Wenn Wilfried Tüchler sagt, dass er seine Arbeit als Betriebsleiter bei der Hörnerbahn im Oberallgäuer Bolsterlang seit Jahrzehnten mit Leib und Seele macht, dann muss man ihm das glauben. Ansonsten hätte er ja schon lange aufhören können. Er habe den Eintritt in den Ruhestand immer wieder hinausgezögert, erzählt der 73-Jährige und schiebt nach: „Mit 75 sollte aber dann Schluss sein.“ Vor Kurzem feierte er sein 30-jähriges Berufsjubiläum bei der Hörnerbahn. Somit ist er wohl der (berufs)älteste Betriebsleiter einer Bergbahn im Allgäu.
Dabei ging der berufliche Werdegang des aus dem Salzburger Land stammenden Maschinenbauers zunächst in eine ganz andere Richtung. 1964 zog Tüchler aus seiner österreichischen Heimat nach Norddeutschland. Er ging als Schiffsingenieur zur Handelsmarine und war bis 1987 auf vielen Meeren der Welt unterwegs. Eine Zeitungsanzeige, die seiner Frau aufgefallen war, leitete Ende der 80er Jahre eine berufliche Wende ein. Gesucht wurde ein Betriebsleiter für ein mittelständisches Seilbahn-Unternehmen. Um welche Seilbahn es sich handelte, wusste er zunächst nicht. Doch das Geheimnis war bald gelüftet. Tüchler trat am 1. April 1989 seinen Dienst bei der Hörnerbahn an. Damals sei noch der langsame Einer-Sessellift als Hauptbahn gefahren, erinnert er sich.
Die Modernisierung der Bahnen und des Skigebiets waren die großen Herausforderungen des Unternehmens in den folgenden Jahren. Mit einer gemeindlichen Vorfinanzierung in Höhe von 800 000 Euro konnte eine Beschneiungsanlage gebaut werden. Größter Investitionsbrocken aber war der Neubau der Hauptbahn über zwei Sektionen. 2001 ging die neue Sechser-Kabinenbahn in Betrieb. Zwei Jahre später wurde nochmals die künstliche Beschneiung verbessert. Das Jahr 2013 brachte dann wieder eine wesentliche Komfortverbesserung für die Wintersportler: Der alte Schlepplift zum Weiherkopf wurde durch eine Sechser-Sessselbahn mit Wetterhauben ersetzt.
Bei all diesen Modernisierungsschritten führte Tüchler Regie. Entsprechend kennt er zumindest den zweiten Teil der Unternehmensgeschichte sehr genau – in diesem Jahr besteht die Hörnerbahn seit 70 Jahren. Da habe es neben Sternstunden auch schwierige Phasen gegeben, sagt der Betriebsleiter. Beispielsweise, wenn der Schnee im Frühwinter nicht kommen wollte. Oder wenn die finanzielle Situation des Unternehmens schwierig war.
Zuletzt bereitete im Januar 2018 ein Murenabgang massive Probleme. Ausgerechnet in der Winter-Hochsaison wurde das Fundament einer Stütze beschädigt. Ungefähr zwei Wochen gab es keinen Skibetrieb. „Das war eine große Herausforderung“, berichtet Tüchler. Dem Unternehmen sei ein Schaden in Höhe von 300 000 Euro entstanden, für den keine Versicherung aufkommt.
Für die ihm noch verbleibenden beiden Berufsjahre hat Tüchler einen konkreten Plan: Den Neubau der Gastronomie an der Bergstation möchte er noch über die Bühne bringen. Pläne und ein Modell gibt es bereits.