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Brandstiftung und Verwüstung: Hintersteiner Kutschenmuseum fällt Vandalen zum Opfer

Allgäuer Kultmuseum

Brandstiftung und Verwüstung: Hintersteiner Kutschenmuseum fällt Vandalen zum Opfer

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    Vermutlich war es Brandstiftung im Außenbereich des Hintersteiner Kutschenmuseums: ein Pavillon brannte in der Nacht auf Sonntag ab. Innen wüteten Vandalen: Sie warfen historische Kutschen um, schlugen deren Glasscheiben ein, schleuderten Tierpräparate wie Fuchs und Bär in die Ecke. „Es sieht aus wie nach einem Erdbeben“, sagt der Begründer und Betreiber des kultigen Kleinods, Martin Weber (58), am Tag danach. Der Schaden lasse sich nicht beziffern. Weber sammelt seit Jahrzehnten historische Kutschen. Das Museum ist immer offen und kostet keinen Eintritt.

    Hier geht's zu unserer Reportage über das kultige Hintersteiner Kutschenmuseum!

    „Ich werde Hilfe für den Wiederaufbau brauchen“, sagt der Sonthofer, der sein kleines Museum bei Hinterstein auch mit Puppen und Heinzen, Tellern und Spiegeln, Tierpräparaten und Plastikblumen dekoriert hat. Das gefällt nicht jedem, aber vielen.

    Schon vor Monaten stand in einem Facebook-Eintrag der Museumsseite: „Ich kann nur hoffen, dass diese beeindruckende Sammlung niemals irgendwelchen Vandalen zum Opfer fällt.“

    Ich dachte immer, es gibt ihn, den Respekt vor dem, was ein Mensch mühevoll aufbaut. Aber dieser Respekt scheint verloren gegangen zu sein.Editha Kuisle (2. Bürgermeisterin)

    Jetzt ist es passiert – und nicht nur Einheimische sind entsetzt. Zweite Bürgermeisterin Editha Kuisle sagt: „Ich dachte immer, es gibt ihn, den Respekt vor dem, was ein Mensch mühevoll aufbaut. Aber dieser Respekt scheint verloren gegangen zu sein.“ Hindelangs Tourismusdirektor Maximilian Hillmeier ist „geschockt, was das Ausmaß der Verwüstung betrifft. Es ging den Tätern wohl um pure Zerstörung“. Das Kutschenmuseum gehöre zu den „Sehenswürdigkeiten von überregionaler Bedeutung im südlichen Oberallgäu mit ungefähr 50.000 Besuchern pro Jahr“.

    Sehenswürdigkeit von überregionaler Bedeutung

    Ein Hintersteiner hatte am Sonntagmorgen gegen 3 Uhr Flammen gesehen und die Feuerwehr verständigt, die sofort ausrückte und den lichterloh brennenden Pavillon löschte. „Der war nicht mehr zu retten“, sagt Hintersteins Kommandant Matthias Stetter. Das Hauptgebäude, das 2018 erneuert wurde, blieb äußerlich unbeschädigt.

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    Die Kriminalpolizei hat ihre Untersuchungen aufgenommen, Beamte waren vorgestern und auch gestern vor Ort. „Wir ermitteln mit Hochdruck. Es gibt aber noch keine heiße Spur“, sagt Polizei-Pressesprecher Dominic Geißler. Er selbst stammt aus dem Hindelanger Ortsteil Oberjoch und auch für ihn war es wie ein „Schlag“, als er von der Verwüstung hörte: „Ich kenne das Kutschenmuseum seit Kindertagen.“ Ein historischer Bestattungswagen war die prunkvollste Kutsche im Museum. „Die Scheiben sind eingeschlagen, das lässt sich nicht mehr reparieren“, sagt Weber. „Es gibt ja auch kaum noch Handwerker, die so etwas richten können.“

    Viel Solidarität mit Martin Weber und seinem Lebenswerk

    Schon mehrfach seien Feuerlöscher aus dem Museum geholt und draußen versprüht worden. Das sei mindestens siebenmal passiert. Weber spricht von „Schabernack“. Er dachte sich, „damit muss ich eben leben“. Dass es aber zu einem Anschlag kommt, das hätte er nicht für möglich gehalten.

    2018 bis Mitte 2019 war sein Museum geschlossen wegen Sanierungsarbeiten. Beim Brandschutz musste nachgebessert werden. Die Notausgänge sind nun für jeden sichtbar. Weber sagt, er habe „ungefähr 75.000 Euro in die Erneuerungsarbeiten gesteckt, unter anderem in ein neues Hauptgebäude im 800 Quadratmeter großen Areal, das nur zu Fuß oder mit dem Rad von Hinterstein aus zu erreichen ist.

    Das Museum liegt auf Familiengrund. Weber ist in Hinterstein aufgewachsen. Er ist seit einigen Jahren wegen einer Krankheit berufsunfähig. Das Museum ist sein Lebenswerk. Er möchte den Menschen damit eine Freude machen. Am Sonntag begann er bereits, das Gelände wieder aufzuräumen. Es bleibe „eingeschränkt offen“. Tourismusdirektor Hillmeier sagt: „Von Gästen und Einheimischen erfahren wir unglaublich viel Solidarität mit Martin Weber.“

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