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Fairteiler und Foodsharing in Lindenberg

Projekt im Westallgäu gegen Verschwendung

"Jeder kann sich was nehmen" - Lindenberg hat jetzt einen Fairteiler für Lebensmittel

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    Lea Speißer (links) und Annika Stegherr, die Botschafterinnen von Foodsharing Lindenberg, sind mächtig stolz auf ihren Fairteiler. Die Lebensmittel-Abholstation im Eingangsbereich des Pfarrbüros hat sogar einen Kühlschrank.
    Lea Speißer (links) und Annika Stegherr, die Botschafterinnen von Foodsharing Lindenberg, sind mächtig stolz auf ihren Fairteiler. Die Lebensmittel-Abholstation im Eingangsbereich des Pfarrbüros hat sogar einen Kühlschrank. Foto: Benjamin Schwärzler

    Tomaten, zwei Gurken, ein Netz voller Zwiebel, fast 20 Liter Milch und ein paar Becher Joghurt, die ihr MHD am Vortag überschritten haben – aber trotzdem bedenklos verzehrt werden können, weil das Mindesthaltbarkeitsdatum nicht umsonst so heißt. Ein ungeöffneter Becher Joghurt hält in Regel einige Wochen länger, als es die aufgedruckten Zahlen angeben.

    All diese Lebensmittel – und noch einige mehr – wären wohl weggeworfen worden. Sind sie aber nicht. Dank Foodsharing Lindenberg. Die Initiative hat sie vor der Mülltonne gerettet und in ihren Fairteiler gelegt. Die kostenlose Abholstation für „ausrangierte“ Lebensmittel ist seit Donnerstagabend in Betrieb. „Es kann jeder einfach kommen und sich was nehmen“, sagt Annika Stegherr. Und Lea Speißer ergänzt: „Und es soll auch jeder kommen.“

    Foodsharing ist eine weltweite Initiative gegen Lebensmittelverschwendung. Seit März 2021 gibt es den Foodsharing-Bezirk Lindenberg. Annika Stegherr (20) und Lea Speißer (21) haben ihn mitgegründet und vertreten ihn als Botschafterinnen nach außen. Regelmäßig holen sie und ihre Mitstreiter in Partnerbetrieben in Lindenberg überschüssige Lebensmittel ab – zum Beispiel Obst und Gemüse, das übers Wochenende liegen geblieben ist. Aktuell sind 15 fertig ausgebildete Foodsaverinnen und Foodsaver in Lindenberg viermal pro Woche unterwegs. „Wir hatten bis jetzt insgesamt 60 Abholungen“, sagt Speißer. Mit zwei Geschäften kooperiert Foodsharing Lindenberg regelmäßig. „Mehr sind in Aussicht, sobald wir mehr personelle Kapazitäten haben“, ergänzt die Studentin.

    Foodsaver Lindenberg: "Mehr als wir uns erträumt haben"

    Bislang hatten die Foodsaverinnen und Foodsaver die geretteten Lebensmittel vor allem im Familien- und Freundeskreis verteilt. Jetzt gibt es mit dem Fairteiler auch endlich eine öffentlich zugängliche Stelle. Er steht im Eingangsbereich des katholischen Pfarrbüros in der Goethestraße – gegenüber vom Haupteingang der Stadtpfarrkirche. Der Schrank verfügt sogar über einen Kühlschrank. „Das ist mehr als wir uns erträumt hätten“, sagt Speißer.

    Gut ein Dutzend Unterstützer und Sponsoren – von der Kirchengemeinde über Unternehmen bis hin zu Privatpersonen – haben den Fairteiler ermöglicht und finanziert. Das gilt auch für die laufenden Kosten. Und das ist umso wichtiger, weil die Initiative ehrenamtlich und unentgeltlich arbeitet. Angetrieben wird sie vom idealistischen Gedanken, dabei mitzuhelfen, die Welt ein Stück besser zu machen.

    Auch in Dietmannsried gibt es einen Fairteiler-Schrank für Nachhaltigkeit.
    Auch in Dietmannsried gibt es einen Fairteiler-Schrank für Nachhaltigkeit. Foto: Harald Holstein

    Der Fairteiler ist rund um die Uhr und an 365 Tagen im Jahr geöffnet und zugänglich. Jeder kann kommen und sich etwas nehmen – unabhängig vom Einkommen. „Es gibt bei uns im Gegensatz zur Tafel keine Bedürftigkeitsprüfung“, sagt Stegherr und ergänzt: „Bei uns steht das Umweltpolitische im Vordergrund.“ Hauptsache, das Essen landet nicht im Müll. Denn umgerechnet wirft jeder Deutsche pro Woche fast vier Kilo Lebensmittel weg.

    Foodsharing Lindenberg soll auch von Privatleuten gefüllt werden

    Foodsharing Lindenberg wird den Fairteiler nicht nur täglich kontrollieren und reinigen, sondern ihn auch regelmäßig befüllen. Das können und sollen aber auch Privatpersonen tun. Zum Beispiel einen Teil der überschüssigen Ernte abgeben oder vor dem Urlaub Produkte abgeben, die bald ablaufen. Zu beachten ist aber eine wichtige Faustregel: „Nur Lebensmittel, die man selber noch essen würde“, hebt Stegherr hervor.

    Der Fairteiler in Lindenberg: Was darf rein – und was nicht?

    • Was darf rein? Brot und Backwaren, Obst und Gemüse, Milchprodukte, Trockenware, Lebensmittel nach Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatums, selbst gemachte Sachen (vollständige Zutatenliste und Produktionsdatum angeben)
    • Was darf nicht rein? Alkohol, Energydrinks, Hackfleisch, roher Fisch, selbst gesammelte Pilze, Rohmilch, Roh-Ei-Produkte (z.B. Tiramisu), Lebensmittel nach Ablauf des Verbrauchsdatums

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