Matthias Schriefl bringt den Allgäuern gern Musik aus aller Welt nahe und verschmilzt sie – auf seine ganz eigene Weise – mit heimischen Klängen. Die Auftritte des aus Maria Rain (Oberallgäu) stammenden Komponisten und virtuosen Multiinstrumenalisten sind immer vergnügliche Musizierstunden. Wenn er nun für zwei Konzerte in seine Heimat zurückkehrt, ist aber alles anders. Nach Oy und Marktoberdorf bringt er eine langjährige musikalische Wegbegleiterin mit ukrainischen Wurzeln mit: Tamara Lukasheva.
Die 33-jährige Sängerin, Pianistin und Komponistin wird bei zwei „sehr spontanen“ Solidaritätskonzerten ukrainische Lieder mit ihm vorstellen. Sie wird von dem Leid und der Zerstörung durch den verbrecherischen Angriffskrieg Russlands erzählen. Und sie wird um Spenden bitten, die sie an Kollegen, Freunde und Bekannte in der Ukraine ebenso weiterleitet wie an Menschen auf der Flucht.
Immer wieder reisen Lukasheva und Schriefl in die Ukraine, um Musik zu machen
Tamara Lukashevas Familie und viele ihrer Freunde sind noch dort, wo sie aufgewachsen ist: in der Ukraine, genauer gesagt in Odessa, einer Millionenstadt am Schwarzen Meer. 2010 kam die hochtalentierte Musikerin mit dem Faible für Jazz nach Deutschland, um zu studieren. An der Musikhochschule in Köln wurde sie aufgenommen. Dort lernte sie Matthias Schriefl kennen, die beiden machen gemeinsam Musik unter dem Duo-Namen „Matria“. Immer wieder unternahmen sie Konzertreisen in die Ukraine. Inzwischen hat auch Schriefl dort viele Freunde.
Keine weiteren Geschäfte mit dem verbrecherischen russischen Regime, fordert Tamara Lukasheva
Beide bedrückt, was nun in dem Land geschieht. Und beide plädieren dafür, dass der Westen und die Nato gegen die Aggression Russlands helfen. „Schließlich verteidigt die Ukraine gerade auch die Werte Europas“, sagt Tamara Lukasheva. Sie will zudem nicht akzeptieren, dass Deutschland noch Öl und Gas von Russland kauft. „Es kann nicht sein, dass wir weiter Geschäfte mit dem Land machen angesichts der unfassbaren Verbrechen. Das ist eine zynische Doppelmoral.“
Auch Jazz-Schlagzeuger Harald Rüschenbaum spielt mit
Seit zwei Wochen sind Lukasheva und Schriefl unterwegs, um bei Benefizkonzerten in Köln, Wuppertal oder Düsseldorf Geld zu sammeln. Nun kommen sie ins Allgäu. Im Oyer Kurhaus treten sie im Duo auf, beim „Friedenskonzert“ in der Marktoberdorfer Filmburg ist der Schlagzeuger Harald Rüschenbaum dabei. Der musikalische Schwerpunkt liegt auf traditionellen Liedern aus der Ukraine, es erklingen zudem Stücke „mit ukrainischem Flair“ aus der Feder von Lukasheva, die 2021 den WDR-Jazzpreis erhielt. Mit beidem wollen sie eine Brücke schlagen und den Allgäuer Zuhörern die Kultur des osteuropäischen Landes vermitteln. „Wir spielen energische, fröhliche, traurige und kämpferische Lieder“, sagt Schriefl. Brücken bauen heißt auch: Die ukrainische Musik wird verwoben mit der Allgäuer, und das Ganze wird den Geist des Jazz und der Weltmusik atmen. Gewiss packt Schriefl neben seinen Blechblasinstrumenten auch das Akkordeon und das Alphorn aus.