In einer kleinen Gemeinde im Landkreis Weilheim-Schongau hat ein Wolf ein Schaf gerissen – am hellichten Tag. Der Vorfall löste nicht nur im benachbarten Ostallgäu erneut Diskussionen aus. Das Thema Wolfsmanagement flammt in Bayern immer wieder auf – zuletzt, weil der Freistaat mittlerweile erste Weidegebiete definiert hat, die als „nicht zumutbar schützbar“ gelten.
Bei Angriffen auf Nutztiere können dort beispielsweise Ausgleichszahlungen auch ohne vorangegangene Herdenschutzmaßnahmen geleistet werden. Zu besagten Gebieten gehören große Teile des südlichen Oberallgäus sowie kleinere Bereiche im südlichen Ostallgäu und im Landkreis Lindau. Aktuell geht es bei der Kategorisierung vor allem um Berggebiete, weitergehende Bewertungen in den bayerischen Alpenlandkreisen sollen folgen. Doch reicht das aus?
"Schritt in die richtige Richtung"
„Es ist ein Schritt in die richtige Richtung, aber es ist nicht genug“, sagt Eric Beißwenger. Der Oberallgäuer CSU-Landtagsabgeordnete ist seit Kurzem Präsident der „Arbeitsgemeinschaft Bayerische Bergbauern“ und fordert: „Der Schutzstatus des Wolfes muss herabgesetzt werden.“
Im Klartext hieße das, dass ein Abschuss leichter möglich wäre. „Nur so können nicht schützbare Gebiete in den Bergen weiter bewirtschaftet werden, was für den Erhalt der Kulturlandschaft unumgänglich ist.“ Außerdem bemängelt Beißwenger, dass die aktuelle Kategorisierung einem „Flickenteppich“ gleiche. Dies müsse beendet werden. Von Zäunen oder Herdeschutzhunden hält er eher wenig: „Wer einen wolfssichereren Zaun sehen will, der muss in den Zoo gehen.“ Entscheidend sei, die Zahl der Tiere zu regulieren, sagt Eric Beißwenger.

Wölfe im Allgäu: Jetzt handeln
Das fordert auch Erich Krug, Leiter der Geschäftsstelle Kempten-Lindau des Bayerischen Bauernverbandes. „Man muss jetzt handeln, bevor sich große Rudel ansiedeln“, sagt er. Die Bestimmung nicht schützbarer Weidegebiete sei zwar gut, löse aber nicht das Problem. Eine Zahl zu nennen, wie viele Tiere die Region vertrage, sei allerdings „schwierig“.
Nach Angaben des Bayerischen Landesamts für Umwelt (LfU) gibt es im Freistaat aktuell in neun Regionen standorttreue Tiere – darunter auch in den Allgäuer Alpen. Seit 2018 soll sich demnach ein Rüde in der Gegend aufhalten. Zuletzt wurde ihm im März diesen Jahres ein Riss auf österreichischer Seite nachgewiesen.
Platz für 13 Wolfsrudel im Allgäu
Der Schweizer Biologe Marcel Züger rechnete jüngst bei einem Vortrag in Fischen vor, dass im Allgäu Platz für 13 Rudel wäre. Er warnte vor einer „exponentiellen Vermehrung“. Nach Angaben der Dokumentations- und Beratungsstelle des Bundes zum Thema Wolf besteht ein Rudel aus etwa fünf bis zehn Tieren.
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