Der Bad Hindelanger Kurdirektor zeigt sich optimistisch: „Irgendwann“, sagt Maximilian Hillmeier, „wird sich das wieder mehr verteilen“. Gemeint sind die ungeheuren Besuchermassen, die seit Beginn der Corona-Lockerungen vor allem in den Allgäuer Bergen sowie an Seen zu beobachten sind. Wobei die Menschen eigentlich noch das kleinere Problem darstellen: Es sind vor allem die vielen Autos, mit denen die Ausflügler kommen. Wild auf Wiesen und in der Landschaft parkende Autos bringen die Einheimischen zunehmen auf die Palme. Und füllen die Kassen der kommunalen Verkehrsüberwachungen und der Polizei. Hunderte von Knöllchen wegen Falschparkens werden bei ausflugstauglichem Wetter an einem Tag im Allgäu ausgestellt.

Lange Warteschlangen
Kurdirektor Hillmeier ist zuversichtlich, dass bald wieder mehr Menschen auch mal ins benachbarte Österreich fahren und der Besucherdruck aufs Allgäu etwas nachlässt. Davon aber ist am Freitag noch nichts zu spüren. Im Gegenteil. Wie an fast allen Bergbahnen gibt es beispielsweise an der Hörnerbahn bei Bolsterlang im Oberallgäu lange Warteschlangen. Der große Parkplatz sei komplett besetzt, berichtet Geschäftsführer Wilfried Tüchler schon am Vormittag. Trotz Warteschlangen an der Kasse und am Bahnsteig: „Die Gäste sind sehr vernünftig“, lobt Tüchler.
Für die Bergbahn sind die Corona-Regeln mit viel Aufwand verbunden: Die kleinen gelben Kabinen sind im Schnitt nur zu 35 Prozent besetzt. Dennoch ist mehr Personal erforderlich, um das Einhalten der Abstands- und Hygiene-Richtlinien zu kontrollieren. „Aber wir sind ja froh, dass wir überhaupt wieder fahren dürfen“, sagt Wilfried Tüchler. Dass die Gäste „sehr diszipliniert sind“, lobt auch Kurdirektor Hillmeier. So seien beispielsweise am Donnerstagabend etwa 200 Urlauber und Ausflügler zur ersten „Sonnenuntergangsfahrt“ mit der Wiedhagbahn gekommen, Probleme mit dem Einhalten der Hygiene- und Abstandsregeln habe es nicht gegeben.
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„Flut hat eingesetzt“
„Die Flut hat eingesetzt“: So beschreibt Polizeipräsidiums-Sprecher Dominic Geißler am Mittag die Lage an einigen touristischen Hotspots in der Region. Polizei und gemeindlicher Bauhof regeln beispielsweise die Besucherströme auf dem Parkplatz der Alpspitzbahn in Nesselwang. Vom Parkplatz der Hochgratbahn bei Oberstaufen-Steibis wird ebenfalls ein ungewöhnlich großer Andrang gemeldet. „Auf der Zufahrtsstraße geht nichts mehr“, sagt Polizeisprecher Geißler. Feuerwehr und Polizei seien im Einsatz, um den Verkehr zu regeln.
Ein „regelrechtes Verkehrschaos“ gebe es auch im Umfeld der Tegelbergbahn bei Schwangau (Ostallgäu), beschreibt Geißler die Situation und berichtet aus der Bodensee-Region: „In Lindau gibt es in Richtung Insel teilweise kein Durchkommen mehr.“ Im Oberallgäu entwickelt sich das Gebiet zwischen Rubi und Schöllang nördlich von Oberstdorf zu einem neuen Ausflügler-Hotspot. Dort zieht es die Wanderer vor allem auf die Gaisalpe und das Rubihorn.
Regen Betrieb bei sommerlichen Temperaturen gibt es an diesem Freitag, einem „Brückentag“, auch an den Seen. Zwar sind die am Vormittag gemessenen Wassertemperaturen mit 17 bis 19 Grad noch gedämpft, doch bis zum Samstag dürfte das Wasser spürbar wärmer sein. Polizeisprecher Geißler glaubt, dass es am Samstag wieder einen „sehr regen Ausflugsverkehr“ geben wird – und rückreisende Pfingsturlauber.
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