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Die Praxis ist mehr als sein halbes Leben

Mediziner aus Pfronten

Die Praxis ist mehr als sein halbes Leben

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    Die drei von der Praxis: Auch wenn Dr. Dirk Stender (vorne) zum Jahresende in den Ruhestand geht, ist der Bestand der von ihm gegründeten Gemeinschaftspraxis in Pfronten gesichert. Mit Dr. Florian Türk steht ein junger Allgemeinmediziner Stenders langjähriger Praxispartnerin Dr. Karin Keller-Werner zur Seite.
    Die drei von der Praxis: Auch wenn Dr. Dirk Stender (vorne) zum Jahresende in den Ruhestand geht, ist der Bestand der von ihm gegründeten Gemeinschaftspraxis in Pfronten gesichert. Mit Dr. Florian Türk steht ein junger Allgemeinmediziner Stenders langjähriger Praxispartnerin Dr. Karin Keller-Werner zur Seite. Foto: Markus Röck

    Ein tolles Staatsexamen, ein Stipendium in Humangenetik – Dr. Dirk Stender stand vor einer großen Karriere. Doch er entschied sich anders: „Die Forschungsarbeit war die langweiligste in meinem Leben“, sagt er im Rückblick. Lieber arbeitete er mit Menschen, als im Labor. So wurde er Hausarzt. 39 Jahre ist seine Praxis in Pfronten alt, wenn er zum Jahresende mit 72 Jahren in den Ruhestand geht. 40.000 Patienten, darunter Touristen, haben sie in all den Jahren aufgesucht. Dabei wollten der gebürtige Westpreuße und seine Frau, die als Grundschullehrerin eine Stelle in Pfronten gefunden hatte, dort eigentlich nur zwei Jahre bleiben.

    Nicht der Forschung, sondern Sport aller Art gilt die Leidenschaft Stenders, der noch in diesem Jahr beim Halbmarathon in München mitlief. Mehr als 20 Jahre lang hatte er einst „mit großen Vergnügen und viel Engagement“ die Pfrontener Eishockeyspieler damals noch in der zweiten Liga betreut. So kam er auch zur Allgemeinmedizin: die Sportmedizin gehört zu ihr.

    Die Forschungsarbeit war die langweiligste in meinem Leben.Dr. Dirk Stender

    In vielen Kliniken fortgebildet

    Dass er Arzt werden wollte, habe er schon früh gewusst, sagt der im Schwarzwald aufgewachsene Mediziner, der sein Abitur in Calw ablegte. Er absolvierte einen Krankenpflegerdienst am Klinikum rechts der Isar in München und studierte in Tübingen. Das klinische Studium folgte in Hamburg. „Da setzte eine tolle Entwicklung ein“, sagt Stender. Doch trotz der Eins im Staatsexamen und des Stipendiums fand er in der Erforschung von Gewebeverträglichkeit – wichtig für die Transplantationsmedizin – nicht seine Erfüllung.

    Mit einem Tag der offenen Tür in der Praxis verabschiedet sich Dr. Dirk Stender am

    Mittwoch, 28. Dezember, von 9 bis 17

    Uhr von den Patienten, die er über all die Jahre betreut hat. Statt Sprechstunde sind an diesem Tag Kaffee, Sekt und Plaudereien angesagt.

    Stattdessen bildete er sich sieben Jahre lang in Kliniken im lothringischen Metz, in Hamburg, Pfronten und Füssen in verschiedenen Fachrichtungen fort, ehe er sich mit 33 Jahren mit einer eigenen Praxis selbstständig machte. Er übernahm den Arztsitz von Dr. Bieringer, als der sich zur Ruhe setzte, und empfing ab Januar 1978 seine Patienten an der Allgäuer Straße in Pfronten-Ried, wo die Praxis bis heute zu finden ist. Patient Nummer 1 zählt bis heute zu den „Kunden“. Als klassischer Hausarzt Patienten über Jahre hinweg zu betreuen, hilft Probleme zu erkennen, sagt Stender: „Wenn man sich so lange kennt, merkt man schnell, wenn sich etwas geändert hat.“

    Der Anfang war hart

    Dass die Stenders wegen der eigenen Praxis und der Geburt der beiden Kinder – je ein Sohn und eine Tochter – in Pfronten hängen blieben „ist nicht das schlechteste Schicksal“, meint er heute. Allerdings war der Anfang hart: „Ich war acht Jahre allein in der Praxis, es gab keinen Notarzt, kein nichts“, sagt Stender: „Da kam natürlich schon mal der Gedanke: Schaffst Du das auf Dauer?“

    1986 erhielt er Verstärkung: Dr. Bernhard Schmitt stieg als Partner ein und blieb, bis er 2011 in den Ruhestand ging. 2002 trat Dr. Karin Keller-Werner als weitere Partnerin in die Praxis ein. Sie wird diese auch weiterführen, unterstützt von Dr. Florian Türk, der vor zwei Jahren als junger Allgemeinarzt zum Team stieß. Als gelegentliche Urlaubsvertretung, so versichert Stender, wird er den Kollegen aber weiterhin zur Seite stehen.

    Gebraucht wird die Praxis auch künftig, ist Stender sicher, obwohl Pfronten mit acht niedergelassenen Hausärzten auf dem Papier sogar überversorgt sei. Dass die alle gut zu tun haben, liegt laut Stender nicht nur an der Altersstruktur der Bevölkerung Pfrontens, sondern auch daran, dass es für die Kliniken nicht mehr lukrativ ist, Patienten länger als unbedingt nötig zu behalten: „Die kommen teilweise sogar mit offenen Wunden“, sagt Stender. Um die darf sich dann der Hausarzt kümmern, der ohnehin durch die wachsende Bürokratie durch fortschreitende Diagnostik und Dokumentation belastet ist.

    Internationale Fertigkeiten

    Für seinen Ruhestand hat sich Stender, der zwischendurch auch eine Legislaturperiode lang im Pfrontener Gemeinderat saß, neben viel Sport vorgenommen, seine internationalen Fertigkeiten zu nutzen. In der französischen Zone nahe dem Elsass aufgewachsen, spricht er nicht nur sehr gut Französisch, was ihn für sein Engagement bei den Freunden Thoirys prädestinierte, sondern auch Englisch und Spanisch. Ärztlich begleitete Reisen wären eine Möglichkeit, das einzusetzen. Und auch das heimische Grün würde sich sicher über etwas mehr Aufmerksamkeit freuen, auch wenn Stender sagt: „Der große Gärtner war ich nie.“

    Mit einem Tag der offenen Tür in der Praxis verabschiedet sich Dr. Dirk Stender am Mittwoch, 28. Dezember, von 9 bis 17 Uhr von den Patienten, die er über all die Jahre betreut hat. Statt Sprechstunde sind an diesem Tag Kaffee, Sekt und Plaudereien angesagt.

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