sowie Kälte und Nahrungsmittelknappheit im Winter angepasst. Zum Überleben brauchen die einheimischen Vögel das Futter also nicht.

    Worauf muss beim Vogelfüttern geachtet werden?

    Trotzdem kann das Füttern von Vögeln im Winter laut BUND vertretbar sein. Denn viele Menschen erfreuen sich an einer Futterstelle im Garten oder auf dem Balkon und nutzen die Chance, einheimische Vögel zu beobachten. So können vor allem Kinder oder auch Menschen, die im Winter weniger nach draußen können, Kontakt zur Natur halten und sich an ihr erfreuen. Wer sich für eine Fütterung entscheidet, sollte laut BUND aber auf einige wichtige Grundregeln achten:

    • Besonders wichtig ist die Hygiene am Futterplatz, damit sich keine Krankheiten darüber verbreiten. Dafür sollten die Besitzer vor allem darauf achten, dass es keine Flächen an der Futterstelle gibt, an denen sich Kot und Futter vermischen könnten. Im besten Fall sollten Besitzerinnen und Besitzer das Futterhaus täglich reinigen.
    • Das Futter sollte nie auf dem Boden verteilt werden, da auch hier die Gefahr einer Ansteckung mit tödlichen Krankheiten für die Vögel besteht.
    • Das Futterhaus darf für Katzen nicht erreichbar sein.
    • Auf Futterknödel in Plastiknetzen sollte man verzichteten, da sich die Vögel darin verletzen können und außerdem zusätzlicher Plastikmüll entsteht.
    • Speisereste oder Brot sollten niemals verfüttert werden, da beispielsweise Salz schon in geringen Mengen für viele Vögel tödlich sein kann.

    Wann sollten Vögel gefüttert werden?

    "Es ist ausreichend nur bei dauerhaft geschlossener, hoher Schneedecke und gleichzeitigem Frost unter minus fünf Grad zu füttern", erklärt BUND-Expertin Julia Wehnert. Da manche Tiere die Futterstelle allerdings nicht finden, wenn sie im Herbst nicht bereits "angefüttert" wurden, ist auch ein etwas früherer Fütterungsbeginn möglich. Bereits im September mit dem Füttern zu beginnen, so wie es auf vielen Futtersorten aus dem Handel empfohlen wird, hält der BUND allerdings für deutlich zu früh.

    Spätestens im Frühjahr, wenn die Brutzeit beginnt, sollten Garten- und Balkonbesitzer die Fütterung einstellen. Denn Jungvögel vertragen das "unnatürliche" Futter oft nicht und könnten daher zu Schaden kommen.

    Womit kann man Vögel im Allgäu füttern?

    Wer auf das fertige Vogelfutter aus dem Supermarkt verzichten möchte, kann sehr leicht auch eigenes Futter herstellen. Für die Vögel im Allgäu rät die Expertin vor allem zu den folgenden Zutaten:

    • Sonnenblumenkerne
    • Haferflocken
    • Körner (zum Beispiel Hirse)
    • Fett-Kleie-Gemische, Futterringe oder Futterknödel mit den bisher genannten Zutaten
    • weiche Äpfel, wenn sie pestizitfrei sind
    • Wildbeeren

    Die verschiedenen Vogelarten haben unterschiedliche Vorlieben, sodass das Futter je nach den in der Region vorkommenden Arten angepasst werden kann.

    (Bedrohten) Vögeln im Allgäu helfen

    Umweltschützer registrieren seit einiger Zeit einen starken Rückgang an Vogelarten in ganz Deutschöand. Dies ist laut Bund Naturschutz aber nicht auf die winterlichen Bedingungen oder saisonal bedingte Nahrungsknappheit zurückzuführen, sondern auf fehlenden Lebensraum: "Entscheidend ist, ob die Vögel einen geeigneten Lebensraum für sich finden. Der Rückgang vieler heimischer Vogelarten geht auf den Verlust oder die Verschlechterung ihrer Lebensräume zurück", klärt Wehnert auf.

    Vor allem Gartenbesitzerinnen und -besitzer können den Vögeln hier helfen, indem sie ihren Garten möglichst naturnah bewirtschaften. Dazu gehört zum Beispiel Stauden, Disteln und Altgras zumindest teilweise stehen zu lassen und Laubhäufen, Kompostecken sowie heimische Gartenpflanzen zu verwenden. So können "wilde Ecken" für die Vögel entstehen. Außerdem sollte das ganze Jahr über auf den Einsatz von chemischen Stoffen im Garten verzichtet werden.

    Zusätzlich wirkt sich auch der Klimawandel auf die Vögel in der Region aus. Manche Zugvögel ziehen im Winter beispielsweise gar nicht mehr in Richtung Süden, sondern bleiben im Allgäu.

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