Moment für die Ewigkeit: Der Isnyer Friedrich Moch sichert der Staffel bei der WM in Planica die Bronzemedaille.
Bild: Daniel Karmann, dpa
Moment für die Ewigkeit: Der Isnyer Friedrich Moch sichert der Staffel bei der WM in Planica die Bronzemedaille.
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Die letzten 300 Meter haben sich in das Gedächtnis von Friedrich Moch eingebrannt. Seinen Schlussspurt im Langlaufstadion im slowenischen Planica wird der Langläufer vom WSV Isny wohl nie mehr vergessen. Mit einer sensationellen Energieleistung ließ der 22-Jährige dem Franzosen Jules Lapierre im Zielsprint keine Chance und sicherte der deutschen Staffel Bronze über 4x10km. Es war die erste WM-Medaille für die deutschen Männer seit 2011.
"Wahnsinn": So blickt Moch auf die WM zurück
„Das war schon der Wahnsinn, wie eigentlich die ganze WM“, sagt Moch einen Monat später. Schließlich lief es auch in den Einzelwettbewerben glänzend, im Skiathlon und über 15 Kilometer wurde der Allgäuer Siebter und Achter. Hinzu kamen fünf Top-Ten-Platzierungen im Weltcup. „Ich bin extrem zufrieden“, sagt Moch – und er hat noch lange nicht genug. „Bei mir ging es bislang eigentlich immer aufwärts. Das motiviere ihn für den kommenden Winter.
Das gilt für die komplette Langlauffraktion des Deutschen Skiverbands (DSV). Nachdem sich die Frauen bereits im Jahr zuvor mit dem Olympiasieg von Katharina Hennig mit Victoria Carl im Teamsprint sowie Staffel-Silber bei den Spielen in Peking in der Weltspitze zurückgemeldet haben, sind nun auch die Männer nach Jahren der Tristesse auf dem Vormarsch. „Jetzt sind wir nicht mehr nur die kleinen Langläufer in Deutschland, jetzt haben wir auch eine fucking Medaille“, sagte Teamkollege Janosch Brugger in Planica, als er Moch aus der Umarmung entlassen hatte. Vor allem auf dem Isnyer, der nun bereits im zweiten Winter in Folge der stärkste und konstanteste DSV-Läufer war, ruhen die deutschen Hoffnungen.
Trainer Peter Schlickenrieder hält viel von Friedrich Moch
„Friedrich Moch hat das Zeug, Weltmeister und Olympiasieger zu werden“, sagte etwa Bundestrainer Peter Schlickenrieder nach dem Medaillengewinn. Dass er diese optimistische Prognose nicht aus der puren Euphorie heraus getroffen hatte, machte er vergangene Woche bei einem Besuch an Mochs ehemaliger Schule in Isny klar. Zwar sei es sehr schwer, an den Läufern aus Skandinavien und Russland (wenn sie wieder zugelassen sind) vorbeizukommen, „Friedrich würde ich es aber zutrauen.“ Er sei ruhig und gelassen, gehe aber auch mit akribischer Vorarbeit und Planung vor. „Da steckt viel Kopf dahinter, viel Gefühl. In der Kombination gibt es das vielleicht alle 20 Jahre.“
Erst mit 13 stieg Moch das erste Mal auf Langlauf-Skier, nur drei Jahre später gewann er den ersten deutschen Meistertitel in der Jugend, mit 20 war er bereits zweimaliger Junioren-Vize-Weltmeister. Schon in den ersten Jahren im Männer-Bereich zeigte der schlaksige Läufer gute Leistungen, doch in diesem Winter hat er unter der Führung des neuen Cheftrainers bei den Herren, Marc Steuer, einen deutlichen Schritt nach vorn gemacht. Weitere sollen folgen.
Von den Voraussetzungen her vergleicht der Bundestrainer Moch mit einem früheren Weltmeister: „Er hat das genetische Gespür, das Umfeld passt, er ist sehr selbstverantwortlich. Er ist ein starker Teamplayer, schaut auch auf die anderen, dass es denen gut geht.“ Diese Fähigkeiten erinnerten ihn an das, was einst Axel Teichmann ausgemacht habe. „Es ist schön, wenn jemand erfolgreich und trotzdem teamfähig ist und auf das Gesamtkonstrukt schaut.“
Wie Moch aus Fehlern der Vergangenheit lernen will
Schlickenrieder und Teichmann hatten neben anderen Topathleten wie Tobias Angerer, Claudia Künzel-Nystad oder Evi Sachenbacher-Stehle die letzte Medaillenära der deutschen Skilangläufer Anfang des Jahrtausends geprägt. Im Erfolg unter Chefcoach Jochen Behle wurde damals aber der Nachwuchs vernachlässigt. „Es gibt ganze Jahrgänge, in denen es bei uns gar keine Läufer gibt, weil viele in der Jugend damals aufgehört haben“, sagt Moch, der sich wünscht, das so etwas nicht noch einmal passiert. Der 22-Jährige möchte Vorbild für den Nachwuchs sein. „Ich versuche weiterzugeben, dass man sich nicht zu versteifen und sich nicht gleich auf eine Sportart und die mögliche Zukunft einschießen darf.“ Seine Leichtigkeit möchte Moch trotz gestiegener Erwartungen beibehalten. „Ich versuche, das nicht zu sehr an mich ranzulassen und gelassen zu bleiben. Bislang ist mir das ganz gut gelungen.“