Markerschütternde Schreie hallen durch den dunklen Raum, blutrot flackert das Licht, von den Wänden starren furchterregende Fratzen mit großen Augen. Willkommen in der Geisterbahn. Doch nicht in irgendeiner, sondern im wohl einzigen Garagen-Gruselkabinett weit und breit! Unglaublich: Mitten im kleinen Unterallgäuer Ort Sontheim hat ein Familienvater seine Doppel-Garage extra zu Halloween in eine waschechte Geisterbahn umgebaut. Hier lehrt er Freunden, Verwandten und Nachbarn das Fürchten – und das besser, als es manches überteuerte Grusel-Fahrgeschäft auf dem Rummel kann.
Vor vier Jahren rief "Geister Joe" seine eigene private Horrorshow ins Leben. Der Anlass: Die erste Halloween-Party seiner ältesten Tochter Rebecca, die dafür vom Papa ein ganz besonderes Geschenk bekam: die Garagen-Geisterbahn. Mit viel Liebe zum Detail, seiner Begeisterung für Technik und Tüftelei und einer riesigen Portion Kreativität verwandelte der Sontheimer seinen Auto-Abstellplatz in ein Kabinett des Horrors.
Und das sieht so aus: Der Wagen, der die Gruselfans durch die schaurige Show fährt, ist ein umgebauter Rollstuhl. Die beiden Armlehnen zieren Totenköpfe, über der verkleideten Rückenlehne blitzt eine Stroboskoplampe, die auf Knopfdruck für atemraubende Effekte sorgt. An den Wänden: Per Fernbedienung gesteuerte Skelette mit weit aufgerissenen Mündern, der Sensenmann, Horrorclowns mit leuchtenden Augen. Verkleidet ist die gesamte Garage wie ein verlassenes altes Verlies.
"Ich mach's, weil's mir Spaß macht"
In jedem der unzähligen Accessoires sieht man "Geister Joes" Liebe zum Detail. Das ganze Jahr baut er an den schaurig-schönen "Bewohnern" seines Gruselkabinetts. Sechs Wochen vor Halloween beginnt er mit der Installation in der Doppel-Garage. Bis spät in der Nacht wird geklebt, geschraubt und gebastelt. "Bin ich verrückt?", lacht er. "Nee, ich mache das, weil's mir Spaß macht! In erster Linie das Kreative, aber auch die Technik dazu: Ob das jetzt ein Motorantrieb ist, oder eine Elektronik, wie zum Beispiel ein Licht, das ein Accessoire erst besonders macht."
Auch seine beiden Töchter Rebecca und Ronja sind riesige Gruselfans und haben als leibhaftige "Gespenster" sogar eine wichtige Rolle in der Garagen-Geisterbahn. Mit weißgeschminktem Gesicht versteckt sich Rebecca in einem Korb, nur ihr "abgehackter" Kopf blickt hervor und lässt einem das Blut in den Adern gefrieren. Ronja lauert derweil als Monsterkobold in einem Käfig und sorgt mit einem kräftigen Schrei für Gänsehaut bei den vorbeifahrenden Gästen. "Das Coole ist, dass man alles machen kann, was man will", sagt sie strahlend. "Hauptsache, die Leute erschrecken."
Nur für handverlesene Gäste
Und das gelingt von der ersten Sekunde an. "Willkommen in meinem Heim! Ab hier gibt es für Dich kein Zurück mehr…", knarzt eine tiefe, furchteinflößende Stimme aus den Lautsprechern, sobald der umgebaute Rollstuhl mit dem Besucher ins Dunkle der Geister-Garage eintaucht. In den Genuss der schaurig-unvergesslichen Fahrt kommt übrigens nur eine kleine Anzahl handverlesener Gäste.
"Geister Joe", der aus diesem Grund auch seinen richtigen Namen nicht nennen mag, will das Erlebnis ausschließlich Freunden, der Familie und guten Bekannten vorbehalten. "Hier soll kein Rummel entstehen, wo plötzlich wildfremde Leute auftauchen. Das kann ich auch meinen Nachbarn nicht zumuten", sagt er. Die freilich kommen in den Genuss eines ganz exklusiven Ereignis: Rund um Halloween veranstaltet die Familie fast jedes Jahr für alle Eingeladenen an einigen Abenden ihre besondere Halloween-Party: Mit Umtrunk, Grusel-Buffet und der Fahrt in der einzigartigen Sontheimer Garagen-Geisterbahn.