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Der "König" der Technik

Vortrag über den Kini

Der "König" der Technik

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    Auf der Weltausstellung, die 1867 in Paris stattfand, wurde dieser maurische Kiosk als eines der ersten Fertighäuser präsentiert. Angetan von der Zinkplatten-Konstruktion, kaufte Ludwig den Kiosk wenig später. Heute steht er im Park des Schlosses Linderhof.
    Auf der Weltausstellung, die 1867 in Paris stattfand, wurde dieser maurische Kiosk als eines der ersten Fertighäuser präsentiert. Angetan von der Zinkplatten-Konstruktion, kaufte Ludwig den Kiosk wenig später. Heute steht er im Park des Schlosses Linderhof. Foto: Klaus Wankmiller

    Wieder einmal hat der Luxemburger Jean Louis Schlim im Museum der Bayerischen Könige mit einem Vortrag zu Traum und Technik von König Ludwig II. die Zuhörer begeistert. Der Wittelsbacherexperte verbringt seit 45 Jahren seinen Urlaub in Schwangau und will sich dort selbst einmal zur Ruhe setzen.

    Bei Errichtung des Königreichs Bayern im Jahr 1806 war das Land vor allem landwirtschaftlich geprägt. Industrie gab es nur in Augsburg und Nürnberg. Unter König Ludwig I. entstand eine erste Colorifère Heizung, die später auch auf Schloss Neuschwanstein Verwendung fand.

    Erst mit der Eröffnung der ersten Eisenbahnstrecke von Nürnberg nach Fürth 1835 erhielt die Technisierung Bayerns einen großen Anschub.

    Ludwigs Vater Maximilian II. förderte vor allem Eisenkonstruktionen, die im botanischen Garten in München und in der Schrannenhalle realisiert wurden. Unter seiner Regentschaft wurde mit dem Bau einer technischen Hochschule in München begonnen.

    Der Luxemburger Wittelsbacherexperte Jean Louis Schlim beschreibt in seinem Buch „Ludwig II. – Traum und Technik“ jede Menge technische Spielereien, die dem Märchenkönig den Alltag erleichterten.
    Der Luxemburger Wittelsbacherexperte Jean Louis Schlim beschreibt in seinem Buch „Ludwig II. – Traum und Technik“ jede Menge technische Spielereien, die dem Märchenkönig den Alltag erleichterten. Foto: Klaus Wankmiller

    Wilhelm Bauer gelang es, den im Bodensee gesunkenen Dampfer „Ludwig“ wieder mit Ballonen zu heben. Mit seinem „Deutschen Adler“, einem Vorgänger eines Hubschraubers, wurden im Krieg von 1870/71 Bomben abgeworfen.

    Maximilian nahm seinen Sohn Ludwig 1867 zur Weltausstellung nach Paris mit. Dort war der junge Prinz von einem aus Zinkplatten zusammengeschraubten „Fertighaus“ begeistert. Später erwarb er diesen „maurischen Kiosk“ und ließ ihn in den Park von Linderhof bringen.

    Ludwig II. initiierte selbst Industrieausstellungen und vergab Medaillen für innovative Erfindungen. Das Reisen mit der Kutsche war ihm zu anstrengend, so bevorzugte er die Eisenbahn. Es gab einen eigenen Hofzug mit einem Salon- und einem Terrassenwagen.

    Von München fuhr er damit nach Biessenhofen, von dort dann mit Pferd oder Kutsche nach Schwangau. Am Starnberger See nahm ein erstes Dampfschiff mit dem Namen „Tristan“ den Fahrbetrieb auf.

    Auf dem Dach der Münchner Residenz entstand 1870/72 ein Wintergarten mit einem künstlichen See, einem indischen Zelt mit Elefantenthron und einer Fischerhütte. Die aufwendige Konstruktion lieferte die Firma MAN.

    „Ohne Ludwig den II. gäbe es keine Blue Jeans“ Jean Louis Schlim

    Die Marienbrücke ersetzte als schlanke Eisenkonstruktion einen älteren, tiefer gelegenen Holzsteg. Beim Bau vom Schloss Neuschwanstein wurden ebenso technische Erneuerungen berücksichtigt. Die Konstruktion besteht oft aus Eisenträgern, die mit Putz verkleidet wurden.

    Bekannt ist auch das „Tischlein deck dich“, das dem König die Speisen aus der darunterliegenden Küche mit einer Kurbel nach oben brachte.

    Das erste Elektrizitätswerk

    Für Jean Louis Schlim ist die Grotte bei Schloss Linderhof „ein Kunstwerk sondergleichen. Mit einem Dampfkessel wurden Wellen erzeugt. Das erste Elektrizitätswerk Bayerns lieferte Strom“. Lange suchte man den passenden Blauton für die Beleuchtung, den schließlich BASF entwickelte.

    Er wurde später bei den ersten Blue Jeans in Amerika verwendet: „Ohne Ludwig den II. gäbe es keine Blue Jeans“, folgerte der Referent. Die Glühbirne in seiner Kutsche wurde mit einer Batterie gespeist.

    Den weiten Weg vom Schloss zum Badestand am Alpsee wollte Ludwig II. mit einer Ballonseilbahn überbrücken. Dazu ist es nicht mehr gekommen, weil der König 1886 starb. Doch war der Regent mit einem lenkbaren Luftschiff „dem Traum vom Fliegen sehr nahe“, resümierte Schlim.

    Das Buch „Ludwig II. – Traum und Technik“ von Jean Louis Schlim ist im München-Verlag erschienen.

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