Es gibt "Helden der Arbeit", die sich auch dann an ihren Schreibtisch schleppen, wenn der Schädel brummt und die Nase trieft. Was tun bei Erkältung oder einem grippalen Infekt? Zur Arbeit gehen oder lieber zu Hause bleiben? Wenn neben lokalen Beschwerden systemische Infektzeichen wie Fieber, Schüttelfrost oder auch Gliederschmerzen hinzukommen, gehöre man ins Bett, sagt Dr. Florian Porzig, Allgemeinarzt aus Fischen. Auch bei Magen-Darm-Beschwerden mit Erbrechen und Durchfall rät er, sich eine Auszeit zu nehmen.
Bei den klassischen Erkältungskrankheiten werden die Krankheitserreger durch die sogenannte "Tröpfcheninfektion" weitergegeben, erläutert Porzig. "Beim Sprechen, durch Niesen oder Husten." Ein weiterer häufiger Übertragungsweg seien die Hände. Insofern könne ein Einzelbüro das Infektionsrisiko für andere senken, "aber nur, wenn ich mich auch die ganze Zeit darin zurückziehe", lässt Porzig wissen.
Mindestens 24 Stunden fieberfrei
Theoretisch sei ein Mundschutz effektiv. "Aber es fehlt die gesellschaftliche Akzeptanz. Und ein Mundschutz ist nach längerer Zeit lästig", sagt Boris Ott, Allgemeinmediziner aus Blaichach und Beisitzer im Vorstand der Oberallgäuer Hausärzte.
Wer sich dennoch zur Arbeit schleppt und sich für ein Vorbild an Pflichterfüllung und Selbstlosigkeit gegenüber dem Arbeitgeber hält, sollte unter anderem darauf achten, "mindestens 24 Stunden fieberfrei zu sein", rät Mediziner Porzig. Daneben sollte eine deutliche Besserung der bestehenden Symptome vorliegen. Vorsicht sei geboten, wenn man sich mit fiebersenkenden Mitteln selbst kurieren möchte. Bei erhöhter Temperatur sollte man sich untersuchen lassen, um herauszufinden, warum der Körper mit Fieber reagiert.
Kein Mitarbeiter wird erfahrungsgemäß dafür gelobt, dass er sich krank zur Arbeit schleppt, Kollegen ansteckt und vielleicht nur 60 Prozent leistet.Boris Ott, Allgemeinmediziner
Bei Fieber kann man es auch mit Wadenwickeln versuchen, sagt Ott. Dabei sollte man nicht zu kalt beginnen und die Temperatur der Wickel stufenweise senken. "Das Ziel ist Beschwerdelinderung, nicht fieberfrei zu werden", betont der Allgemeinmediziner. Verschwinden die Beschwerden immer mehr, müsse jeder selbst entscheiden, wann er wieder arbeiten möchte. Man sollte sich fragen, "ob ich acht Stunden produktiv arbeiten kann". Der Chef habe ein Recht auf 100 Prozent Leistung. "Kein Mitarbeiter wird erfahrungsgemäß dafür gelobt, dass er sich krank zur Arbeit schleppt, Kollegen ansteckt und vielleicht nur 60 Prozent leistet", meint Ott.
Abstand halten: Wenn der kranke Kollege auf die Pelle rückt...
Und wie kann ich mich vor Kollegen schützen, die partout nicht zu Hause bleiben, wenn sie krank sind? "Mit einfachen Basismaßnahmen wie Abstand zum kranken Kollegen halten und Händeschütteln vermeiden", rät Porzig. "Zudem senkt häufiges Stoßlüften die Keimzahl im Büro und damit die Ansteckungsgefahr", lautet der Tipp des Hausarztes aus Fischen.
Ein kranker Kollege mit ausgeprägten Infektzeichen wie Fieber, Schüttelfrost oder Gliederschmerzen sei eine potenzielle Infektionsquelle für die Mitarbeiter. "Deshalb muss er zu Hause bleiben", sagt Porzig kategorisch. Bei leichteren Infekten oder Befindlichkeitsstörungen sollte man auf eine Fähigkeit vertrauen, die manch einem in solchen Situationen etwas abhandengekommen ist: "Auf sein Bauchgefühl hören und einen gesunden Menschenverstand vertrauen". Wenn ein sichtlich kranker Mitarbeiter partout nicht zu Hause bleiben möchte, helfe nur noch eine Radikalkur. "Den Kollegen vom Arbeitsplatz entfernen ...", sagt Ott.