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„Wir haben weiter offen“

Trotz im Allgäu

„Wir haben weiter offen“

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    Ulrike Herb (rechts) bedient in der Metzgerei Rauch in Waltenhofen-Hegge ihre Kunden mit Handschuhen.
    Ulrike Herb (rechts) bedient in der Metzgerei Rauch in Waltenhofen-Hegge ihre Kunden mit Handschuhen. Foto: Martina Diemand

    Wegen der Ausgangsbeschränkungen im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie verlassen zahlreiche Menschen kaum noch das Haus. Viele decken sich mit Lebensmitteln nur noch einmal in der Woche in einem Supermarkt ein. „Dabei haben auch wir jeden Tag offen und bieten täglich frische Produkte“, sagt Metzgermeister Georg Greiff aus Memmingen, Obermeister der Fleischer-Innung Allgäu. Denn auch die Metzgereien gehören zu den Grundversorgern, die selbst in Krisenzeiten für die Bevölkerung Lebensmittel herstellen und verkaufen. Dazu zählen auch die Bäcker und Konditoren, die ebenfalls trotz der Allgemeinverfügung ihre Läden geöffnet halten dürfen.

    Greiff betreibt drei Metzgereien in Memmingen und eine in Babenhausen (Unterallgäu). Gerade in Memmingen, wo wegen der Ausgangsbeschränkung „die Innenstadt so gut wie tot ist“ (Greiff), kommen jetzt weniger Kunden als früher in die Geschäfte. Aber die Leute kaufen dafür etwas mehr als sonst und greifen immer noch zu haltbaren Sachen wie Portionswurst oder vakuumverpackten Fleisch. Am Tag, als der bayerische Ministerpräsident Markus Söder die Ausgangsbeschränkung verfügte, hat Greiff einen neuen Lieferservice eingerichtet: Die Kunden bestellen Fleisch und Wurst am Vormittag – am Nachmittag wird dann ausgeliefert. Vor allem Stammkunden nehmen diesen Service an: „Mir wurde sogar schon einmal am Gartenzaun applaudiert, als ich mit einem Firmenwagen die Waren gebracht habe“, freut sich Greiff über die Dankbarkeit vor allem älterer Menschen.

    Begeistert von seinen Kunden ist auch Hans-Peter Rauch, Metzgermeister in Waltenhofen-Hegge (Oberallgäu) und Präsident der Handwerkskammer Schwaben: „Die Leute beachten alle Vorschriften, halten voneinander Abstand und warten, bis sie dran sind.“ Am vergangenen Samstag, als die Ausgangsbeschränkungen in Bayern in Kraft traten, „gab es einen ganz klaren Cut“, sagt Rauch. Da seien wenige Kunden gekommen. Inzwischen habe sich die Lage normalisiert. „Seit dieser Woche verkaufen wir eigentlich nicht mehr und nicht weniger im Geschäft.“ Dafür ist der Party-Service völlig zum Erliegen gekommen. Denn es finden ja keine Sitzungen, Empfänge und kleinere Feiern mehr statt. Und auch die Kantinen, die Rauch belieferte, haben nun zu. Dafür läuft der Lieferservice ganz gut. Die Metzgerei Rauch bringt auch Wurst, Fleisch und warme Imbisse nach Hause.

    „Es ist ruhiger geworden“

    Hat sich bei den Metzgereien die Lage ein Stückweit normalisiert, so ist der Kundenrückgang bei den Bäckereien dramatischer. „Es ist ruhig geworden“, umschreibt Johann Baldauf aus dem Westallgäuer Scheidegg, Obermeister der Bäcker-Innung Allgäu, die Situation. Viele Kollegen betreiben in ihren Läden auch ein kleines Café. „Diese Sitzecken sind jetzt alle zu“, sagt Baldauf, allenfalls „Coffee to go“ gehe in diesen Zeiten noch. Auch die Touristen fehlen seit zwei Wochen als Kunden, in Grenzgebieten ferner die Leute aus dem benachbarten Österreich. Und viele Kurkliniken und Hotels, die sonst von den Bäckern beliefert werden, haben inzwischen geschlossen.

    der schwierigen Umstände haben aber die gut 50 inhabergeführten Bäckereien im Allgäu weiterhin täglich geöffnet. Auch das Sortiment ist fast so umfangreich wie zu normalen Zeiten. Nur die Mengen sind geringer. Das ist auch so bei der Bäckerei Härle mit Hauptsitz in Blaichach (Oberallgäu) und Filialen in Immenstadt, Sonthofen und Fischen. Um die verschärften Hygiene-Vorschriften einzuhalten, tragen die Mitarbeiterinnen alle Handschuhe. Kasse und Warenausgabe sind getrennt, Theke und Hilfsmittel werden regelmäßig desinfiziert, berichtet Geschäftsführer Robert Härle.

    Und obwohl das Geschäft in den Bäckereien derzeit gedämpft läuft, baut das Blaichacher Unternehmen weiter auf die Zukunft: Am 6. April eröffnet Härle eine weitere Filiale in Oberstdorf – Corona zum Trotz.

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