Wie haben Sie Alfons Schuhbeck kennengelernt?
KWABENA OFORI: Ich hab damals in den Südtiroler Stuben, seinem Restaurant am Münchner Platzl, als Chef de Partie angefangen. Und da haben ich ihn eben kennengelernt und fand ihn als Mensch sehr interessant.
Wie haben Sie ihn denn als Chef empfunden?
OFORI: Er war als Chef sehr geradlinig und immer sehr fleißig. Und er war ehrlich, hat einem immer direkt ins Gesicht gesagt, was er gedacht hat. Und ich habe ihn auch als fair empfunden. Wenn er meine Soßen abgeschmeckt hat und sagte „passt“, dann wusste man, es passt. Das fand ich richtig gut.
Wie war denn die Stimmung in der Küche? In der Profi-Gastronomie herrscht ja durchaus ein rauer Ton.
OFORI: Der Chef war schon auch hart, das stimmt. Aber es ist halt so: Der hatte einen Stern und einen Ruf zu verteidigen, da muss man streng sein. Wenn die Leute einmal schlecht essen, dann sagen sie schnell: Zum Schuhbeck muss man nicht mehr hingehen. Es ging also schon streng zu, aber das ist in anderen Küchen auch so, nicht nur beim Schuhbeck.

Sie haben eben von seinem Ruf gesprochen. Der ist seit seiner Verurteilung wegen Steuerhinterziehung und den neuen Vorwürfen und dem aktuellen Prozess ja ziemlich ruiniert. Wie beobachten Sie denn den öffentlichen Umgang mit ihm?
OFORI: Ich finde, dass ihm vieles nicht gerecht wird. Ich höre zum Beispiel immer, dass ihm das alles recht geschehe und er noch länger ins Gefängnis gehören würde. Das finde ich nicht gut. Ich denke, er weiß, was er getan hat und dass er es auch bereut. Jeder redet da mit, hat eine Meinung. Niemand ist perfekt. Aber er steht eben in der Öffentlichkeit.
Sie haben auf Instagram einen Post veröffentlicht, in dem Sie geschrieben haben, dass es damals noch was bedeutet hat, wenn man gesagt hat, dass man mal bei Schuhbeck gearbeitet hat und dass das mittlerweile kaum mehr was wert ist…
OFORI: Ja, das hat sich brutal verändert. Wenn ich früher gesagt hab, dass ich beim Schuhbeck gekocht habe, haben die Leute gesagt: Oh, Mensch, super. Jetzt sagen sie: Oha, der Schuhbeck. Es geht dann nur um den Fehler, den er gemacht hat, nicht um seine Leistungen als Koch. Und das stört mich. Dass er so niedergemacht wird.

Haben Sie noch Kontakt?
OFORI: Nicht so richtig, ich habe ihn vor vier Jahren einmal angeschrieben, weil ich mein eigenes Gewürz-Label aufgebaut habe und von ihm wissen wollte, ob er mir Tipps geben kann. Und da hat er mir dann geantwortet und gesagt, dass er mir gar nicht so viele Tipps geben kann, bis auf den, immer mit dem Herzen dabei zu sein. Über diese Antwort hab ich mich gefreut. Und diese Art hat mich auch schon während der Arbeit geprägt, dass man immer alles mit voller Energie macht. Und als er dann im Gefängnis war, wollte ich ihn besuchen, aber das hat leider nicht geklappt.
Verfolgen Sie den neuen Prozess?
OFORI: Nein
Zur Person: Kwabena Ofori ist Koch und hat sich mit einem eigenen Geschäft selbstständig gemacht, in dem er unter anderem Gewürze und Saucen vertreibt.
Der Schuhbeck-Prozess
- Star-Koch Schuhbeck steht unter anderem wegen Insolvenzverschleppung und Betrugs mit Corona-Hilfen vor Gericht. Er hat die Tatvorwürfe im Wesentlichen eingeräumt. Das Geständnis, das Schuhbeck zu Beginn des Prozesses abgelegt hat, ist Teil eines sogenannten Deals zwischen allen Verfahrensbeteiligten. Schuhbeck erwartet nun eine Gesamtstrafe zwischen mindestens vier und höchstens vier Jahren und acht Monaten. Darin eingerechnet sind allerdings schon die drei Jahre und zwei Monate, zu denen das Landgericht München I Schuhbeck bereits im Jahr 2022 wegen Steuerhinterziehung verurteilt hatte.
- Nach Angaben seiner Anwälte ist Schuhbeck unheilbar an Krebs erkrankt und wird außerhalb des Gefängnisses behandelt. Der Vollzug seiner derzeitigen Haftstrafe ist aus gesundheitlichen Gründen bis Mitte September ausgesetzt.
- Weiter geht der Prozess am 14. Juli. Dann könnte er mit den Plädoyers von Staatsanwaltschaft und Verteidigung und dem Urteil gegen den früheren Sternekoch zu Ende gehen.


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