Update, 23. Juni, 14.47 Uhr: Ex-Wirecard-Chef Braun kommt gegen Millionenkaution auf freiem Fuß
Der festgenommene frühere Wirecard-Chef Markus Braun kommt gegen Kaution von fünf Millionen Euro weder auf freien Fuß. Das Amtsgericht hat den Haftbefehl gegen Auflagen außer Vollzug gesetzt, wie die Staatsanwaltschaft München am Dienstag mitteilte.
Update, 23. Juni, 13 Uhr: Braun will mit Ermittlern kooperieren
Der von der Münchner Staatsanwaltschaft festgenommene frühere Wirecard-Vorstandschef Markus Braun will nach Angaben der Ermittler kooperieren. "Er hat im ersten Gespräch seine Mitarbeit zugesagt", sagte am Dienstag die Sprecherin der Ermittlungsbehörde, Anne Leiding. Der österreichische Manager habe sich am Vorabend selbst gestellt und sei aus Wien angereist, nachdem er wohl von dem Haftbefehl erfahren habe. Vorgeworfen werden Braun derzeit "unrichtige Angaben" in den Wirecard-Bilanzen und Marktmanipulation, doch kommen auch andere Straftaten in Betracht. "Wir führen unsere Ermittlungen ergebnisoffen", sagte Leiding dazu.
Brauns sollte am Nachmittag einer Haftrichterin vorgeführt werden, die über die Fortdauer der Untersuchungshaft entscheiden wird. Möglicherweise ist Brauns Festnahme nicht die letzte in dem Skandal um mutmaßliche Luftbuchungen in Höhe von 1,9 Milliarden Euro, die den Dax-Konzern an den Rand des Abgrunds geführt haben. Der am Montag von Wirecard gefeuerte Jan Marsalek war bis vergangene Woche für das Tagesgeschäft verantwortlich. Nach Leidings Worten ist möglich, dass Marsalek nun ebenfalls per Haftbefehl gesucht wird: "Das kann ich weder bestätigen noch dementieren", sagte die Oberstaatsanwältin.
Das ist am Vormittag des 23. Juni geschehen
Im Bilanzskandal um den Dax-Konzern Wirecard ist der ehemalige Vorstandschef Markus Braun festgenommen worden. Das teilte die Münchner Staatsanwaltschaft am Dienstag mit. Demnach sei bereits am Montag ein Haftbefehl beantragt worden. Die Staatsanwaltschaft wirft Braun vor, die Bilanzsumme und die Umsätze von Wirecard durch vorgetäuschte Einnahmen aufgebläht zu haben. "Er hat sich gestellt", sagte eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft. Nun soll das Münchner Amtsgericht im Laufe des Tages über die Fortdauer der Haft entscheiden.
In dem Bilanzskandal geht es um mutmaßliche Luftbuchungen in Höhe von 1,9 Milliarden Euro, die das High-Tech-Unternehmen aus dem Münchner Vorort Aschheim an den Rand des Abgrunds getrieben haben.
Milliardensumme exisitiert offenbar nicht
Wirecard hatte Anfang der Woche eingeräumt, dass die Milliardensumme, die angeblich auf Treuhandkonten in Südostasien verbucht war, sehr wahrscheinlich nicht existiere. Im Zentrum des Skandals stehen der ehemalige Wirecard-Finanzchef in Südostasien und ein ehemaliger Treuhänder, der das mutmaßlich zum Großteil gar nicht existierende Geschäft mit Drittfirmen betreute.
Ermittler: Es gibt Mitwisser und Mittäter
Die Ermittler gehen nun jedoch davon aus, dass es Mitwisser beziehungsweise Mittäter in der deutschen Unternehmenszentrale gab. Untersuchungshaft kann verhängt werden, wenn die Justiz von Flucht- oder Verdunkelungsgefahr ausgeht. Die Münchner Staatsanwaltschaft ermittelt bereits seit Wochen gegen Braun, allerdings ursprünglich lediglich wegen des Verdachts, Anleger in zwei Ad-hoc-Mitteilungen falsch informiert zu haben.
Braun war nach Bekanntwerden des Skandals zurückgetreten. Seine ehemalige rechte Hand Jan Marsalek wurde vom Aufsichtsrat gefeuert. Marsalek hatte das Tagesgeschäft geleitet.
Wirecard braucht Lizenz für Geschäfte in Singapur
Der in einen Bilanzskandal verwickelte Zahlungsdienstleister Wirecard soll seine Geschäfte in Singapur mit einer eigenen Lizenz in dem Land am Laufen halten. Ein entsprechender Antrag des Unternehmens sei bei Singapurs Zentralbank eingegangen, teilte die dortige Finanzaufsicht MAS am Dienstag auf Anfrage mit. Die Behörde verlange von dem Unternehmen eine solche Lizenz nach dem neuen Gesetz für Zahlungsverkehrdienste, teilte ein Sprecher mit. Vorerst arbeite Wirecard mit einer Ausnahmeregelung.
Bisher wird das Geschäft des Dax-Konzerns in dem Land nicht von der MAS beaufsichtigt. Wirecard wickelt dort Zahlungen von Händlern ab und unterstützt Unternehmen bei der Ausgabe von Prepaid-Karten. In Singapur sitzt Wirecards Zentrale für die Asien-Pazifik-Region, in der der Konzern nach veröffentlichten Zahlen für 2018 fast 45 Prozent seiner Erlöse erzielte. Nur das Europageschäft war größer.
Milliardenschwerer Bilanzskandal
Wirecard steckt in einem milliardenschweren Bilanzskandal. In der Nacht zum Montag musste der Konzern einräumen, dass Bankguthaben auf Treuhandkonten in Höhe von insgesamt 1,9 Milliarden Euro "mit überwiegender Wahrscheinlichkeit nicht bestehen". Die Zukunft von Wirecard hängt nun vom Wohlwollen der Banken ab. Die Wirecard-Aktie befindet sich seit Donnerstag auf einer steilen Talfahrt. Da hatte das Unternehmen die Vorlage seiner Bilanz für 2019 ein weiteres Mal verschieben müssen. Am Dienstag legte der Aktienkurs nach der jüngsten steilen Talfahrt wieder zu.
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