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Waltenbergerhaus bei Oberstdorf: Tipps zu Wanderung, Verpflegung, Übernachtung

Alpenvereins-Stützpunkt bei Oberstdorf

Auf dem Waltenbergerhaus kommt das Bier mit dem Hubschrauber

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    Im Jahr 2015 wurde die alte kleine Steinhütte abgerissen und im darauffolgenden Jahr durch einen modernen Neubau in Holzbauweise ersetzt. So präsentiert sich das Waltenbergerhaus bei Oberstdorf mittlerweile den Gästen - mit Panoramafenster und einige Schlafplätzen.
    Im Jahr 2015 wurde die alte kleine Steinhütte abgerissen und im darauffolgenden Jahr durch einen modernen Neubau in Holzbauweise ersetzt. So präsentiert sich das Waltenbergerhaus bei Oberstdorf mittlerweile den Gästen - mit Panoramafenster und einige Schlafplätzen. Foto: Michael Munkler

    Es ist der älteste Alpenvereins-Stützpunkt in den Allgäuer Alpen: Das Waltenbergerhaus, auf 2.084 Metern Höhe in den Oberstdorfer Bergen gelegen. Gleich unterhalb der sogenannten Berge der Guten Hoffnung, in der Nachbarschaft von Mädelegabel und Trettachspitze. Das alte Haus, eine recht kleine, 1875 eröffnete Steinhütte, wurde Ende 2015 abgerissen. Brandschutz-Bestimmungen und andere behördliche Auflagen konnten nicht mehr eingehalten werden. Danach entstand 2016 am selben Ort der moderne Neubau in Holzbauweise mit großen Panoramafenstern. 3,2 Millionen Euro hat die Alpenvereinssektion Allgäu-Immenstadt, der das Waltenbergerhaus gehört, dafür in die Hand genommen. 2017 ging das neue Gebäude in Betrieb.

    So sah das Waltenbergerhaus noch bis 2015 aus: eine kleine Steinhütte.
    So sah das Waltenbergerhaus noch bis 2015 aus: eine kleine Steinhütte. Foto: Michael Munkler (Archivbild)
    Und so präsentiert sich die Hütte mittlerweile den Gästen: ein größerer Holzbau mit Panoramafenster.
    Und so präsentiert sich die Hütte mittlerweile den Gästen: ein größerer Holzbau mit Panoramafenster. Foto: Michael Munkler

    Alpiner Aufstieg hoch zum Waltenbergerhaus

    Die Hütte hat einen ausgesprochen alpinen Zustieg. Oberhalb des sogenannten Bacherlochs könnte man vor allem im Frühsommer meinen, entlang eines Gletschers zu wandern. Den hier hält sich meist bis in den Hochsommer hinein der Lawinenschnee des vergangenen Winters. Der Steig schlängelt sich zunächst durch üppige Vegetation, bis es später nach der drahtseilgesicherten Querung einer Schlucht weiter steil hinauf geht. Dann endlich ist das Haus erreicht. Gut drei Stunden benötigen Wanderer für den Hüttenzustieg ab Oberstdorf-Einödsbach, gut dreieinhalb Stunden sind es ab Birgsau (Busverbindung nach Oberstdorf).

    Tipp: Am besten mit dem Mountainbike bis Einödsbach und dort das Fahrrad abstellen. Manche Gäste kommen auch vom Heilbronner Weg über die Socktal- oder Bockkarscharte zum Waltenbergerhaus. (Lesen Sie auch: Schwierige Zeiten für die DAV Sektion Allgäu-Immenstadt: Bauprojekte an Hütten und Wegen belasten die Finanzen)

    Der Zustieg zum Waltenbergerhaus ist nur etwas für Geübte.
    Der Zustieg zum Waltenbergerhaus ist nur etwas für Geübte. Foto: Michael Munkler

    Lebensmittel kommen mit dem Hubschrauber aufs Waltenbergerhaus

    Jeweils im Frühsommer findet die „Grundversorgung“ der Hütte für die Saison statt. 5.000 Liter Bier, eine Tonne Nudeln, andere Lebensmittel und zwei Tonnen Gas werden dann per Hubschrauber hinaufgeflogen, erzählt Hüttenwirt Markus Karlinger (57). Insgesamt kämen da wohl 15 bis 20 Tonnen Last zusammen, die vom Helikopter hinaufgeschafft werden. Zusammen mit seiner Frau Claudia (52) und einigen Mitarbeitern bewirtschaftet Markus Karlinger die Hütte. In den Ferien und an Wochenenden helfen die Söhne mit: Der 17-jährige Ricardo und der 15-jährige Fabricio.

    Claudia Karlinger, die gemeinsam mit ihrem Mann Markus die Hütte bewirtschaftet, näht nebenher und verkauft ihre Produkte auf dem Waltenbergerhaus.
    Claudia Karlinger, die gemeinsam mit ihrem Mann Markus die Hütte bewirtschaftet, näht nebenher und verkauft ihre Produkte auf dem Waltenbergerhaus. Foto: Michael Munkler

    Lichtdurchflutet ist der weitläufige Aufenthaltsraum mit der Theke des neuen Waltenbergerhauses. Beim Blick durch die großen Panoramafenster auf die Allgäuer Hochalpen hat der Gast den Eindruck, irgendwie mittendrin zu sein. Doch bei schönem Wetter sitzen die Wanderer und Bergsteiger lieber draußen auf der Terrasse mit Blick auf die umliegenden Felsriesen und den grünen Steilgras-Grat des Linkerskopfs. Die kritischen Stimmen zum Hütten-Abriss und Neubau sind inzwischen weitgehend verstummt. Das mag wohl auch daran liegen, dass das moderne Gebäude mit großzügigem Gastraum und vergleichsweise kleinen Schlafeinheiten den Tagesgästen genauso wie den Übernachtenden einen bescheidenen Luxus bietet - verglichen mit den beengten Verhältnissen in der alten Hütte.

    Viel mehr Platz bietet der Neubau des Waltenbergerhauses den Gästen. Es gibt eine große Terrasse und ein Panoramafenster.
    Viel mehr Platz bietet der Neubau des Waltenbergerhauses den Gästen. Es gibt eine große Terrasse und ein Panoramafenster. Foto: Klaus-Peter Mayr (Archivbild)

    Waltenbergerhaus: Wasserkraftwerk und Photovoltaik-Anlage versorgen die Hütte

    „Alles funktioniert super“, sagt Karlinger über die moderne Haustechnik. Bis auf das benötigte Gas zum Kochen ist der Hüttenbetrieb weitgehend energieautark. Dafür sorgen ein kleines Wasserkraftwerk und eine Photovoltaik-Anlage. Die Versorgung und Logistik des Stützpunkts ist die zentrale Herausforderung des Betriebs. Brot wird beispielsweise oben gebacken, teils aber auch - genau wie Eier - von unten heraufgetragen. „Gäste und Bekannte nehmen bei Bedarf etwas im Rucksack mit, etwa einen Laib Brot“, berichtet der Hüttenwirt: „Da helfen alle zusammen.“

    Die Corona- Regelungen haben auch den Karlingers im vergangenen Jahr zugesetzt. „Letztlich sind wir aber mit einem blauen Auge davongekommen“, sagt der 57-Jährige. Denn das neue Haus hat kleine Schlafeinheiten und deshalb konnten vergleichsweise viele Gäste untergebracht werden. Anders als in älteren Alpenvereinshütten mit großen Matratzenlagern, wo die Corona-bedingten Einschränkungen stärker ins Gewicht fielen. (Lesen Sie auch: Urlaub im Allgäu boomt wieder: Die Gäste kommen, doch es bleiben Sorgen)

    Wenn es knapp wird, bringen teils auch Wanderer und Gäste Lebensmittel vom Tal auf die Hütte mit.
    Wenn es knapp wird, bringen teils auch Wanderer und Gäste Lebensmittel vom Tal auf die Hütte mit. Foto: Michael Munkler

    Eckdaten zum Waltenbergerhaus:

    • Übernachtungen: 28 Matratzenlager-Plätze und 42 Zimmerbetten
    • Aufstieg: Oberstdorf-Birgsau, Einödsbach, Bacher Loch (dreieinhalb Stunden). Am besten mit dem Fahrrad bis nach Einödsbach radeln und von dort die Wanderung beginnen.
    • Nachbarhütten: Rappenseehütte und Kemptner Hütte
    • Tourenmöglichkeiten: Steinbocktour, Heilbronner Weg, Mädelegabel, Bockkarkopf, Hohes Licht. Für Kletterer: Trettach, Berge der guten Hoffnung, Hochfrottspitze (höchster Berg des Regierungsbezirks Schwaben). Schwarze Milz: Auf dem Weg zur Mädelegabel überqueren Wanderer diesen einzigen kleinen Gletscherrest in den Allgäuer Alpen. Experten gehen davon aus, dass dieser Ferner durch die fortschreitende Klimaerwärmung schon in wenigen Jahren ganz verschwunden sein wird.
    Mit etwas Glück können Wanderer auch Steinböcke auf dem Weg zum Waltenbergerhaus entdecken.
    Mit etwas Glück können Wanderer auch Steinböcke auf dem Weg zum Waltenbergerhaus entdecken. Foto: Michael Munkler

    Lesen Sie auch: AZ Plus-Serie "Burgen im Allgäu": Wir lüften die Geheimnisse von elf Burgen in der Region

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