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Funkenfeuer: Ist der Weltrekordversuch zu umweltschädlich?

Lustenau

Funkenfeuer: Ist der Weltrekordversuch zu umweltschädlich?

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    Die Hofstalder Funkenzunft strebt den welthöchsten Funken an. Bislang ist der Turm knappe 38 Meter hoch. Insgesamt soll er noch auf 58 Meter wachsen. Die Nägel sind Spezialanfertigungen, die sie selbst herstellen. Bislang hat der Verein 1600 davon verbaut.
    Die Hofstalder Funkenzunft strebt den welthöchsten Funken an. Bislang ist der Turm knappe 38 Meter hoch. Insgesamt soll er noch auf 58 Meter wachsen. Die Nägel sind Spezialanfertigungen, die sie selbst herstellen. Bislang hat der Verein 1600 davon verbaut. Foto: Christoph Kölle

    In über 100 Gemeinden in der Region werden kommendes Wochenende die Funkenfeuer lodern – die meisten am Sonntag. Wenig erfreulich sind die Wetteraussichten: Es soll vielerorts regnen. In der Vorarlberger Gemeinde Lustenau bei Bregenz wird der Funkensonntag verschoben – auf einen Samstag. Und zwar auf den 16. März. Dann soll dort ein 58,60 Meter hoher Funken abgebrannt werden. Das wäre ein Weltrekord für das „tallest bonfire“ – das höchste Lagerfeuer. Der alte Rekord liegt laut Guinnessbuch bei 47 Metern. Der wurde im Jahr 2016 im norwegischen Alesund aufgestellt.

    "Die Luftbelastung ist enorm, wenn eine derart große Menge an Holz im freien verbrannt wird." Naturschutzanwältin Katharina Linz

    Gegen den Riesenfunken in Lustenau hatten der Alpenschutzverein und ein Mediziner geklagt. Dadurch würden enorme Mengen Feinstaub freigesetzt, argumentiert auch die Vorarlberger Naturschutzanwältin Katharina Lins. „Eine so beträchtliche Menge Holz zu verbrennen, das ist ein Signal in die falsche Richtung“, sagte sie im Gespräch mit unserer Zeitung. Und fügte an: „Und das auch noch in einer Klima-Bündnisgemeinde“. Die für den Naturschutz im Ländle zuständige Lins sagte aber auch, sie sei nicht generell gegen Funkenfeuer. Dieses Großereignis mit einem über 58 Meter hohen brennenden Holzstapel bewertet sie zudem als „unberechenbar“ – vor allem, wenn es wieder stürmen sollte.

    Auflagen über Auflagen

    Der Riesenfunken am 16. März sei genehmigt, sagte gestern Magister Thomas Humpeler, Abteilungsleiter Wirtschaft und Umwelt bei der Bezirkshauptmannschaft in Dornbirn. In Vorarlberg sei das Abbrennen von unbehandeltem Holz im Rahmen der Brauchtumspflege vom 11. Februar bis 15. März erlaubt. Für heuer gebe es eine Sondergenehmigung bis 17. März. Eine Baugenehmigung brauche die Hofstalder Funkenzunft aus Lustenau nicht. Wohl aber müsse sich der Veranstalter an zahlreiche Auflagen der Gemeinde halten. Darin geht es unter anderem um Fluchtwege und Funkenflug. Und die Frage, bei welcher Windstärke das riesige Feuer überhaupt entfacht werden darf. Immerhin werden am Samstag in einer Woche bis zu 10 000 Besucher erwartet.

    Gefüllt ist der Funkenturm mit alten Paletten und Christbäumen. In der Mitte ist ein Schacht, der als Kamin dient.
    Gefüllt ist der Funkenturm mit alten Paletten und Christbäumen. In der Mitte ist ein Schacht, der als Kamin dient. Foto: Christoph Kölle

    Während die Mitglieder der Funkenzunft seit Wochen an dem Werk bauen, reißt die Diskussion in den sozialen Medien über Sinn oder Unsinn des Weltrekordversuchs nicht ab. Zwei Seiten stehen sich mehr oder weniger unversöhnlich gegenüber. Beispielsweise schreibt einer: „Diese Umweltverschmutzung darf auf gar keinen Fall geduldet werden und außerdem könnten viele Arme mit diesem Holz lange heizen“. Befürworter des Weltrekordversuchs dagegen bezeichnen die Gegner als Nörgler. Einer schreibt: „Es ist amtlich, wir sind ein Volk von Miesmachern.“ Ein anderer meint, man sollte jetzt noch Funkenfeuer veranstalten, bevor alles verboten wird.

    100 Tonnen Holz sollen brennen

    Nach Schätzungen werden am 16. März in Lustenau 100 Tonnen Holz in Flammen aufgehen. Beim Bau werden massive Balken in einem Achteck aufeinandergelegt. Weil jede Schicht dabei leicht versetzt ist, entsteht ein relativ stabiler Turm.

    Der Vorarlberger Funkenbrauch wurde 2010 in das Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes in Österreich aufgenommen. Die Funkenzunft Gaißau, ebenfalls in Vorarlberg, hatte im März 2000 laut Guinnessbuch einen Rekord mit einem 41 Meter hohen Feuer erzielt. Dafür wurden 24 Tannen mit einer Länge von je 20 Metern gebraucht, 100 Kilogramm Nägel und ein Kran für den Bau.

    Im Allgäu seien die jeweiligen Gemeinden für die Genehmigung von Funkenfeuern zuständig, sagt Brigitte Klöpf vom Oberallgäuer Landratsamt. Zu den Auflagen gehöre, dass nur unbehandeltes Holz, Gartenabfälle, Sträucher oder Schnittgut verbrannt werden dürfen.

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