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„Zu Qualität gehört auch Pünktlichkeit“ - Diese Kritik üben Allgäuer an der Deutschen Bahn

Zugverkehr im Allgäu

„Zu Qualität gehört auch Pünktlichkeit“ - Diese Kritik üben Allgäuer an der Deutschen Bahn

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    Mit der Pünktlicheit hapert es bei der Bahn. Für Probleme sorgen beispielsweise eingleisige Streckenabschnitte. Deren Ausbau fordert der Fahrgastverband.
    Mit der Pünktlicheit hapert es bei der Bahn. Für Probleme sorgen beispielsweise eingleisige Streckenabschnitte. Deren Ausbau fordert der Fahrgastverband. Foto: Ralf Lienert (Archiv)

    Nur 79,3 Prozent in Lindau-Hauptbahnhof, nur 66 Prozent in Reutin – und bei der Ankunft aus dem Allgäu in Ulm stellenweise nur 48 Prozent: Die Pünktlichkeitsquoten der Bahn im Allgäu waren 2021 mindestens ausbaufähig, wie ein Bericht unserer Redaktion kürzlich offenbarte. Gerade beim Anschluss an den Fernverkehr in Ulm seien die Werte „einfach unterirdisch“, klagte damals der Oberallgäuer Landtagsabgeordnete Thomas Gehring (Grüne). In der Region gibt es durchaus Unmut ob der mangelnden Pünktlichkeit – sie ist aber nicht überall das drängendste Thema.

    „Die Pünktlichkeit im Allgäu muss sich verbessern“, fordert Dirk Kipper-Gobin, Sprecher für das Allgäu beim Fahrgastverband ProBahn. Es könne nicht sein, dass in Ulm eine Anschlusszeit von zehn Minuten nicht mehr für sicheres Umsteigen ausreiche und man dort eine Stunde einkalkulieren müsse. „Auch in Memmingen oder für Pendler zwischen Kaufbeuren und Landsberg gibt es Probleme, Anschlusszüge zu erwischen. Das ist bedenklich.“

    Bahnfahren im Allgäu: Urlauber und Geschäftsreisende machen schlechte Erfahrungen

    Quantität und Qualität seien bei der Bahn gleichermaßen wichtig, mahnt auch Füssens Tourismusdirektor Stefan Fredlmeier und fügt an: „Zur Qualität gehört auch die Pünktlichkeit.“ Er verweist auf eine selektive Wahrnehmung. Sind Bus oder Bahn pünktlich, falle das nicht auf – das Gegenteil dagegen sofort. Verpasse man dann noch einen Anschlusszug, sei das für viele Urlauber, aber auch Geschäftsreisende eine schlechte Erfahrung. „Pünktlichkeit ist deshalb herausragend wichtig, auch für die Akzeptanz der Bahn als Alternative zum eigenen Auto.“

    In Füssen möchte man die Gäste motivieren, per Bahn anzureisen und investiert daher in Gästekarten, die auch die Nutzung von Bussen und Zügen ermöglichen. Man müsse die Mobilitätswende mit aller Macht forcieren – als Tourismusort und als Gesellschaft, sagt Fredlmeier. Dafür müsse die Bahn pünktlich sein. „Die Pünktlichkeitswerte im Allgäu sind deshalb ein echtes Problem.“

    Auch die Bayerische Eisenbahngesellschaft (BEG), Besteller des Regionalverkehrs, erklärte auf Anfrage, Pünktlichkeit und Anschlusssicherung seien wichtig für die Attraktivität der Schiene. Ursache der „unterdurchschnittlichen Pünktlichkeit“ im Allgäu seien externe Faktoren, wie zum Beispiel Wintereinbrüche oder Gleisabsenkungen bei Lindau-Aeschach im Frühjahr 2021, aber auch „eigenverursachte Probleme“.

    So seien 2021 die verstärkt eingesetzten Fahrzeuge der Firma Pesa anfangs besonders störanfällig gewesen. Die BEG wirke jedoch auf die DB Netz, den Betreiber der Infrastruktur ein, um Verbesserungen zu erreichen – der begrenzte Platz auf den Schienen sei aber nicht kurzfristig erweiterbar, zum Beispiel auf der Illertalbahn.

    Bahn wehrt sich gegen Vorwürfe - und verweist auf die Infrastruktur im Allgäu

    Auch die Bahn verweist auf Anfrage auf die Infrastruktur. So sei die Illertalbahn nicht nur eingleisig, sondern auch stark befahren. Verspätungen wirkten sich deshalb auf nachfolgende und entgegenkommende Züge aus – und können wegen der hohen Auslastung „teilweise auch über einen längeren Zeitraum nicht abgebaut werden“, sagt eine Sprecherin.

    Man habe mit einer Optimierung der Fahrzeiten jedoch „wiederkehrende Verspätungsursachen“ beseitigen können. Allerdings beeinflussten die Umbaumaßnahmen wegen des Neubaus der Strecke Wendlingen-Ulm die pünktliche Abfahrt und Ankunft am Ulmer Hauptbahnhof.

    Das Problem der Anschlüsse will die BEG jedoch angehen. Fahrgäste sollen ihren Anschlusswunsch künftig per Smartphone melden können, damit sie nicht mehr auf das Begleitpersonal angewiesen sind. Die App solle im Laufe des Jahres zur Verfügung stehen. Fahrgastvertreter Kipper-Gobin fordert dagegen punktuelle Ausbauten für mehr Kreuzungsmöglichkeiten auf den Strecken. „Ich möchte künftig wieder meine Uhr nach dem Zug stellen können“, fordert er. Bei Ausbesserung und Personal werde derzeit alles auf Minimum gefahren. Es sollte aber nicht nur der billigste Anbieter zum Zug kommen. „Wenn sich das ändert und die Infrastruktur gepflegt wird, kommt die Pünktlichkeit von alleine.“

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